Rezension Thomas Nehlert: „Peter Falk – 33 Jahre Porsche – Rennsport und Entwicklung, Menschen, Autos, Geschichten “ – Autoren: Peter Falk, Wilfried Müller, Verlag McKlein Publishing, 2016

Bei keinem anderen Unternehmen haben sich die Namen und die Leistungen der führenden Ingenieure und Techniker auch den Fans der Marke so eingeprägt wie bei Porsche. Das hat mehrere Ursachen. Zum einen war Porsche bis vor nicht allzu langer Zeit ein relativ kleiner Hersteller mit wortwörtlich familiärem Charakter, zum anderen begünstigte das ununterbrochene Engagement im Automobilsport mit seinen besonderen Herausforderungen eine Ingenieursgeneration, die neben überragender fachlicher Kompetenz von überdurchschnittlichem Teamgeist und gesundem Ehrgeiz in der sportlichen Auseinandersetzung geprägt war. Vom Firmengründer Ferdinand Porsche bis zu den Vätern des aktuell siegreichen Porsche 919 Hybrid ziehen sich diese Eigenschaften wie ein roter Faden durch die Firmengeschichte. 

Bei näherer Befassung mit diesem Thema stellt man fest, dass aus der Gilde der großen Konstrukteure bei Porsche einer herausragt, der in seinem Auftreten und seinem Verhalten um sich selbst kein großes Aufhebens macht und für das Stuttgarter Unternehmen doch so viel geleistet hat: Peter Falk. Deshalb war es wirklich an der Zeit, dass sein Wirken für Porsche einmal in einem Buch seinen Niederschlag findet. McKlein Publishing in Köln legt hier in der "Edition Porsche Museum" eine umfangreiche Biografie vor, die für jeden Motorsport- und Porsche-Interessierten nicht nur Pflichtlektüre ist, sondern eine reine Freude darstellt. Schnell erkennt der Leser nämlich, was Peter Falk als Ausnahmeerscheinung kennzeichnet: Natürlich ist er ein großer Ingenieur mit gewaltigen Verdiensten besonders in den Bereichen Fahrwerksentwicklung und Fahrversuch; er ist aber auch ein brillanter Rennstratege und Rennleiter, er ist eine Führungspersönlichkeit, die in ihrer ruhigen und bestimmten sowie beispielgebenden Art die Mitarbeiter mitnimmt und motiviert; und er ist – das hebt ihn endgültig von anderen Berufskollegen ab – tatsächlich in der Lage, alle Rennwagen, an deren Konstruktion er beteiligt war, selbst bis in den Grenzbereich zu fahren! Er hat sie auch alle – mit Ausnahme des anfangs tückischen 917 – gefahren. 

Das Buch ist in sieben Abschnitte gegliedert, die sowohl nach Themen als auch chronologisch geordnet sind. Das erste Kapitel trägt die Überschrift "33 Jahre, drei Monate, drei Wochen und drei Tage" und gibt auf rund einhundert Seiten im Wesentlichen Peter Falks Blick auf Porsche im Kontext seiner beruflichen Laufbahn wieder. Zunächst wird seine Jugend gestreift: Grundschule, Humanistisches Gymnasium, Lehre bei DaimlerBenz, Studium des Maschinenbaus mit abschließendem Diplom. So waren bei Falk nicht nur die Voraussetzungen für eine Laufbahn als Diplomingenieur gelegt, sondern auch die Grundlagen für eine hohe Allgemeinbildung geschaffen, die ihn Zeit seines Lebens weit über den Tellerrand seines eigenen Berufsfeldes hinausblicken lassen. Seine Bewerbung bei Porsche war auf Anhieb erfolgreich, und so startete er Ende 1959 im Bereich Fahrwerksentwicklung und Fahrversuch, was auch genau seinen besonderen Interessen entsprach. 

Der Text des Buchs ist das Produkt einer Vielzahl von sehr langen Gesprächen, die der Autor Wilfried Müller mit Peter Falk geführt hatte. Durch ein unterschiedliches Schriftbild wird verdeutlicht, wann der Autor selbst biografische Ausführungen macht und wann Peter Falk im Originalton zu Wort kommt. Diese Form der Biografie liest sich nicht nur leicht und abwechslungsreich, sie führt auch zu einer bemerkenswerten Authentizität. 

Peter Falk war sowohl für zahlreiche Rennwagen als auch für die Entwicklung der Straßensportwagen von Porsche mitverantwortlich. Er begleitete und mitgestaltete die gesamte Entwicklung des 911 bis zur letzten luftgekühlten Modellreihe, dem Typ 993. Der Leser erfährt zahlreiche interne Geschichten und Erlebnisse von den Versuchsfahrten rund um den Erdball. Auch die Fahrwerksentwicklung der sogenannten WeissachHinterachse des Porsche 928 wird dokumentiert. Einzelheiten zum sagenumwobenen Porsche 965, das in Weissach für eine Fernsehsendung einstudierte "Porsche-Ballett" mit mehreren 911 Coupés und 911 Targa, der schicksalbehaftete Lebensweg von Rolf Wütherich, die Teilnahme an der Rallye Monte Carlo 1965 und der sogenannte "Lapine-Test" sind nur einige der im ersten Kapitel behandelten Themen. Dazu kommen Peter Falks persönliche Erinnerungen an Ferry Porsche, Ernst Fuhrmann, Helmuth Bott und Ferdinand Piech. 

Das zweite Kapitel befasst sich ausschließlich mit dem Rennen, das für Porsche von Anfang an bis heute die größte Bedeutung hat, mit den 24 Stunden von Le Mans. Zunächst äußert sich Peter Falk voller Bewunderung und Respekt über den aktuellen Porsche 919 Hybrid, der bei drei Einsätzen in Le Mans zwei Mal den Sieg davontragen konnte. Drei Themen bilden den Schwerpunkt dieses Teils der Biografie: das frühere Standquartier des Porsche-Rennteams in Teloché nahe der Rennstrecke, das unvergessene Rennen 1977 mit den glanzvollen Fahrten von Jacky Ickx und Jürgen Barth und die für Porsche triumphale Zeit der Gruppe C von 1982 bis 1987. Vom Werkstattgelände in Teloché fuhren die Rennwagen über öffentliche Straßen mit eigener Kraft an die Rennstrecke. Die durch beispielhaften Teamgeist zusammengeschweißte Porsche-Mannschaft nächtigte in eher bescheidenen Quartieren, zumeist hielt man sich ohnehin in der Halle in Teloché auf und arbeitete an den Rennfahrzeugen bis in die Nacht. Falk würdigt im Zusammenhang mit dem Rennen 1977 die überragenden Qualitäten eines Jacky Ickx. 

Es folgen drei Kapitel, die eine nach Jahrzehnten geordnete Dokumentation des Porsche-Motorsports darstellen – von den 1960er bis zu den 1980er Jahren. Peter Falk würdigt die wichtigsten Persönlichkeiten aus der frühen Porsche-Historie: Wilhelm Hild, Herbert Linge, Hans Herrmann und Huschke von Hanstein. Er arbeitet – an verschiedenen Stellen des Buchs – den fast ständigen Konflikt zwischen den Wünschen der Techniker und den Zwängen der Haushälter des Unternehmens heraus. In Falks Anforderungsprofil für Rennfahrer steht nicht nur die Schnelligkeit an erster Stelle, sondern mindestens gleichwertig auch die Teamfähigkeit und die Zuverlässigkeit. Unter diesen Voraussetzungen gehörte Jo Siffert nach Falks Einschätzung zu den herausragenden Porsche-Rennfahrern. Weiten Raum nimmt zu Recht die Entwicklung der Porsche-Rennsportwagen vom 904 bis zum gewaltigen 917 ein. Dieser konsequente Aufstieg vom regelmäßigen Klassensieger zum Weltmeister und Le-Mans-Gesamtsieger ist zweifellos eine der faszinierendsten Geschichten im internationalen Motorsport. Und an dieser Erfolgsgeschichte hatte Peter Falk zusammen mit anderen Porsche-Verantwortlichen maßgeblichen Anteil. Auch die Entwicklungen für die früher sehr wichtige Europa-Bergmeisterschaft spielen in Peter Falks Erinnerungen eine Rolle. 

In den 1970er Jahren musste Peter Falk sein erstes Augenmerk auf die Fahrwerksentwicklung der Straßensportwagen richten, es war die Zeit der Transaxle-Porsche 924, 944, 928. Dennoch trug er auch im Rennsport Verantwortung. Nach der Dominanz der 917 und 908/03 kamen die Rennversionen des 911 bis zum 935. Falk wurde zum stellvertretenden Hauptabteilungsleiter und zum Chef des Fahrversuchs ernannt. Er stellte u.a. Norbert Singer ein, einen Ingenieur, der zukünftig von großer Bedeutung für Porsche sein sollte. Wieder erfährt der Leser unzählige Hintergrunddetails aus dem Renn- und auch aus dem mit dem 911 betriebenen Rallyesport. Selbst das Geheimnis des bei Porsche-Feiern relevanten Ordners mit der Bezeichnung "Schräglaufwinkel" wird gelüftet. In diesem Abschnitt äußern sich zwei bedeutsame Weggefährten Peter Falks: Manfred Bantle, der Projektleiter für die Typen 908/03, 909 und 959 erinnert sich, und Ferdinand Piech denkt unter der Überschrift ". . . Peter Falk ist und bleibt ein Stück Porsche . . .“ an die Entwicklung des Typ 917 zurück. Auch auf Porsches Erfolge in der CanAm Series wird eingegangen, wenngleich dieses Projekt nicht in den Händen des zu diesem Zeitpunkt mit der Entwicklung des 924 und 928 befassten Falk lag. 

Peter Falk wurde 1981 Hauptabteilungsleiter Versuch, der Vorstandsvorsitzende Peter W. Schutz gab auf Anraten der Porsche-Ingenieure den Anstoß zur Fortführung der 911-Baureihe und zur Weiterentwicklung des Typ 936 unter Verwendung des ersten Indycar-Motors von Porsche, so dass man auch 1981 mit eben diesem 936 in Le Mans siegreich blieb. 1982 brachte eine von Peter Falk herbeigesehnte Wende: Die Aufgaben des Presse- und des Rennchefs wurden geteilt, erstmals gab es eine eigene Hauptabteilung Rennsport, deren Leiter Falk wurde. Den Aufbau dieses Ressorts beschreibt er sehr ausführlich, er gibt seine Anforderungen an die Mitarbeiter wieder und dokumentiert die Entwicklung des 956/962, des erfolgreichsten Rennwagens, den Porsche je gebaut hatte. Und er analysiert seine Rennfahrer und Mitarbeiter. Dabei fällt kein böses Wort, geradlinig und fair werden die besonderen Fähigkeiten herausgearbeitet; für den Leser ungemein interessant sind die Texte über Jacky Ickx, Jochen Mass, Derek Bell, Stefan Bellof, Hans-Joachim Stuck. Aber auch Persönlichkeiten des Porsche-Managements erfahren angemessene Würdigungen – ungeschminkt, auch dann die Verdienste herausstellend, wenn Peter Falk selbst eine etwas andere Sichtweise hatte. Wer jedoch zwischen den Zeilen zu lesen vermag, der erkennt schon, wer auf Falks Liste nicht ganz oben stand. Eitle, extrovertierte Selbstdarsteller sind seine Welt nicht. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Peter Falks Ausführungen sowohl zu dem von Porsche und seinem genialen Motoreningenieur Hans Mezger entwickelten TAG-Formel-1-Motor für McLaren als auch zu dem nicht von besonderem Erfolg gekrönten Indycar-Projekt in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Mit feinsinniger Ironie deutet er auch die Ursachen zweier Niederlagen in Le Mans an, ohne die mit vielleicht nicht ganz sauberen Methoden arbeitenden Konkurrenten herabzusetzen. Und, ganz außerhalb von Porsche, äußert Peter Falk auch seine Begeisterung für das Motorenkonzept der Reihensechszylinder – wie Recht er doch damit hat! 

Das sechste Kapitel hat die Porsche-Einsätze bei der Rallye Paris-Dakar zum Gegenstand. Es wird beschrieben, wie Helmuth Bott, der Vater des legendären Porsche 959, unterstützt von Peter Falk und dem wüstenbegeisterten Jacky Ickx, den Vorstandsvorsitzenden Schutz zunächst von diesem anspruchsvollen Projekt überzeugen musste. Man wird Zeuge von den Bedingungen, unter denen das Porsche-Team diese Rallye drei Mal bestritt und dabei zwei Siege erringen konnte. In diesem Zusammenhang würdigt Jacky Ickx die besonderen Verdiente Peter Falks. Dieses Kapitel endet mit dem Abschied Peter Falks von Porsche nach mehr als 33 Jahren. An dieser Stelle gewährt der große Ingenieur auch einen kurzen Blick in sein Familienleben und seine neuen Aktivitäten im Historischen Motorsport. 

Der siebte und letzte Abschnitt ist eine eindrucksvolle Sammlung von Dokumenten: Das reicht von einer "Wortkunde für Fahrwerker" und der "unabdingbaren Leichtigkeit des Porsche-Fahrens“ über Motorendiagramme, Tagebuchskizzen und Streckenaufzeichnungen bis zu Organigrammen, einer Fahreranalyse und einer "Gebrauchsanleitung für Langstreckenrennen". 

Man kann die Leistung des Autors Wilfried Müller gar nicht hoch genug würdigen, dem es gelungen ist, aus den wahrscheinlich fast unendlichen Protokollen der langen Gespräche mit Peter Falk ein so hervorragend und spannend zu lesendes Buch zu machen, das bis in die Tiefen des Unternehmens Porsche vordringt. In erster Linie aber zeichnet dieses Werk das Bild eines Menschen, der bei allem Erfolg und wahrhafter Weltläufigkeit doch sehr bodenständig und im Auftreten eher bescheiden, wortkarg und zurückhaltend geblieben ist, der mit seinem ruhigen, menschlichen und doch bestimmenden Führungsstil seine Mitarbeiter zu den Zielen geführt hat, die er selbst gesetzt hatte. 


Das Buch ist mit rund 540 Fotografien wirklich reichhaltig illustriert. Die eigentliche Qualität der Illustration resultiert aber aus der Art der bestens reproduzierten Aufnahmen: Hier werden dem Betrachter Momente, Eindrücke und Details vor Augen geführt, wie er sie so bestimmt noch nicht gesehen hat. Aus den Tiefen des Historischen Archivs von Porsche, dem riesigen Bestand von McKlein Publishing und vor allem aus dem privaten Archiv Peter Falks stammen die meisten der erstmals veröffentlichten Bilder. Der Band enthält Aufnahmen im kompakten Bildformat, zahlreiche halbseitige und nicht weniger als 120 ganzseitige sowie fünf doppelseitige Fotografien und vermittelt so im für die Bildwiedergabe besonders geeigneten Querformat einen optischen Eindruck, der der Qualität der Texte in nichts nachsteht. Der Betrachter sieht die Entwicklung des 911, erinnert sich an die faszinierende Baureihenentwicklung vom 904 bis zum 917, schaut in die Porsche-Boxen bei den großen Sportwagenrennen, bekommt Einblick in die Rennabteilung, verfolgt Versuchsfahrten auf unterschiedlichem Geläuf, nimmt an der Entwicklung des 956 und an dessen Renneinsätzen teil und wird schließlich in das Ambiente der Rallye Paris-Dakar versetzt. 

Fazit: "Peter Falk – 33 Jahre Porsche" ist zweifellos eines der besten Automobil- und Motorsportbücher der letzten Jahre. Übrigens gibt es auch eine inhaltsgleiche englischsprachige Ausgabe.

Thomas Nehlert

Peter Falk – 33 Jahre Porsche 
Rennsport und Entwicklung, Menschen, Autos, Geschichten
Autoren: Peter Falk, Wilfried Müller 
Verlag: McKlein Publishing Köln in der Edition Porsche Museum, 2016 
Format: Hardcover, 30 x 24 cm 
Umfang: 408 Seiten, rund 540 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 49,90 
ISBN: 978-3-927458-86-4 
Englische Ausgabe: 978-3-92745-887-1 
Vertrieb: Überall im Buchhandel und über RacingWebShop.com

Fotos: Aus dem Bestand von Thomas Nehlert

Rezension Thomas Nehlert: „Porsche Speedster - Legends live Forever 1989 – 2011“ – Autoren: Andreas Gabriel, Tobias Kindermann, Verlag Berlin Motor Books 2016

Nachdem der Verlag "Berlin Motor Books" von Andreas Gabriel bereits vor mehr als fünf Jahren ein Buch über die Speedster-Modelle von Porsche veröffentlicht hatte, legt er nun ein neues Werk in deutscher und englischer Sprache zu diesem interessanten Thema vor – im Umfang mit 396 Seiten mehr als verdoppelt, in deutlich größerem Format und überaus reichhaltig illustriert, zudem in einem stabilen und attraktiven Schuber geschützt.

Die offenen Speedster-Modelle in limitierter, zumeist recht geringer, Stückzahl nahmen stets eine Ausnahmeposition im Porsche-Programm ein. Mit ihrer flachen Frontscheibe, dem anfangs gepflegten Leichtbau und ihrer attraktiven Form sprachen sie die Porsche-Kunden an, die ein besonders unmittelbares, sportliches Fahrerlebnis wünschten und so auch ihrer Begeisterung einen individuellen Ausdruck verleihen wollten.

Nach einer knappen Darstellung der Entwicklung des Porsche 356 Speedster konzentriert sich das Buch auf die 911 Speedster der verschiedenen Baureihen in chronologischer Reihenfolge. Das beginnt mit den Versionen auf der Grundlage des Porsche 911 Carrera 3.2. Ausführlich beschreibt Andreas Gabriel sowohl die in nur kleiner Stückzahl gebaute schmale Version als auch die schließlich in den Verkauf gekommene Speedster-Variante in der breiten Turbolook-Ausführung. Es werden die Überlegungen innerhalb der Entscheidungsgremien von Porsche dargestellt, die schließlich dazu führten, dass der breiten Variante der Vorzug gegeben wurde. Besondere Authentizität gewinnen diese Ausführungen durch sehr eingehende Interviews mit Herbert Linge, der von 1943 bis 1993 bei Porsche tätig war, und Friedrich Bezner, dem Projektleiter für den 911 Speedster. Der Leser erfährt auch alle Details zu den Prototypen, wie dem Bott-Speedster (benannt nach dem Technik-Vorstand Helmuth Bott), dem Schutz-Speedster (benannt nach dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Peter W. Schutz) und der Design-Studie zur IAA 1987. Auch der Entwicklungsleiter beim Speedster von 1989, Bernd Kahnau, kommt ausführlich zu Wort.

Als das sogenannte G-Modell des 911 bei Porsche von der Typreihe 964 abgelöst wurde, bot das Zuffenhausener Werks alsbald wieder einen Speedster an; in den Verkauf gelangte ausschließlich eine schmale Variante auf der Basis des Carrera Cabrios. Auch dieses Modell wird detailreich dokumentiert, einschließlich der wenigen Prototypen im breiten Turbolook. Andreas Gabriel hat auch mit mehreren Eigentümern des 964 Speedster gesprochen und diese Gespräche mit den hautnahen Erfahrungen der stolzen Besitzer im Wortlaut einfließen lassen.

Vom letzten luftgekühlten Porsche-Modell, dem Typ 993, gab es keine serienmäßige Speedster-Version, weil man mit der Produktion der übrigen 993-Varianten ausgelastet war und bereits am Nachfolger 996 arbeitete. Allerdings gab es dennoch drei Speedster-Prototypen, darunter einen vom Werk für Ferdinand Alexander Porsche zum 60. Geburtstag gebauten sowie zwei in Kundenhand in Auftrag gegebene Einzelanfertigungen. Alle drei Fahrzeuge werden ebenfalls beschrieben und in großartigen Fotos dokumentiert. Wiederum kommt auch der Besitzer eines dieser raren Modelle zu Wort. Nachdem die überaus erfolgreiche aber vom Design nicht unumstrittene Baureihe 996 ohne ein Speedster-Modell auskommen musste, spendierte Porsche dem Nachfolgemodell 1997 wieder einen Speedster auf der Grundlage des 911 Carrera GTS, mit 408 PS der bis heute stärkste Speedster. Ein Vergleich des "Urspeedster“"vom Typ 356 A mit einem modernen 997 Speedster rundet das Buch inhaltlich ab.

Alle Baureihen werden mit ihren unterschiedlichen Bauformen sowie Motor-, Fahrwerks- und Karosserieentwicklungen vorgestellt, alle technischen Daten findet man in übersichtlichen Tabellen wieder. Es ist schon sehr beeindruckend, mit welcher Mühe und Genauigkeit außerdem nicht nur alle Ausstattungsdetails bis hin zu den unterschiedlichen Lackfarben zusammengetragen, sondern sogar auch alle Länderausstattungen und Fahrgestellnummern erfasst wurden. Für diesen Teil des Buches zeichnet der Porsche-Experte Tobias Kindermann verantwortlich.

Damit ist das Buch auch mehr als eine reine Speedster-Dokumentation; denn es führt zudem auch durch die Historie des Porsche 911 in seinen Entwicklungsstufen vom G-Modell bis zum 997. Neben dem von Kompetenz und Begeisterung getragenen Text fasziniert auch die Illustration. Auf 260 großartigen Fotos, teilweise im gewaltigen Doppelseitenformat, findet der Betrachter wirklich alle Speedster-Versionen aus den unterschiedlichsten Perspektiven in voller Schönheit wieder. Dabei sind auch die Bildhintergründe sehr abwechslungsreich. Aufnahmen aus der Produktion dieses ganz besonderen Porsche ergänzen den optischen Eindruck. Die Fotos stammen sowohl aus dem Historischen Archiv von Porsche als auch aus mehreren Privatsammlungen, unter anderem auch aus der des Autors Andreas Gabriel, der selbst Porsche Speedster fährt. Hinzu kommt die Reproduktion von Originaldokumenten des Werks wie einer Bedienungsanleitung, einer Presse-Information und eines Prospekts. 

Der Band ist hervorragend verarbeitet, edel gestaltet, die Wiedergabe von Text und Fotografien auf hochwertigem Mattglanzpapier ist erstklassig. Sicherlich ist dieses Buch nicht billig, aber als erstes umfassendes Standardwerk über den Porsche Speedster seinen Preis wirklich wert.


Überall im Buchhandel erhältlich

Porsche Speedster - Legends live Forever 1989 – 2011
Autoren: Andreas Gabriel, Tobias Kindermann
Verlag: Berlin Motor Books, 2016

Format und Umfang: Hardcover mit Schuber, 26,5 x 31,5 cm, 396 Seiten, 260 Fotos
Text: Deutsch/ Englisch-
Preis: € 119,80
ISBN: 978-3-9814592-2-7



Rezension Thomas Nehlert: Jochen Mass- Autor: Prof. Dr. Peter Schroeder- : View Verlag Bonn, 2016

Jochen Mass zählte über mehrere Jahrzehnte zu den wenigen großen deutschen Rennfahrern, die sich auch international einen Namen gemacht haben. Bisher gab es keine Biografie, die das Leben und die Karriere dieses Motorsportlers angemessen dokumentiert hätte. Professor Peter Schroeder und dem View-Verlag in Bonn kommt nun das Verdienst zu, diese Lücke in der Autosport-Literatur endlich geschlossen zu haben.

Jochen Mass ist von 1968 bis 1995 Rennen gefahren: Tourenwagen, Formel Super Vau, Formel 3, Formel 2, Formel 1, Sportwagen und Prototypen. Er ist einer der wenigen Allrounder, die in allen Kategorien des Motorsports erfolgreich waren; sogar an der Rallye Paris-Dakar hat er drei Mal teilgenommen. In der Formel 1 konnte er einen Grand Prix gewinnen - hier wäre mit besserem Material und einer nachhaltigeren Unterstützung so manchen Rennstalls mit Sicherheit mehr drin gewesen. Unvergessen bleiben seine zahllosen Siege in den großen Sportwagen-Langstreckenrennen auf Porsche und Mercedes-Benz. Es ist keine Übertreibung, ihn in dieser wunderbaren Motorsportdisziplin auf eine Stufe mit Jacky Ickx zu stellen, mit dem er sich über lange Zeit das Cockpit bei Porsche teilte.

Peter Schroeder hat diese vielschichtige und beeindruckende Karriere im Motorsport chronologisch geordnet und zu einer hervorragend zu lesenden Biografie zusammengefügt. Einem empathischen Vorwort von Jochens Tochter Sydne folgt eine knappe Beschreibung der Kindheit und Jugend von Jochen Mass. Die anschließende Darstellung des Aufstiegs von Jochen Mass zu einem der bedeutendsten Motorsportler orientiert sich einerseits an einer Zeitschiene, andererseits ist sie innerhalb dieser Chronologie thematisch gegliedert. Dies war notwendig, weil Mass zeitgleich in mehreren Rennwagenklassen aktiv war, die Schilderung im jeweiligen Tätigkeitsbereich aber nur dann in sich schlüssig erscheint, wenn er für eine bestimmte Zeit ausschließlich verfolgt wird. So hat der Autor die Leistungen von Mass konsequent und nachvollziehbar herausgearbeitet, ohne innerhalb eines Kapitels immer zwischen den Rennen im Monoposto und im Sportwagen hin und her zu springen. 

Natürlich nehmen nach den Tourenwagen-Rennen für Alfa Romeo und Ford die Formel-1-Einsätze für Surtees, McLaren, ATS, Arrows und March ebenso einen großen Raum ein wie die grandiose Erfolgsbilanz bei den Sportwagen und Prototypen für Porsche und Sauber Mercedes. Schließlich wird auch Jochen Mass' tragende Rolle beim Aufbau und Einsatz des "Junior-Teams" von Mercedes-Benz in der Sportwagen-Weltmeisterschaft gewürdigt; mit den drei "Junioren" Michael Schumacher, Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen war dieses Projekt zweifellos beispielhaft für die Nachwuchsförderung im Motorsport. Im letzten der insgesamt 18 Kapitel vermittelt Jochen Mass selbst noch ein paar "Reflexionen im Rentenalter", wobei er sich u.a. mit der Frage auseinandersetzt, ob es ein Traum gewesen wäre, auch einmal für Ferrari zu fahren. Eine 11seitige Rennstatistik vervollständigt die Dokumentation perfekt.

 Dieses Buch geht über den gewöhnlichen Rahmen einer Rennfahrerbiografie hinaus. Denn Peter Schroeder ist es in den unzähligen langen und sehr persönlichen Gesprächen mit Mass gelungen, auch dessen Leben außerhalb des Motorsports zu erfragen und dies - mit der angemessenen und von Jochen Mass gewünschten Zurückhaltung - zu beschreiben. So widmet sich ein eigenes Kapitel der Seefahrt- und Segelleidenschaft von Jochen Mass, und auch begrenzte Einblicke in sein Privatleben vervollständigen den Eindruck von einer deutlich über den Tellerrand hinaus schauenden Sportlerpersönlichkeit. Der sehr vertrauensvolle Kontakt zwischen dem Autor, der ein erfülltes und erfolgreiches Berufsleben als Mediziner hinter sich hat, und dem Rennfahrer findet seinen Niederschlag in zahlreichen Einschüben mit Originalzitaten von Mass, in denen er sich teilweise auch sehr offen und pointiert äußert. Um das Bild von Mass zu komplettieren, hat Peter Schroeder auch mit vielen anderen Rennfahrern gesprochen, so z.B. mit Dieter Glemser, Roland Asch und Karl Wendlinger.---- Dieser Band ist erkennbar das Produkt sehr gründlicher Recherche, hoher fachlicher Kompetenz und einer riesigen Leidenschaft für das Thema. Und zugleich weist der Autor dem Motorsport als herrlicher Nebensache dadurch seinen Platz im Leben zu, dass er in farblich abgesetzten Spalten für fast jedes Jahr in der Epoche von 1968 bis 1991 das politische und gesellschaftliche Weltgeschehen ganz knapp Revue passieren lässt.

Der in attraktivem Layout und einem fast quadratischen Format gehaltene knapp 300seitige Band ist mit rund 240 Fotos reichhaltig illustriert, zahlreiche Abbildungen erscheinen im großen Format, einige sogar doppelseitig. Die Reproduktion der Bilder, von denen viele erstmals veröffentlicht werden, ist sehr gut. Die Aufnahmen stammen aus den großen Archiven von Daimler Benz, Porsche, Sutton und View Verlag; aber auch mehrere Privatsammlungen und insbesondere Jochen Mass - selbst begeisterter Fotograf - haben mit ihren Bildern einen wertvollen Beitrag zum Gelingen des Buchs geleistet.

Thomas Nehlert


Überall im Buchhandel erhältlich 

Jochen Mass 

Autor: Prof.Dr. Peter Schroeder

240 Fotografien € 49,-- (von Jochen Mass signierte Pesonal Edition € 59,--)

Verlag: View Verlag Bonn, 2016

Rezension Peter J. König : 90 Jahre Nürburgring - Die Geschichte der Nordschleife- Hartmut Lehbrink- Delius Klasing

Der Formel 1 Journalist und begeisterte Renn-Jünger Hartmut Lehbrink hat in diesem wunderbaren Bildband gemeinsam mit dem Delius Klasing Verlag eine Hommage an die wohl berühmteste Rennstrecke der Welt auf den Weg gebracht. Und wer hat nicht schon von ihr gehört, der Nordschleife des Nürburgrings, die immer noch den Beinamen " Die grünen Hölle der Eifel" trägt, einem Pseudonym, das bei jedem Rennfahrer zugleich Freude und Spannung erzeugt, gleichzeitig aber auch einen gewissen Schauder über den Rücken laufen lässt. 

Bevor am 12. Mai 1984 die neue Grand Prix Strecke rund um Start und Ziel eröffnet wurde, sind alle Rennen, ob mit Automobilen, Motoräder oder sogar bei Fahrradrennen auf der legendären Nordschleife durchgeführt worden. Feierlich eröffnet am 18. und 19. Juni 1927 haben sich danach über Jahrzehnte, exakt 9o Jahre auf dieser Rennstrecke spektakuläre Siege, Dramen und Tragödien abgespielt, denn die Nordschleife wird auch heute noch zu größten Rennereignissen eingesetzt, etwa dem 24 Stunden Rennen, das neben dem gleichnamigen Ereignis in Le Mans mit zu den weltbekanntesten Motorsport-Ereignissen überhaupt zählt. 

Diese 28,265km lange Rennstrecke ist einzigartig auf der Welt, es gab und gibt nichts Vergleichbares. Die Folge von An- und Abstiegen der Streckenführung, die Kurvenkombinationen, eng, langgezogen, dabei bergauf und bergab, gefolgt von Steilkurven und ewig langen Graden, die weit über 300 km/h zulassen, sind eine absolute Herausforderung an Mensch und Maschine, an Psyche und körperliche Überforderung. Hinzu kommen die Wetterkapriolen, die in der Eifel immer möglich sind. Scheint im ersten Teil der Strecke noch die Sonne, so kann es im weiteren Verlauf "Schütten wie Sau" und Schnee im Juni ist auch nichts Ungewöhnliches. Und eins ist sowieso klar, die Gefahr auf der Strecke zu verunglücken,  ist immer gegeben. Dies haben sehr viele Rennfahrer persönlich erlebt, der eine oder andere sogar mit seinem Leben bezahlt. 

Großzügige Auslaufzonen, wie etwa auf dem Grand-Prix Kurs am Ring gibt es auf der Nordschleife ganz selten, Leitplanken sollen noch heute den Abflug in die "Prärie" verhindern. Neben den offiziellen Ereignissen sind es die privaten Rennen von selbst ernannten "Racer", die zeigen welche Anziehungskraft die Nordschleife bis heute hat. Die unzähligen Einschläge in den Planken zeigen aber auch, wie tückisch die Strecke zumal für Nichtprofis ist. 

Der Schreiber dieser Zeilen hat dies selbst erleben dürfen, speziell nach einem 24 Stunden Rennen, wenn über dem Asphalt eine Gummischicht zurückgeblieben ist, die mehr nach Schmierseife anmutet, als nach einem griffigen Asphalt. Der hier vorgestellte Bildband "90 Jahre Nürburgring, die Geschichte der Nordschleife" zeigt in beeindruckender Weise alle Stationen, die die Krönung aller Rennstecken durchlaufen hat. Natürlich ist es die ausgesuchte Vielzahl der Bildfolge, die sehr anschaulich dokumentiert, was alles an der Nordschleife und um sie herum in den letzten 90 Jahren passiert ist. 

Um schon Lust auf mehr zu machen, sollen hier zunächst die Kapitel zeigen, wie das Werk aufgebaut ist: Unter der Überschrift "Stationen" werden zu allererst die Hauptdaten genannt, damit der Leser ein Bild davon bekommt, wie die Nordschleife und ihre herausragenden Ereignisse eingeordnet werden können. Danach folgt unter der Rubrik "Gelenkstellen" eine Dokumentation, die aufklärt, warum es überhaupt zum Bau der neuen Grand Prix Stecke gekommen ist. 

Das weitere Kapitel "Poesie der Bewegung" zeigt Gemälde aus dem Rennverlauf von Michel Turners, die ähnlich wie Fotografien sehr eindrucksvoll die Dramatik in den unterschiedlichen Rennsituationen mit künstlerischen Mitteln darstellt. Und dann kommen sie, all die Helden und Bezwinger der Nordschleife, die sich in die Ruhmeslisten am Nürburgring für alle Zeiten verewigen konnten. Entsprechend ist dieses sehr ausführliche Kapitel mit "Meister des Rings" bezeichnet und mit großartigen Aufnahmen voll gespickt. 

Den Hauptteil des Bildbandes macht das folgende Kapitel "Erinnerungen" aus. Hier erzählen die Großen, die all mit ihren Erfolgen auf der Nordschleife geglänzt haben von ihren ganz persönlichen Eindrücken, auch ein Rudi Altig, der mit seiner Muskelkraft zum Helden dort wurde. Abschließend noch die Danksagung und der Bildnachweis in "Spätlese", wo der Autor Hartmut Lehbrink noch einmal den ganz besonderen Zauber "Der Grünen Hölle der Eifel" durch Panorama-Aufnahmen aufleben lässt. 

Wie gewohnt hat der Delius Klasing Verlag gemeinsam mit Hartmut Lehbrink einen außergewöhnlichen, sehr informativen Bildband in Szene gesetzt. Dabei sind es natürlich die spektakulären Aufnahmen, die das Renngeschehen, aber noch mehr die Heroen des Motorsports hervorheben. Sie alle haben bis heute größten Respekt vor der Nordschleife, und ohne die Schleife am Ring wären die Mythen des Rennsports um ein vielfaches ärmer. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Überall im Fachhandel erhältlich

Onlinebestellung: Delius Klasing und Amazon