Rezension Thomas Nehlert: "Jeff Gordon – His Dream, Drive & Destiny" – Autor: Joe Garner, Jeff Gordon Inc., 2016

Mit vier Meisterschaftstiteln, 93 Rennsiegen und 805 Starts zählt Jeff Gordon zu den vier erfolgreichsten Rennfahrern des NASCAR Cups. Sein Rücktritt vom Rennsport hinterlässt eine Lücke, die nicht einmal von seinem Freund, dem inzwischen siebenmaligen Titelträger Jimmie Johnson, vollkommen ausgefüllt wird. Denn Gordons Bedeutung und Verdienst gehen weit über seine Karriere als Racecar Driver hinaus. Sein viele Millionen Dollar schweres soziales Engagement für krebskranke Kinder und bedürftige ältere Menschen in den USA und für das Center for Global Cancer Medicine in der dritten Welt kennzeichnet ihn als einen weltoffenen Amerikaner mit Blick weit über die eigenen Grenzen hinaus, der im besten Sinne "open minded" und ohne Übertreibung eine echte Lichtgestalt ist.

Aus Anlass des Endes seiner Rennfahrerkarriere hat der namhafte Journalist der "New York Times", Joe Garner, diese Biografie verfasst. Garner konnte dabei auf eine sehr vertrauensvolle Unterstützung durch Gordon bauen, so dass dieses Buch die einzige von dem aus Kalifornien stammenden Rennfahrer autorisierte Biografie ist, die auch erkennbar seinen persönlichen Einfluss erkennen lässt. Das Vorwort stammt von Tom Cruise, einem bekennenden NASCAR-Fan, der in dem legendären Film "Days of Thunder" die tragende Rolle des Rennfahrers Cole Trickle gespielt hatte. Einer von Jeff Gordon selbst verfassten Einführung folgen 14 Kapitel, die den Lebensweg und die Laufbahn von Jeff Gordon voller Details und überaus spannend dokumentieren. 

 Jeff Gorden
Foto: Thomas Nehlert
Das fängt bei der Kindheit Gordons und den schwierigen Umständen im Haus seines leiblichen Vaters - dem er übrigens äußerlich wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt - an und setzt sich über die Entwicklung bei seinem Stiefvater John Bickford und seiner Mutter Carol Gordon fort. Bickford unterstützte Gordons motorsportliche Ambitionen von früher Kindheit an. Ausführlich wird sein Aufstieg von den Quarter Midgets über die Sprint Cars und die Midgets beschrieben. Schon als Fünfjähriger konnte Jeff seine ersten Rennsiege erzielen, im zarten Alter von acht Jahren gewann er die nationale Meisterschaft der Quarter Midgets. Es folgte der Aufstieg in die Busch Series, die quasi als zweite Liga der NASCAR Stock Car Rennen anzusehen war. Im Ford-Team von Bill Davis gelangte er auch dort schnell zu Ruhm, bevor er zur Saison 1993 zu Hendrick Motorsports wechselte und fortan mit seinem Crewchief Ray Evernham im Chevrolet der NASCAR Cup Series für Jahre seinen Stempel aufdrückte. 1995, 1996, 1998 und 2001 wurde Gordon Meister. Anschließend verpasste er das Ziel weiterer Titelgewinne aus den unterschiedlichsten Gründen, u.a. aber auch aufgrund des 2004 eingeführten Chase-Systems, das das über eine gesamte Saison erbrachte Leistungsbild zuweilen auf den Kopf stellt. Ausführlich wird auch Gordons letzte volle Rennsaison 2015 mit all ihren emotionalen Höhepunkten bis zu seinem letzten Sieg in Martinsville und dem berührenden Festakt auf der NASCARJahresabschlussfeier beschrieben. Zudem erfährt Gordons von fast beispielloser Großzügigkeit geprägtes soziales Engagement, das ihm den höchsten Respekt der US-Präsidenten Clinton und Obama einbrachte, eine angemessene Würdigung. 

Joe Garner geht nicht nur auf die Rennen von Gordon ein, sondern auch sehr ausführlich auf das Hintergrundgeschehen. So erfährt man die Motive und Gründe für den Wechsel zu Hendrick Motorsports und über Gordons Emotionen in diesem Zusammenhang. Ebenfalls werden die Überlegungen zur Auswahl der Ray Evernham nachfolgenden Crewchiefs beschrieben. Man erhält auch einen Einblick in den durch Gordon geförderten Aufstieg Jimmie Johnsons. Und schließlich erfährt der Leser auch sehr deutlich und nachvollziehbar, welche Erwägungen zum Karriereende Gordons als Rennfahrer führten. Dabei kommt durchgehend auch Jeff Gordon selbst zu Wort, so dass sich das Buch fast als Autobiografie des Kaliforniers liest und ein kaum zu übertreffendes Maß an Authentizität vermittelt. Inhaltlich endet das Buch auf dem Stand von Dezember 2015, so dass natürlich die acht Rennen, in denen Gordon 2016 noch einmal in Vertretung des erkrankten Dale Earnhardt Jr. ins Lenkrad griff, keine Berücksichtigung mehr finden konnten. Übrigens ist das Buch auch aus anderem Grund nicht mehr ganz aktuell, denn Jeff Gordon fügte seinen zahlreichen Erfolgen Ende Januar 2017 zusammen mit drei anderen Piloten noch einen Triumph bei den 24 Stunden von Daytona hinzu, die er mit einem Cadillac-Prototypen für sich entscheiden konnte.

In den unzähligen Gesprächen mit dem Autor hat sich Gordon sogar auch zu seinen privaten und familiären Verhältnissen geöffnet. Man erfährt zahlreiche Einzelheiten über sein Elternhaus, über die schwerwiegenden Probleme in seiner ersten Ehe, die unschönen Umstände seiner Scheidung und das erkennbare Glück, das er seit Jahren mit seiner zweiten Ehefrau, der Belgierin Ingrid Vandebosch, gefunden hat. Und deren zwei Kinder Ella und Leo sind nicht nur der ganze Stolz der Eltern, sondern auch – wie in den USA üblich – häufig Bestandteil der öffentlichen Auftritte Jeff Gordons. 

Ich habe selten eine Biografie gelesen, die einen so tiefgehenden Einblick in die Karriere und das Privatleben eines berühmten Rennfahrers gewährt. Garner versteht es bestens, durch flüssige Schreibweise und spannende Aufbereitung den Leser so mitzureißen, dass man die knapp 200 Seiten des Buchs nach Möglichkeit in einem Zug durchliest. Den inhaltlichen Abschluss des Buchs bildet eine persönliche Beschreibung der zehn Lieblingsrennstrecken Gordons. 

Das Layout des Bandes finde ich persönlich sehr gelungen, die Verarbeitung ist gut, das hochwertige Mattglanzpapier bildet eine hervorragende Grundlage für die einwandfreie Reproduktion der insgesamt etwas über 260 Fotos. 18 Aufnahmen, darunter einige eindrucksvolle Porträtbilder, sind ganzseitig, zahlreiche Ablichtungen sind allerdings auch in sehr kleinem Format gehalten. Dabei ist aber auch Folgendes zu berücksichtigen: Es war erkennbar ein Anliegen Jeff Gordons, der auch mit einer eigenen Gesellschaft Herausgeber des Buchs ist, eine Biografie zu präsentieren, die sich schon aufgrund des günstigen Preises jeder Fan leisten kann. Das sollte eben kein gewaltiger Luxusband werden, sondern eine im DIN A4 Format wirklich ausreichend große Dokumentation seiner Laufbahn mit eindeutigem Schwerpunkt auf der Textwiedergabe. Dies ist in vollem Umfang gelungen, selbst wenn eine zumindest auf Gordons wesentliche Erfolge beschränkte Rennstatistik fehlt.

Thomas Nehlert

Jeff Gordon – His Dream, Drive & Destiny 
Autor: Joe Garner 
Verlag: Jeff Gordon Inc., 2016 
Format: Hardcover, 21 x 29 cm 
Umfang: 192 Seiten, über 260 Abbildungen 
Text: Englisch Preis: € 36,45 
Vertrieb: Bei den großen internationalen Online-Buchhändlern

Rezension Peter J. König: Porsche 928- Alle Modelle von 1977 bis 1995- Brian Long-Delius Klasing

Wer kennt ihn nicht den großen Bruder des Porsche 911, der als Modell 928 einst geplant war, um das erste Kult-Modell der Porsche Familie abzulösen. Mit seinen wassergekühlten V8 Motoren und seiner innovativen Technik wagte das Haus Porsche einen beachtlichen Schritt vom luftgekühlten 6 Zylinder Sportwagen hin zu einem komfortablen, dabei nicht minder sportlichen Gran Turismo. Dieser bot nicht nur mehr Platz, sondern sein Antriebsaggregat arbeitet nicht mehr wie beim 911er im Heck, der neu entwickelte Motor mit seinen 8 Zylindern ist unter der Fronthaube eingebaut. 

Der Porsche 928 ist ein komplett neu konstruiertes Fahrzeug, sowohl was den Motor betrifft, als auch seine Karosserie und sein Antriebssystem. Die Karosserie hat sich entfernt von der Bauart des alten englischen Sportwagens. Gemäß dem Zeitgeist in der Mitte der 1970iger Jahre, der erste 928er kam 1975 auf den Markt, wollte Porsche ein Zukunftsmodell anbieten, das sowohl bequem als auch sportlich ist, um so die Nachfolge des reinen Sportlers 911 zu sichern. Technische Innovation spielte dabei die wohl bedeutendste Rolle, aber auch das Design sowohl außen als auch innen sollten im Sportwagenbau neue Maßstäbe setzen. 

Dazu diente auch technisch das neu verwendete Transaxle-Prinzip, eine Innovation beim Antriebssystem, wo die Gewichtsverlagerung auf beide Achsen zu je 50% erreicht wurde, indem das schwere Gewicht des 8 Zylinder Motors auf der Vorderachse ruhte, während das Getriebe unmittelbar vor der hinteren Antriebsachse positioniert war. Neben der innovativen Technik ging es den Konstrukteuren von Porsche ebenso darum das Modell 928 absolut mit allem Neuen vorzustellen, was die farblichen Lackierungen, sowohl in der Serie als auch an Sonderfarben möglich war, zudem die Innenausstattungen modern und zeitgemäß zu gestalten, auch bei den Materialien. So kam ein neuer Porsche zustande, der nicht nur in Deutschland und Europa begeistern sollte, sondern der auch ganz speziell den US-Markt im Auge hatte. 

Natürlich war es eine große Umstellung für die eingefleischten 911er-Fans, vom reinrassigen Sportwagen auf ein Komfort-Modell umzusteigen, das zwar auch absolut sportliche Gene in sich trug, nach außen aber doch mehr den Stil des noblen Gran Turismo verkörpert hat. Viele 911er-Fahrer haben diesen Schritt nicht mitgemacht und sind ihrem Idol treu geblieben. Entscheidend neue Käuferschichten konnten nicht gewonnen werden, so dass die Geschäftsleitung von Porsche entschied, den Bau des 928 im Jahre 1995 einzustellen, nach 20 Jahren in denen dieses Modell doch immer wieder weiterentwickelt wurde. 

Deshalb gilt der 928er bei den Fachleuten auch als ein "Verkanntes Genie". Nun wurde die ganze Ingenieurskunst und das gesammelte Know-how erneut auf die Weiterentwicklung des Porsche 911 konzentriert, zur Freude seiner eingeschworenen Käuferschicht und Fan-Gemeinde und wie sich später herausstellte auch zu einem maximalen wirtschaftlichen Erfolg, der bis heute anhält.

Brian Long, Porsche-Kenner und Autor dieses beeindruckenden Bildbandes: "Porsche 928 Alle Modelle von 1977 bis 1995" hat sehr informativ die Entwicklung dieses Boliden textlich nachgezeichnet und auch mit Hilfe großartiger Aufnahmen dem Leser dieses Ausnahme-Fahrzeug visuell nahe gebracht. Dabei ist er sowohl auf die Anfänge der Modell-Entwicklung genau eingegangen und hat dann sehr detailliert dargelegt, welche Modifikationsstufen der Porsche 928 genommen hat. Zweifellos wird hier ein Stück exklusiver Automobil-Geschichte vorgestellt und damit der Leser bereits jetzt einen ersten Eindruck gewinnt jetzt einige Auszüge aus dem Inhaltsverzeichnis: 

1. Eine kleine Porsche-Geschichte
2. Das Konzept 928 
3. Die frühen Produktionsmodelle
4. Der 928 S 
5. Die Serie 2
6. Der 928 S4 
7. Das Ende des 928

Anhang 1: Modelldetails  
Anhang 2: Motor-Spezifikationen 
Anhang 3: Codes der Kraftübertragungen 
Anhang 4: Fahrgestellnummern 

Wie immer hat der Delius Klasing Verlag einen Bildband auf den Weg gebracht, der nicht nur maximal informativ ist, durch seine wunderbare optische Gestaltung ist er eine Freude für jeden Freund ausgefallener Automobile. Für die Anhängerschar des Sportwagenbauers Porsche allerdings ist dieses Buch eine bibliophile Bereicherung und wer etwa noch einen 928er zuhause in der Garage stehen hat, wird entzückt sein über ein solches Kleinod. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Überall im Handel erhältlich

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Rezension Thomas Nehlert: „Das Phänomen NASCAR“ und „Das Phänomen NASCAR 2“ - Autor: Pete Fink, Eigenverlag Pete Fink, München, 2012 und 2015

Der amerikanische Motorsport unterscheidet sich grundsätzlich vom europäischen. Spielen bei uns die Formel 1 und die Touren- und Sportwagen mit Rennen auf Rund- und Straßenstrecken die wichtigste Rolle, so interessieren sich die US-Amerikaner vornehmlich für die Läufe der NASCAR Cup Series mit Stock Cars von 750 bis 800 PS auf Ovalkursen. Es wäre auch falsch, diese Form des Autosports als primitives „Fahren im Kreis“ abzutun. Die Leistungsanforderungen an die Fahrer liegen hoch, was nicht zuletzt durch die sehr dürftigen Ergebnisse belegt wird, die von Fahrern aus anderen Motorsportformen erzielt wurden. Nur beispielhaft seien hier Jacques Villeneuve und Juan-Pablo Montoya erwähnt. 

Wer sich mit den Rennen der NASCAR Series einmal genauer befasst hat, kommt von diesen Veranstaltungen kaum noch los. Nicht weniger als jährlich 36 Rennen mit jeweils 40 Teilnehmern umfasst die Meisterschaft, die in einem Play-Off-System in den letzten zehn Rennen entschieden wird. Nur zweimal treten die gewaltigen Fahrzeuge außerhalb von Ovalstrecken an, nämlich in Sonoma in Kalifornien und in Watkins Glen nicht weit von New York. Die Rennen sind im Grunde Langstreckenläufe mit Distanzen von 250 bis zu 600 Meilen. 

 #Rezensent_mit_JeffGordon_Atlanta_2014
Die hier vorgestellten Bücher sind zur Zeit die einzige deutschsprachige Literatur über den faszinierenden Sport mit Stock Cars. Pete Fink, Spezialist für den amerikanischen Motorsport und Kommentator bei zahlreichen Fernsehübertragungen der NASCAR-Serie, hat mit seinen beiden Bänden wirklich eine Pflichtlektüre für die stetig wachsende NASCAR-Fangemeinde verfasst. Im ersten Band beschreibt Fink die Geschichte der NASCAR in 20 Kapiteln so detailreich, so tiefgründig und doch so unterhaltsam, dass man die 400 Seiten am liebsten gleich in einem Zug durchlesen möchte. 

Die Stock Car Rennen hatten ihre Wurzeln in den Verfolgungsjagden, die sich die Schmuggler des zur Zeit der Prohibition des nachts in North und South Carolina schwarz gebrannten Whiskys mit der Polizei geliefert hatten. Diese "Bootlegger" benötigten für den Transport des sogenannten "Moonshine" immer stärkere Limousinen. Es ist unglaublich, wie viele Hintergrundgeschichten, Fahrerbiografien und Rennverläufe nachgezeichnet werden. Die Entstehung der Stockcar-Rennen ist zugleich ein hoch interessanter Teil amerikanischer Geschichte, und die Darstellung der Entwicklung und des Wachstums dieses Motorsports macht deutlich, dass NASCAR in dieser Art und in diesem Umfeld so nur in den Vereinigten Staaten möglich war und ist. Im ersten Band wird die NASCAR-Historie sehr pointiert und fesselnd bis zum Ende der Saison 2011 erzählt - von Junior Johnson über Richard Petty und David Pearson, Dale Earnhardt und Darrell Waltrip, Jeff Gordon und Jimmy Johnson bis zu Dale Earnhardt Junior und Tony Stewart - von der Markenvielfalt am Anfang über das Auftreten der großen Werke bis zur heutigen Zeit der großen und teilweise schon legendären Teams. Da bleibt keine Frage unbeantwortet und selbst der interessierte NASCAR-Fan erfährt mit Sicherheit noch viel Neues. 

Das Buch "Das Phänomen NASCAR 2" schließt nahtlos an den ersten Band an. Der Leser wird in 18 Kapiteln auf wiederum 400 Seiten durch die Jahre 2012 bis 2014 geführt und erfährt erneut unzählige Details und Hintergrundgeschichten bis hin zum Titelgewinn Kevin Harvicks. Einzelne Kapitel widmen sich Danica Patrick, Brad Keselowski, Mark Martin und natürlich Jimmie Johnson, der 2016 seinen siebten Titel erringen konnte. Fink schreibt auch über die vielversprechenden Nachwuchstalente, die Nationwide Series - die nun Xfinity Series heißt - als zweiter Liga und die Camping World Truck Series. Ausführlich wird auch auf die technischen Aspekte wie das Gen6 Car eingegangen. Ebenso fehlt es nicht an einer in die Tiefe gehenden Darstellung des nicht ganz unumstrittenen neuen Chase-Formats im Play-Off-Stil. 

Von ganz besonderem Reiz ist das Kapitel über die Entwicklung der NASCAR-Übertragungen im deutschsprachigen Fernsehen. Für viele Leser der Höhepunkt dürften aber 30 Seiten mit wertvollen Tipps und Ratschlägen für Reisen in die USA zu den NASCAR-Rennen sein. Hier hat der Münchner Autor viel Wissen und Erfahrung zusammengetragen, so dass einem Ausflug zu einem oder mehreren Stock Car Rennen kaum noch etwas im Wege stehen sollte; denn so sehr die Live-Übertragungen auf MotorvisionTV auch begeistern, nichts kann das unmittelbare Erlebnis eines NASCAR-Rennens vor Ort ersetzen. 

 #Start_Bristol_NightRace_2014
In diesem Zusammenhang sei besonders auf das erste Kapitel im ersten Band hingewiesen, in dem Pete Fink seinen Eindruck von dem schier unglaublichen Halbmeilen-Oval in Bristol im Bergland von Tennessee beschreibt. Ein von hohen Tribünen vollkommen umschlossenes Oval mit etwa 165.000 Plätzen - wenn dort beim Start von vierzig V8-Stock-Cars unter ohrenbetäubendem Lärm die Luft und sogar der Boden in Schwingungen geraten, wenn dieses Fahrzeugfeld auf einem nur 800 m langen Kurs 500 Runden unter Flutlicht in Angriff nimmt, dann wird dem Zuschauer bewusst, dass eine Steigerung motorsportlicher Faszination nicht denkbar ist. Ich weiß es, denn ich war selbst einmal da. 

Abgerundet werden beide Bücher jeweils durch einen 32seitigen abwechslungsreichen Bildteil mit 60 bis 70 Fotos, die aber nur eine Ergänzung des von Begeisterung und Kompetenz getragenen Textes sind. Beide Bände sind im Buchhandel zu erwerben; empfehlenswert ist aber auch eine Bestellung über die Website von Pete Fink, weil man dann die Bücher auf Wunsch auch vom Autor handsigniert bekommt.

Thomas Nehlert

Autor: Pete Fink 
Verlag: Pete Fink, 2012 und 2016 
Format: Hardcover, 15,5 x 23,5 cm 
Umfang: jeweils 400 Seiten Text und 32 Seiten mit 60-70 Fotos 
Text: Deutsch 
Preis: je € 34,95 
Vertrieb: Überall im Buchhandel und
info@pete-fink.com 
Fotos: Archiv Thomas Nehlert



Rezension Thomas Nehlert: "Route 66 – Reisen auf der berühmtesten Straße der USA" – Autor und Fotograf: Freddy Langer, Knesebeck Verlag München, 2016

Das ist kein Reiseführer und auch keiner der üblichen Bildbände. Dieses Buch enthält keine Straßenkarten und keine Hotellisten. Und dennoch erfährt der Leser sehr viel mehr über diese Straße und über die USA als in den meisten anderen so zahlreichen und sich häufig wiederholenden Veröffentlichungen über die Route 66. Der Autor und Fotograf Freddy Langer hat diese legendäre Straße nicht nur in voller Länge befahren, er hat auch an ihr gelebt. Und er hat Geist und Seele dieser Verbindung von Chicago nach Los Angeles aufgesogen und gibt seine Eindrücke nun sehr plastisch und authentisch wieder. 

Durch acht Bundesstaaten führt die Route, und Staat für Staat - Illinois, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, Neu Mexiko, Arizona und Kalifornien - erfahren wir durch essayistisch verfasste Begebenheiten und Begegnungen, was eine Reise dieser Art so interessant und faszinierend macht. Denn Freddy Langer gibt nicht nur wieder, was er gesehen und erlebt hat; vielmehr lässt er die Menschen, die an dieser Straße leben und dort auch ihrem Beruf nachgehen, zu Wort kommen: die Bedienung in einem Restaurant, den MotelBetreiber, den Tankstellen-Pächter, den Biker, den Besitzer eines Food Markets und einfach auch zahlreiche Anwohner. Diese sehr vielschichtigen großen und kleinen Persönlichkeiten geben der Straße ihre Prägung. Ihre Erfahrungen, Enttäuschungen und Wünsche sind eingebettet in Langers fast beiläufig und doch so eindrucksvoll wiedergegebene Geschichte der Route 66 und der USA. Der Leser kann so den Traum dieses großen Landes nachvollziehen, der aber zu oft auf ganz unterschiedliche Weise unerfüllt blieb und gerade in diesen Tagen ein zutiefst gespaltenes Land hinterlassen hat. In der Konsequenz führen Langers Überlegungen dennoch nicht zu einem Verzweifeln, sondern auf sehr realistische Weise zu einem immer wieder neuen Hoffen. Das liest sich alles so spannend, dass man überhaupt nicht aufhört, mit dem Autor weiterzufahren, sich immer wieder neue Geschichten und Erfahrungen zu vergegenwärtigen - bis man schließlich am Santa Monica Pier in LA ankommt. 

Aber Langer lässt denjenigen, der auch ein paar praktische Ratschläge für seine Reiseplanung sucht, nicht allein. Auf acht Seiten am Ende des Buchs fasst er unter dem Titel "Gas, Food, Lodging" seine Empfehlungen für die Gestaltung der Reise-Etappen zusammen und weist auf besonders interessante Restaurants und Diner sowie Unterkunftsmöglichkeiten hin. Zudem gibt er einen überaus hilfreichen Hinweis auf weitere - aus den USA stammende - Reiseliteratur. 

Der Autor hat nicht nur seine Reisegeschichte wunderbar aufgezeichnet, er liefert auch einzigartige fotografische Impressionen. Der Band enthält 222 Fotografien, davon 35 doppelseitig und 46 ganzseitig. Das sind nicht die üblichen Abbildungen grandioser Landschaften, es sind großartige Fotos vom Rand der Straße, teilweise von Kleinigkeiten, die das Land, seine Menschen und seine zuweilen traurigen Entwicklungen berührend wiedergeben. Durch die gekonnte Bildbearbeitung werden die Fotos nicht verfälscht, vielmehr wird ihre jeweilige Aussage deutlich verstärkt, und doch sind es alles schlicht schöne, teilweise fast gemalt wirkende Bilder. 

Freddy Langer, unübersehbar liebt er dieses Land und dokumentiert dies auch in dieser Beschreibung einer Straße, die vielmehr ist als bloße Straße, nämlich ein lange vernachlässigtes und nun wiederbelebtes Kulturgut, das einem auch die großen Schwächen dieses Landes vor Augen führt. Unabhängig davon, wie man zu den Vereinigten Staaten steht, mit diesem Buch erfährt man sehr viel über dieses große Land und bekommt fast zwangsläufig Lust, es auf dieser Route 66 zu erkunden. 



Route 66 – Reisen auf der berühmtesten Straße der USA 

Autor: Freddy Langer 
Verlag: Knesebeck Verlag, München, 2016 
Format: Hardcover, 21 x 26 cm 
Umfang: 224 Seiten, 222 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 34,95 
ISBN: 978-3-86873-986-2 
Vertrieb: Überall im Buchhande