Rezension Peter J. König: Automobile Design Graphics-A Visual History from the Golden Age to the Gas Crisis- Jim Heimann(Ed.) Steven Heller--Jim Donnelly-Taschen

Der hier vorliegende Bildband "Automobile Design Graphics" aus dem Taschen-Verlag zeigt anhand von künstlerischen Werbeplakaten, wie sich die Automobil-Industrie seit den Anfängen in den USA entwickelt hat, und wie die vielen Firmen, die es zu Beginn des mobilisierten Zeitalters gab für ihre Modelle geworben haben. Wenn man bedenkt, dass zwischen 1900 und 1930 allein in den Vereinigten Staaten mehr als 5000 Automobil-Hersteller versuchten ihre Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, wird klar, welcher Wettbewerb unter den Autobauern herrschte. Da bedurfte es ausgefallener Werbemethoden, um die Käufer anzulocken, und ihnen die jeweils eigene Automobil-Palette so schmackhaft wie möglich zu machen. 

Dazu dienten die Werbeplakate oder in zunehmenden Maß die Werbeproschüren, die auf höchst künstlerischem Niveau die schöne, neue Welt des Automobils präsentieren. Film- und Fernsehwerbung gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so gut wie nicht, umso werbewirksamer wurden Plakate und Broschüren gestylt. Eine Vielzahl von Werbeagenturen nahm sich dieser Kampagnen an, eine neu gestaltende Kunstrichtung wurde entwickelt, das Industrie-Design. 

Wie die Automobile auf dem Reißbrett wurden die Entwürfe für die Werbematerialien sehr kunstvoll in Zeichnungen auf Papier vorentworfen, um sie später mittels Druckverfahren zu vervielfältigen. Die besten Künstler Amerikas wurden engagiert, um möglichst ausdrucksstark das neue Lebensgefühl des Mobilzeitalters zu vermitteln. Diese Werbeproschüren und Plakate sind heutzutage als Kunstform des 20. Jahrhunderts sehr begehrt, ihr Wert ist mehr als beachtlich, werden sie doch auch wie treuere Kunst gehandelt. 

Der sehr hochwerte Bild-Kunstband aus dem Taschen-Verlag gibt großformatig und sehr detailliert einen Eindruck davon, welche Vielfalt von Werbematerialien die Automobilfirmen jener Zeit entwerfen ließen, wobei nicht nur die immer neuen Modelle ein Blickfang sein sollten, wichtig war ebenso ein Lebensgefühl und den Zeitgeist zu vermitteln. Das hier vorgestellte Werk gibt einen sehr anschaulichen Überblick darüber, welche Entwicklung die Automobile in den USA nahmen und wie sich diese vom Luxusgefährt zum Massenfortbewegungsmittel entwickelt haben. 

War in der damaligen Werbung die Technik noch eher nachrangiges Argument zum Autokauf, so kam es doch entscheidend darauf an, durch Styling und den Prestigegewinn durch das neue Modell die Käufer zu überzeugen. Vermitteln sollte dies möglichst beeindruckend die gezeichneten Plakate und Verkaufsproschüren. Um hier einen ersten Eindruck zu geben, sollen die einzelnen Kapitel zeigen, wie subtil und suggestiv die Werbemanager mit ihren Kunstmitteln auf Kundenfang gingen. 

Hier einige Auszüge: 
Es beginnt mit dem Eingangskapitel: 
Verlangen erwecken-Seite für Seite. Hier wird in englischer, deutscher und französischer Sprache die Entwicklung des Werbedesigns im amerikanischen Automobilmarkt erläutert und mit vielen Bildmaterialien gezeigt, wie sich darin der Zeitgeist widerspiegelt. 
Danach folgt der wesentliche Teil des Kunst-Bildbandes betitelt mit: Automobilprospekte und die Sublimierung des Verlangens. Hier werden auf mehr als 300 Seiten eine Unzahl von großartigen Bildentwürfen gezeigt, die jeweils die Fülle von neuen Modellen präsentieren, deren Namen überaus exotisch klingen und deren Präsentation spektakulär ist. Sie hier alle aufzuzählen, würde Seiten füllen, die meisten Automobilfirmen haben nur eine kurze Lebensdauer gehabt. Damit aber überhaupt die Namen von Herstellern hier genannt werden, soll sich auf die großen Firmen beschränkt werden, die selbst eine Fülle von immer neuen Modellen mit diesen Werbebotschaften auf den Markt gebracht haben, als da sind: 

Ford, General Motors und Chrysler mit ihren hunderten von Einzelmodellen. Wer kennt noch solche Hersteller wie Alco, Baker Electric, Cartetcar, Chadwick, Chalmers, Chandler, Cleveland , Cole, Columbia, Detroiter, Dodge Brothers, Erskine, Essex, Franklin, Garford, Gray, Hupmobile, Jeffery, King oder Marmon, sie alle wurden zwischen den Jahren 1900 und 1929 hergestellt und hier thematisiert. 

Mit "Dreams of Power and Joy" beginnt ein weiteres Kapitel. Es hat die Jahre 1930 bis 1946 zum Thema, die Automobile verändern sich, ebenso die Werbebotschaften auf den Verkaufsproschüren, doch immer noch sehr kunstvoll nur noch viel suggestiver. Mittlerweile sind nur noch die großen Hersteller am Markt, so etwa Buick, Chevrolet, Chrysler, Continental, De Soto, Dodge und natürlich Ford und General Motors die nach und nach alle kleineren Fabrikationen aufgekauft haben. Dazu sagt die Werbung nichts, über die Veränderung des Stylings aber umso mehr. 

Unter der Rubrik "Stalwarts of Marketing" werden die automobilen Jahre von 1947 bis 1961 vorgestellt und zum Schluss unter der Überschrift " Exaggerated Virtue" die Jahre 1962 bis 1973. Die Palette der Anbieter konzentriert sich nur noch auf einige wenige Großunternehmen, allen voran General Motors und Ford. Die aufwendigen, immer stylischer werdenden Marketing-Kampagnen finden nun innerhalb der automobilen Multi-Konzerne statt. 

Dann ist die Zeit der stilisierten Werbedruckmittel vorbei, denn Film und hauptsächlich das Fernsehen übernehmen es die lockenden Werbebotschaften an den Mann oder an die Frau zu bringen. Damit geht auch die Kunstform des künstlerischen, gedruckten Werbematerials seinem Ende entgegen. Sie hat ihren Weg ins Automuseum gefunden oder in die Hände einer Vielzahl von Sammlern. 

"Automobile Design Graphics" ist ein von Jim Hermann(Ed.), Steven Heller und Jim Donnelly in Zusammenarbeit mit Taschen konzipierter Kunst-Bildband, der zweifellos eine Rarität ist. Aus besten Materialien, sehr hochwertig wurde hier ein Werk auf den Markt gebracht, das selbst Kunst ist und eine besondere Kunstform des 20. Jahrhunderts illustriert. Automobilgeschichtlich höchst interessant, zeigt es auch genau, was die Menschen ästhetisch und emotional in dieser Zeit angesprochen hat. Äußerst gelungen, ist dieser Bildband eine Augenweide in jeder guten Hausbibliothek und dies nicht nur für Automobil-Liebhaber. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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