Rezension Helga König:Wolfgang Graf Berghe von Trips: Erinnerungen an eine Rennfahrerlegende (Gebundene Ausgabe)

Vor noch nicht langer Zeit rezensierte ich "Briefe bewegen die Welt- Triumphe und Tragödien des Sports". Dort fand ich den Inhalt eines Briefes, der mich sehr neugierig auf den Menschen, der ihn einst schrieb, machte.

Verfasser war der Formel-1-Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips (4.5.1928-10.9.1961, eine der tragischsten Gestalten des Rennsports überhaupt. Die Zeilen schrieb er 1958 als Antwort auf einen Brief des Rennfahrers Jean Hérbert, dessen Leben er gerettet hatte. Als ich den Text las, fielen mir spontan die Worte Goethes ein, der uns allen ins Stammbuch geschrieben hat:"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut". 

Das traf auf diesen Mann, den einzigen Sohn eines Reichsgrafen, zu. In einem Interview soll er gesagt haben: "Ich will 105 Jahre werden, um Zeit zu haben, alle Musik zu hören, die ich hören will, alle Bücher lesen, die mich interessieren, und alle Frauen zu haben, die ich mir wünsche." Drei Jahre nachdem er, während eines Rennens seinem Kollegen Jean Hérbert das Leben gerettet hatte, verunfallte er in Monza und riss 14 Zuschauer mit sich in den Tod. Weitere 50 Rennsportbegeisterte wurden verletzt. 

 Im vorliegenden Bildband hat man Gelegenheit mehr über die Lebensgeschichte dieses wirklich gut aussehenden Mannes zu erfahren, der mich optisch sehr an Michael Schumacher erinnert. Mund und Augen verfügen über eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit. Was wissen wir schon über Wiedergeburt? 

 Das Buch beginnt mit einem Bericht über dieses dunklen Tag in der Rennsportgeschichte am 10.September 1961. Anschließend erinnern Zeitzeugen an Graf Berghe von Trips. Man hat hier Gelegenheit den Nachruf Dr. Hermann Harsterr auf den Toten zu lesen und erfährt, dass dieser leicht und schnell gestorben sei. Dies habe sein Gesicht verraten, das ganz friedlich angemutet habe. Das oberste Gesetz des Rennfahrers soll Ritterlichkeit gewesen sein und er soll ein Mensch gewesen sein, der die Stille liebte. Dr. Harster macht unmissverständlich klar, dass Graf Berghe von Trips an dem Unfall keine Schuld getragen habe. Vor einer Kurve habe er mit seinem schweren Ferrari schärfer abbremsen müssen, als der nachfolgende Lotus. Unwägbarkeiten und nicht nachmessbare Winzigkeiten haben zum Tod all der Menschen damals geführt.

Berichtet wird vom Tag nach dem Unfall und anschließend von den Lebensstationen Wolfgang Graf Berge von Trips, denen alte Schwarz-Weiß-Fotos vorangestellt sind. Abitur hat er 1951 an der Waldorf-Schule gemacht. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, besuchte anschließend eine höhere Landwirtschaftsschule. Als einziger Nachkomme der Familie sollte es das Anwesen seiner Eltern übernehmen und bewirtschaften. Alles kam anderes, durch sein großes Interesse am Rennsport und seine Fähigkeiten in diesem Metier, die Dr. Harster mit den Worten zusammenfasst: "Er war von anderer Art. Ein Mensch mit schnellen Augen, Lippen und Händen". 


Im Buch werden die einzelnen Stationen seines Werdegangs als Rennfahrer näher beleuchtet. Man hat immer wieder Gelegenheit neben den textlichen Informationen sich visuelle Eindrücke von ihm und den Fahrzeugen zu verschaffen, mit denen er seine Erfolge erzielte. 

 27 Starts bei Großen Preisen, zwei Grand 'Prix-Siege, 56 Weltmeisterschaftspunkte und der Titel des Vizeweltmeister 1961 sind das Ergebnis dieser Karriere, die so tragisch geendet hat. 


Dieser Mensch hatte keine Starallüren, liest man. Er soll trotz seiner adeligen Herkunft und seiner sportlichen Erfolge stets bescheiden geblieben sein und war für seine Ritterlichkeit und sportliche Fairness bekannt. Auf Burg Hemmersbach, dem Anwesen seiner Eltern, hat er sich in seiner wenigen Freizeit u.a. mit seiner Nelkenzucht befasst und seinem Hobby dem Filmen. Weshalb endet gerade ein solcher Mensch tragisch?

 Ein sehr gelungenes Buch über einen Mann, den man nicht vergessen sollte. 

 Empfehlenswert.

Helga König

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