Rezension Thomas Nehlert: Porsche Werkseinsatz Die großen 24-Stunden-Rennen – Nürburgring, Le Mans, Daytona Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017

Frank Kayser zählt zu den augenblicklich gefragtesten Fotografen der Autoindustrie. Schon vor einigen Jahren hatte er unter dem Titel „Kayser – Driving Crazy“ einen Bildband voller ungewöhnlicher Aufnahmen der Sportwagen unterschiedlicher Marken im Delius Klasing Verlag veröffentlicht. Einige seiner Fotos findet man zuweilen auch in der PorscheKundenzeitschrift "Christophorus". 

Das Buch "Werkseinsatz" widmet sich den offiziellen Einsätzen von Porsche bei den großen 24-Stunden-Langstreckenrennen der vergangenen vier Jahre. Der eindeutige Schwerpunkt liegt dabei auf der Erfolgsserie des Porsche 919 Hybrid in Le Mans, denn rund 85% der über 200 Fotografien sind bei diesem berühmtesten Autorennen der Welt in Frankreich entstanden. Jeweils 14 bis 18 Fotos zeigen die 24-Stunden-Klassiker am Nürburgring und in Daytona, wobei sich unter die Bilder der Rennen des 919 auch zumindest eine Aufnahme vom 6-Stunden-Rennen am Nürburgring "verirrt" hat. 

Die zum überwiegenden Teil im gewaltigen Format reproduzierten Bilder stehen für die Motorsport-Fotografie als hohe Kunstform. Kayser hat einen eigenen unverwechselbaren Stil entwickelt, in dem er nicht nur die Rennfahrzeuge zeigt, sondern – und das in erster Linie – auch die Menschen, die die Porsche-Renneinsätze umsetzen. Da blickt man in die Gesichter der Rennmechaniker, der Techniker, der Fahrer und kann aus den Gesichtern die Anspannung und die Dynamik, die dem Geschehen innewohnen, ablesen. Aufnahmen von den Boxenstopps vermitteln die Hektik des Vorgangs und die zielgerichtete Handlungsweise der Verantwortlichen in einem so bisher kaum gesehenen Maße. Auch werden Fahrer und Mechaniker in alltäglichen Situationen gezeigt, deren fotografische Darstellung umso ungewöhnlicher ist. Dazu kommen Ablichtungen der Zuschauer, und zwar nicht als anonyme Masse am Streckenrand, sondern als fotografisch raffiniert in den Vordergrund geschobene Individuen. 

Kayser spielt in seinen Fotografien mit der Wirkung des Lichts, und zwar auf sehr unterschiedliche Weise. Zum einen arbeitet er Hell-Dunkel-Kontraste besonders dadurch heraus, dass er in den Farbaufnahmen die von der Gestaltung des Porsche 919 vorgegebene Dominanz der Schwarz-Weiß-Töne betont und die anderen Farben mit Ausnahme von wenigen Rotakzenten zurückfährt, zum anderen taucht er zum Beispiel Bilder vom wolkenverhangenen Himmel am Nürburgring in eine fast schon düstere Stimmung, so dass die Wolken das Renngeschehen zu erdrücken scheinen. Ähnliche Effekte erzielt er mit den Aufnahmen vom Rennen in Daytona, das vom Wetter her nicht selten so gar nicht zum „Sunshine State“ passt. Die Mehrzahl der Aufnahmen ist von bestechender Schärfer und glasklarer Zeichnung der Konturen, einige aber sind auch von bewusster Unschärfe, so dass sowohl die Geschwindigkeit als auch bestimmte Stimmungsmomente, wiederum durch teilweise Herausnahme des Lichts, überzeugend zum Ausdruck gebracht werden. 

Der Band ist in zwölf Kapitel gegliedert. Die Texte stammen von Heike Hientzsch. Das sind nicht dokumentierende Rennberichte oder detaillierte Ergebnislisten. Vielmehr fängt die Autorin schwerpunktmäßig in knappen Worten das ein, was den Porsche-Motorsport ausmacht, welche Philosophie hinter dem Werksengagement steht, welche Strategie so erfolgreich war. Dabei lässt sie die Fahrer, zuvorderst Timo Bernhard, zu Wort kommen und auch die Strategen von Porsche wie Andreas Seidl. Einen eigenen Beitrag hat der Leiter des LMP1-Projekts, Fritz Enzinger, verfasst. Er beschreibt seinen Anfang bei Porsche und die hingebungsvolle Begeisterung, mit der bei Porsche der Wiedereinstieg in den „großen“ Motorsport vollzogen wurde. Und als ein „Making of . . .“ liest sich der zum Schluss des Buchs verfasste Text von Frank Kayser, der seine Einbindung in die Faszination des Porsche-Motorsports mit den Worten „Du bist infiziert“ zusammenfasst. 

Das ist ein herrliches Motorsport-Buch, das ist ein fotografisches Kunstwerk – und das ist eine großartige Hommage an vier Jahre Porsche 919 Hybrid, an eine Mannschaft, die drei Le-Mans-Siege und sechs Weltmeisterschaften errungen hat.

 Thomas Nehlert

Porsche Werkseinsatz Die großen 24-Stunden-Rennen: Nürburgring, Le Mans, Daytona 

Autoren: Frank Kayser (Fotos), Heike Hientzsch (Text) 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 30 x 30 cm, 272 Seiten, über 200 Abbildungen; 
Text: Deutsch Preis: € 49,90 ISBN: 978-3-667-11066-4 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert „Ford GT40 – The autobiography of 1075“ - Autor: Ray Hutton, Great Cars 11, Porter Press International, GB, 2017

Nachdem Ford 1966 und 1967 nach den Niederlagen in den Vorjahren Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans bezwungen hatte, trat der amerikanische Konzern nicht mehr mit Werkswagen bei den Langstreckenrennen der Internationalen Markenmeisterschaft an. Nicht weniger effektiv übernahm das John Wyer Gulf Team die Rolle eines FavoritenTeams bei den Sportwagenrennen. Dazu bediente es sich des klassischen Ford GT40 und des eigenständig fortentwickelten Ford Mirage. 

Ray Hutton zeichnet auf 320 Seiten die Rennhistorie eines besonders erfolgreichen Ford GT40 des Wyer-Teams nach, des Wagens mit der Chassis-Nummer 1075. In sechs Abschnitten und insgesamt 26 Kapiteln berichtet er zunächst von dem Titanen-Duell Ford gegen Ferrari der Jahre 1964 bis 1967, bevor er die Einsätze des GT40-1075 in den Jahren 1968 und 1969 bis ins Detail dokumentiert. Hervorzuheben sind dabei natürlich die beiden Siege in Le Mans 1968 mit den Fahrern Pedro Rodriguez/ Lucien Bianchi und 1969 mit Jacky Ickx/ Jackie Oliver. Die Schlussphase des Rennens 1969 mit dem hauchdünnen Sieg von Ickx vor dem Porsche 908 von Hans Herrmann bleibt unvergessen. 

Ein Track Test des GT40-1075 von Innes Ireland, ausführliche Fahrerporträts von Jacky Ickx, Brian Redman, Jackie Oliver, Pedro Rodriguez, Lucien Bianchi, Paul Hawkins, David Hobbs und Mike Hailwood sowie ein Bericht über das Team von John Wyer schließen sich an. Den Abschluss des Buchs bilden ein Artikel über die Jahre des GT40 als Klassiker im Historischen Motorsport und eine genaue technische Dokumentation des Fahrzeugs mit zahlreichen Detailaufnahmen. 

Das ist eine spannend geschriebene Rennhistorie von hoher Kompetenz. Mit über 390 Fotografien ist der hervorragend verarbeitete und in ansprechendem Layout gehaltene Band opulent illustriert. Die Aufnahmen zeigen herrliche Rennaction, viele technische Details und zahlreiche Rennfahrer und auch Teammanager in guten Porträtaufnahmen. 


Ford GT40 – The autobiography of 1075

Autor: Ray Hutton 
Verlag: Porter Press International, GB, 2017 
Format: Hardcover, 24 x 29 cm 
Umfang: 320 Seiten, über 390 Abbildungen 
Text: Englisch Preis: € 74,90 
Erhältlich: www.racingwebshop.de

Rezension Peter J. König: The Ferrari Book- Passion for Design-Michel Zumbrunn, Jürgen Lewandowski, Charles Blunier, Michael Köckritz, te Neues

Die Legende lebt. Begonnen hat sie einst mit seinem Visionär, seinem Begründer und seinem Mentor, Enzo Ferrari, der berühmte Erfinder des wohl weltweit am meisten geschätzten, italienischen Kult-Vehikels: Ferrari. Erneut hat der teNeues Verlag dieser Legende ein bibliophiles Denkmal gesetzt mit diesem wunderbaren Bildwerk: "The Ferrari Book – Passion for Design". Fachkundige Unterstützung hat teNeues dabei von den besten Spezialisten ihres Fachs erhalten, denn mit Michel Zumbrunn und Michael Köckritz waren mit die anerkanntesten Automobil-Fotografen am Werk. Den begleitenden, sehr erhellenden Text hat der Motor-Journalist Jürgen Lewandowski verfasst, ein Autor, der schon bei einer langen Reihe von großartigen Automobil-Büchern gezeigt hat, dass er sich fast wie kein Zweiter mit der Materie auskennt und dies besonders anschaulich in Worte fassen kann. Und schließlich war Charles Blunier für das gesamte Design dieses automobilen Bildbandes verantwortlich, um alles so zu gestalten, dass Bild und Text mehr als spektakulär den Betrachter animiert den Mythos von Ferrari in sich aufzusaugen. 

So ist inhaltlich etwas ganz Großes entstanden, was auch äußerlich dokumentiert wird. Beeindruckend sind Größe und Gewicht des Werkes, von einem Buch kann man wahrlich nicht mehr sprechen, dazu ist das Format einfach überdimensional. Der haptische Eindruck unterstreicht zudem die Bedeutung, zumal der samtähnliche Bezug des Bildbandes sehr hochwertig wahrgenommen wird. Auf dunkelblauem Untergrund fokussiert das Auge das originalrote Modell eines 375 MM, einem Ferrari, erbaut in den Jahren 1953 bis 1955. Dieses spezielle Ferrari-Rot ist das Erkennungszeichen der Marke, denn die überwiegende Zahl aller jemals gebauten Modelle hat das Licht der Welt mit dieser Lackierung erblickt.

Begonnen hat alles 1948 mit dem Modell Ferrari 166 Spyder Corsa, der als 166 MM im darauf folgenden Jahr 1949 das 24 Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps gewonnen hat, eine Demonstration der noch jungen Scuderia Ferrari, wie das Werksteam bezeichnet wurde. Dieses Team ist bis zum heutigen Tag dem Formel 1 Sport immer treu geblieben, auch wenn es nicht ausschließlich so erfolgreich war, wie zu Zeiten eines Michael Schuhmacher, der einige Weltmeistertitel für die Scuderia gewinnen konnte.

Der Prachtband, der hier vorgestellt wird, konzentriert sich jedoch ausschließlich auf die einzelnen Modelle, die, ob als Straßen- oder Rennversion vom Beginn an bis heute die Freunde dieser Kult-Pretiose fasziniert haben. Dazu hat auch das Design-Studio von Sergio Pininfarina einen beträchtlichen Anteil, denn er war es, der für viele Modelle den Karosserie-Entwurf entwickelt hat. Und wie gelungen und spektakulär diese Entwürfe auch noch heute sind, das zeigen die eindrucksvollen Aufnahmen der Fotografen Michel Zumbrunn und Michael Köckritz, die alle Automobile ins allerbeste Licht gerückt haben. Wunderbare, farblich brillante Fotos der unterschiedlichen Modelle, sei es als doppelseitige Großaufnahme des ganzen Wagens oder feine Detailstudien, alles zeigt dem entzückten Betrachter, um welche einzigartigen Automobile es sich handelt. Dabei wurden unterschiedliche farbliche Modelle als Fotoobjekte gewählt, damit Ferrari-Rot nicht ausschließlich dominiert und man sehen kann, dass die Legende in Schwarz, Gelb oder Woll-Weiß ebenso eine beeindruckende Wirkung hat. 

So ist es Charles Blunier bestens gelungen die Fotografien designmäßig ideal in den buchmäßigen Rahmen zu integrieren, dass jede Aufnahme ganz individuell und farblich herausragend von der gestalterischen Form des Werkes getragen wird. Dies ist mit Sicherheit eines der Geheimnisse dieses so überzeugenden Bildbandes, der mit seiner kunstvollen Ästhetik nur so strotzt. Hier alle Modelle aufzuzeigen, würde den Rahmen einer solchen Rezension sprengen, doch so viel darf verraten werden, sie alle haben ihren spektakulären Auftritt. Genannt sei beispielweise der Ferrari 860 Monza von 1956, der Ferrari 410 Super-America von 1955, der Ferrari 250 Testa Rossa Spyder von 1957, aber auch die Modelle Ferrari 250 GT California Spyder SWB von 1960, Ferrari 275 GTS von1964 und aus dem Jahr 1969 der Ferrari 246 GT, Dino genannt. 1984 kam der neue berühmte Ferrari Testarossa, ihm folgte 1987 der legendäre Ferrari F 40, 1996 der Ferrari F 50, 2002 der Ferrari Enzo Ferrari und schließlich 2013 der Ferrari LaFerrari und 2015 der Ferrari F 12 TDF. 

Dabei sollte auch der Automobil-Journalist Jürgen Lewandowski nicht vergessen werden, denn ihm ist zu verdanken, dass es nicht nur schöne Bilder zu sehen gibt, sondern dass man auch die Geschichte um diese Bilder herum und die technischen Details sehr aufschlussreich und informativ nahe gebracht bekommt. Berühmte Persönlichkeiten, ob als Käufer oder Verantwortliche bei Ferrari, bringen ihre Liebe zu ihrem Objekt der Begierde und Schönheit hier ebenso zum Ausdruck, wie die Millionen von Fans in der ganzen Welt. Ferrari ist eben ein Mythos, Kult und für den Italiener eine nicht endende Liebe.

Warum dies so ist, wird besonders in diesem Pracht-Bildband "The Ferrari Book – Passion for Design" deutlich. Dafür haben die Kreativen Michel Zumbrunn, Jürgen Lewandowski, Charles Blunier, Michael Köckritz und der teNeues Verlag eindrucksvoll gesorgt.

Maximal empfehlenswert

Peter J. König

Im Fachhandel erhältlich

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Rezension Thomas Nehlert: Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke Wolfram Pyta, Nils Havemann, Jutta Braun; Siedler Verlag München, 2017

Es gibt inzwischen weit über 1000 Bücher zum Thema „Porsche“, und auch die Lebensgeschichte des Firmengründers Ferdinand Porsche war schon Gegenstand mehrerer Biografien. Dieses Buch macht zwar die bisher erschienenen Beschreibungen zu Ferdinand Porsche nicht überflüssig, indes stellt es sie so ziemlich alle in den Schatten. 

Die Porsche-Literatur ist fast ausnahmslos von Autoren verfasst, die Automobil-Enthusiasten sind, die zumeist auch Porsche-Fans sind, die den 911 und auch den 356 als Ikonen der Automobilgeschichte bewundern. Dieser Ausgangspunkt zahlreicher Bücher über Ferdinand Porsche und sein Unternehmen geht in Ordnung, begründet aber die Gefahr, sich zuweilen den Blick für die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen technischer Entwicklungen zu verstellen. 

Es ist deshalb schon per se ein Gewinn, wenn sich ein namhafter Historiker des Lebenswerks Ferdinand Porsches annimmt. Wolfram Pyta ist an der Universität Stuttgart als Leiter der Abteilung für Neuere Geschichte tätig und leitet auch die Forschungsstelle Ludwigsburg zur NS-Verbrechensgeschichte. Seine Koautoren Nils Havemann und Jutta Braun arbeiten ebenfalls als promovierte Historiker. 

Das bisher eindrucksvollste Buch über Ferdinand Porsche ist der gewaltige Band „Genesis des Genies“ von Karl Ludvigsen, in deutscher Sprache bei Delius Klasing verlegt. Allerdings behandelt dieses Werk nur die frühe Zeit Porsches bis zur Gründung des eigenen Unternehmens zum Jahresende 1930. Das Buch von Wolfram Pyta setzt zu diesem Zeitpunkt ein. Es beschreibt die Geschichte Porsches von der Gründung der „Dr.Ing.h.c.F.Porsche GmbH“ bis zu Ferdinand Porsches Tod im Januar 1951. 

In den ersten beiden Jahren der GmbH Anfang der 1930er Jahre hatte Porsche erhebliche Schwierigkeiten, sein Unternehmen über Wasser zu halten. Die Wende trat mit dem Vertragsabschluss mit der Auto Union über den Bau eines Grand-Prix-Rennwagens ein. Die ersten drei der insgesamt 14 Kapitel des Buchs befassen sich mit diesem Zeitabschnitt. Es schließen sich die Darstellung der geschäftlichen Entwicklung von 1933 bis 1939 und der Zusammenarbeit mit Daimler-Benz an, bevor es um die Entstehung des Volkswagens als einem zentralen Thema des Buchs geht. Eine wesentliche Rolle spielen auch die Umformung der Gesellschaft in ein reines Familienunternehmen sowie die strategische Erweiterung dieses Unternehmens zu einem Entwicklungsbetrieb. Schließlich bleiben auch die Kreationen Porsches auf militärischem Gebiet und im Bereich der Landwirtschaft nicht unberücksichtigt, bevor Porsches Verhältnis zur Politik und die Entwicklungen nach 1945 ausführlich beleuchtet werden. Den Abschluss des Buchs bilden eine Beschreibung der von Ferry Porsche realisierten Entwicklung des Sportwagens, der als erstes Fahrzeug auch den Namen „Porsche“ trug, und ein Resümee und Ausblick. 

Dieser Band ist kein Auto-Buch im herkömmlichen Sinne; es ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung der wesentlichen Lebensepoche Ferdinand Porsches und zugleich eine hoch interessante Wiedergabe der Entwicklung der Automobilwirtschaft unter den Rahmenbedingungen des Dritten Reichs. Das Buch enthält außer je einem kleinen Schwarzweiß-Foto jeweils am Beginn jedes Kapitels keine Illustration. Umso mehr haben sich die Autoren in das Thema vertieft, und zwar in einer Weise, die mehrfachen Respekt verdient. Es wurden rund 500 Quellen ausgewertet, die schließlich auch in 1220 Fußnoten ihren Niederschlag finden. So ist jede in dem Buch gemachte Aussage belegt und wissenschaftlich untermauert. Hier ist sicher auch dem Historischen Archiv des PorscheWerks zu danken, dass es die Arbeit von Wolfram Pyta und seines Teams durch Offenlegung aller verfügbaren Quellen tatkräftig unterstützt hat. Die Autoren zeigen jedoch nicht nur auf der historisch-wissenschaftlichen Seite ihre berufsbedingt hohe Kompetenz, sondern auch dann, wenn es um die technischen Gesichtspunkte und die Fahrzeugentwicklung geht. Sie haben sich erkennbar tief in die technische Materie eingearbeitet und verstehen es, technische Zusammenhänge ebenso nachvollziehbar darzustellen wie zeitgeschichtliche Entwicklungen.

Natürlich ist die sich immer wieder stellende Frage nach Porsches Verhältnis zum Nationalsozialismus ein bedeutsames Thema des Buchs, insbesondere auch unter Berücksichtigung der staatlich geförderten Entwicklung des Volkswagens. Hier wird eine sehr sachliche, fundierte und differenzierte Darstellung des Geschehens gegeben, die durch unzählige Zitate und Fundstellen belegt wird. Die Genialität und der Erfindergeist Porsches erfahren große Anerkennung, sein Verhalten der Politik gegenüber wird realistisch und kritisch gewürdigt, ohne ihn zu diskreditieren. Sicherlich wird dem Leser ein Schreiben Porsches an die politische Führung aufstoßen, in dem er nachhaltig um die Förderung des Rennwagenprojekts der Auto Union ersucht. Opportunismus und taktisches Geschick waren Ferdinand Porsche bei der Umsetzung seiner Ideen nicht fremd; eine inhaltliche Übereinstimmung mit den Zielen nationalsozialistischer Politik hingegen lässt sich nach den dem Buch zugrunde liegenden Quellen nicht belegen. Im übrigen werden auch so heikle Themen wie die beim Aufbau der Produktionsstätten in Wolfsburg eingesetzten Zwangsarbeiter und die im Nachkriegsdeutschland für Porsche positiv verlaufene Entnazifizierung nicht ausgelassen. 

Nicht minder interessant ist die Darstellung des Taktierens Porsches und seiner Familienmitglieder im Bemühen, das Unternehmen trotz mehrfacher Anschubfinanzierung von außen zu einer reinen Familienangelegenheit zu machen. Das zuweilen notwendige aber nicht einfache Zusammenwirken der Zweige Piech und Porsche wird beeindruckend herausgearbeitet. Die bis heute andauernde Unterschiedlichkeit dieser beiden Familien war schon sehr früh erkennbar und findet auch in historischen Vorgängen nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus' ihren Niederschlag. Das liest sich sehr spannend und lässt die Leistungen eines Ferry Porsche, für den es bestimmt nicht leicht war, sich vom Einfluss des mitunter sehr bestimmenden Vaters zu lösen, in einem besonderen Licht erscheinen. In diesem Zusammenhang kann Ferrys Wirken während des Aufenthalts Ferdinand Porsches in französischer Gefangenschaft und bei der Entwicklung des 356 gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. 

Am Endes des Buchs fassen die Autoren ihre analytischen Feststellungen in einem Resümee zusammen. Die drei Schwerpunkte liegen dabei auf dem Zusammenwirken von Wirtschaft und Politik, auf dem Strukturwandel eines Familienunternehmens und auf der Bewertung der Porsche-Fahrzeuge als Edelprodukte, die beim Interessenten eine besondere Begehrlichkeit auslösen.

Das Buch liest sich aufgrund seines klaren und flüssigen Stils ausgezeichnet und macht es dem Leser leicht, die zuweilen komplexen Vorgänge nachzuvollziehen. Nach der Lektüre dieses zweifellos überaus gelungenen wissenschaftlichen Werks ist es sehr reizvoll, noch einmal in dem Buch „Die Porsche Saga“ von Stefan Aust und Thomas Amman zu schmökern, das die Geschichte der Familie Porsche bis in die Gegenwart mit den Auseinandersetzungen zwischen Wolfgang Porsche und Wendelin Wiedeking auf der einen und Ferdinand Piech auf der anderen Seite und der dann erfolgten Übernahme durch den VW-Konzern beschreibt. Wer sich für die Entwicklung des Unternehmens Porsche aus der „Innen-Wahrnehmung“ von Ferry Porsche interessiert, dem seien ergänzend dessen im Zusammenwirken mit John Bentley bzw. Günther Molter verfassten Autobiographien empfohlen. 


Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke

Autoren: Wolfram Pyta, Nils Havemann, Jutta Braun 
Verlag: Siedler Verlag München, 2017
Format und Umfang: Hardcover, 15,5 x 23 cm, 506 Seiten, 14 Schwarzweißfotos 
Text: Deutsch Preis: € 28,-- 
ISBN: 978-3-8275-0100-4 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: „Porsche 911 – Aircooled Years 1974-1989“ – Autoren: Andreas Gabriel, Manfred Hering, Tobias Kindermann, Verlag Berlin Motor Books 2017

Als Porsche zum Modelljahr 1974 die G-Serie des 911 mit den charakteristischen Stoßfängern mit Faltenbälgen einführte, ahnte noch niemand, dass diese Karosserieform die Sportwagen-Ikone für 16 Jahre in ihrem Erscheinungsbild prägen sollte. Obwohl die Entwicklungsstufen in der Nomenklatur des Werkes alljährlich einen anderen Buchstaben trugen, wurde der Elfer mit den kantigen Stoßstangen bis zum Modelljahr 1989 vereinfacht als sogenanntes „G-Modell“ bezeichnet – keine Bauform hat bis heute eine längere Lebensdauer in der Geschichte des Porsche 911 vorzuweisen als das „G-Modell“. 

Unter den klassischen Porsche 911 gibt es wohl auch keine Baureihe, die sich bis heute einer größeren Beliebtheit erfreut als das „GModell“. Andreas Gabriel - bekannt durch seine Standardwerke über den Speedster, die luftgekühlten Turbo-Modelle und den Cayenne - legt nun eine umfassende Historie des G-Modells über den gesamten Produktionszeitraum vom Modelljahr 1974 bis zum Modelljahr 1989 vor, die ihresgleichen sucht. In fünf umfangreichen Abschnitten, die in insgesamt 22 Kapitel unterteilt sind, werden neben einer detaillierten entwicklungsgeschichtlichen Darstellung aller Versionen vom 911 2.7 bis zum Turbo 3.3 auch die Merkmale jedes einzelnen Modelljahrgangs beschrieben. Hinzu kommt eine auf jede einzelne Variante bezogene Kaufberatung, die dieses Buch einzigartig macht. Es bleiben auch Sondermodelle wie zum Beispiel die Weissach-Edition des 911 SC, der Carrera zum 25jährigen Jubiläum des Elfers oder die Clubsport-Variante des Carrera 3.2 nicht unberücksichtigt. Im Abschnitt über den Turbo 3.3 werden auch die Modelle mit abgeflachter Frontpartie („Slantnose“) und diejenigen mit der Werksleistungssteigerung besprochen.

Zusätzliche Authentizität erhält das Buch durch ein Interview mit Friedrich Bezner und ein früheres Gespräch mit Helmuth Bott. Auch auf interne Abstimmungen und Auseinandersetzungen in der Führungsebene des Porsche-Werks im Zusammenhang mit der glücklicherweise nie aufgegebenen Fortentwicklung des Porsche 911 wird ausführlich eingegangen. Der Leser erfährt dabei einige Hintergründe, die so bisher noch nie ans Tageslicht gefördert wurden, vor allem zu der Frage, wem es auf Seiten der Ingenieure zu verdanken ist, dass die Entwicklung des 911 gegen die Tendenz des damaligen Vorstandsvorsitzenden weitergeführt wurde. In diesem Zusammenhang kommen auch frühere Redakteure der „auto motor und sport“ zu Wort, die aus ihrer Präferenz des 911 gegenüber den Transaxle-Modellen nie ein Hehl gemacht hatten. 

Die Texte sind in deutscher und englischer Sprache verfasst und verraten die hohe Kompetenz des Autors sowie auch seine Begeisterung für das Thema und seine langwierigen und tiefgehenden Recherchen. Denn es war in den 1970er und 1980er Jahren auch bei Porsche noch nicht üblich, alle Modellentwicklungen und alle Sondertypen bis ins Detail zu dokumentieren. Das großartige Werksarchiv ist erst in mühsamer Kleinarbeit während der letzten Jahrzehnte aufgebaut und schließlich auf den heutigen Stand gebracht worden. Aus diesem Grund war es insbesondere schwierig, Unterlagen über die Sondermodelle des 911 „G-Modells“ zusammenzutragen, die ja teilweise nur dem amerikanischen Markt vorbehalten waren. Andreas Gabriel ist dennoch eine sorgfältige Aufarbeitung auch der seltenen Versionen des Heckmotorsportwagens gelungen. 

Ein weiteres Problem war es, bei manchen Versionen an die genauen Produktionsstückzahlen zu kommen; es gibt bisher noch kein Porsche-Buch, in dem diese Erhebungen so detailliert vorgenommen wurden wie im hier vorliegenden Band. Gleiches gilt übrigens auch für die Wertermittlung der G-Modell-Varianten. In Verbindung mit dem Kapiteln zur Kaufberatung erfährt der Leser auch, welchen Betrag er für den Erwerb eines entsprechenden Fahrzeugs in den unterschiedlichen Zustandsgruppen bereithalten sollte. 

Der 425 Seiten umfangreiche, hervorragend verarbeitete und durch einen attraktiven Schuber geschützte Band ist reichhaltig und gut illustriert. Jede Modellvariante wird in zumeist mehreren Fotos, zum beachtlichen Teil auch großformatig, wiedergegeben. So erkennt man schnell die Unterschiede zwischen den frühen 2,7-Liter-G-Modellen und den deutlich breiteren Carrera 3.0, SC und Carrera 3.2. Auch die Entwicklung der Räder, insbesondere der unvergleichlichen Fuchs-Felgen, wird beschrieben und anhand von Fotos verdeutlicht. Auch Bilder von Erprobungsfahrten und vom Wirken Helmuth Botts sind zum Teil als echte Raritäten zu betrachten. Besonders zum Turbo und Turbo 3.3 wird hier vielleicht auch so mancher 911-Kenner noch für ihn Neues erfahren. Auch insoweit wird die sehr gründliche Durchforstung der Werksunterlagen von Porsche durch den Autor offenbar. Es muss aber trotz der sehr gelungenen Illustration in hoher Qualität darauf hingewiesen werden, dass es sich hier keinesfalls um einen Bildband handelt; das ist ein inhaltsschweres Sachbuch zum „G-Modell“, bei dem die zahlreichen Fotos den ausführlichen Text ergänzen.

Für die umfangreichen Tabellen mit den technischen Daten der vorgestellten PorscheTypen war Tobias Kindermann zuständig. Weitere Unterstützung bei der Erstellung des Buchs hat Andreas Gabriel durch Manfred Hering, den Inhaber des Wuppertaler Unternehmens „Early 911S“, erfahren. 

Ein solches Buch über das „G-Modell“ des Porsche 911 hat es bisher noch nicht gegeben; wer sich für Elfer von 1974 bis 1989 interessiert, muss es haben! Und wenn ich persönlich mir heute unabhängig vom jeweils aktuellen Modell einen Porsche meiner Träume aussuchen dürfte, dann wäre das ein Porsche 911 Carrera 3.2 Coupé des Modelljahres 1989 – das letzte „G-Modell“. 


Porsche 911 – Aircooled Years 1974-1989 

Autoren : Andreas Gabriel, Manfred Hering, Tobias Kindermann 
Verlag: Berlin Motor Books, 2017 
Format und Umfang: Hardcover mit Schuber, 26,5 x 31,5 cm, 426 Seiten, 160 Fotos 
Text: Deutsch/ Englisch Preis: € 99,80 

ISBN: 978-3-9814592-3-4 Erhältlich über: http://berlinmotorbooks.de

Rezension Thomas Nehlert: DTM 2017 – Das offizielle Jahrbuch-Gruppe C Motorsport Verlag, Duisburg, 2017

Das DTM-Jahrbuch erscheint mittlerweile zum dritten Mal im Gruppe C Motorsport Verlag. Und seitdem die ITR diesen Verlag mit der Erstellung des Jahrbuchs betraut hat, hat es Jahr für Jahr qualitativ zugelegt. Der Qualität des Buchs jedenfalls hat es auch keinen Abbruch getan, dass 2017 nur noch jeweils 18 statt wie zuvor 24 Teilnehmer am Start waren. Auf 232 Seiten kann man noch einmal in aller Ruhe die DTM-Saison Revue passieren lassen. Zunächst einmal beeindruckt schon das gewaltige Format dieses Jahrbuchs, das die Reproduktion der durchweg ausgezeichneten Fotos im wirklich großen Stil erlaubt. Packende Zweikämpfe, enges Gerangel in den Kurven, eindrucksvolle Porträtbilder - all das findet man hier im Überfluss. Die Texte sind in jeweils fünf bis sieben schwerpunktbezogenen Blöcken verfasst und sachlich pointiert. 

Das Buch beginnt mit kurzen Schilderungen der Rahmenserien wie Formel-3- Europameisterschaft, Porsche Carrera Cup und Audi Sport TT Cup. Es folgen Vorstellungen der Einsatzteams der drei vertretenen Marken mit allen Fahrern. Die eigentlichen Rennberichte bestechen durch ihre großflächige Illustration in bester Qualität. Die Berichte werden durch teilweise ausführliche Bildunterschriften ergänzt. Umfangreiches statistisches Material zu allen 18 Rennen und zur Geschichte der DTM runden den Inhalt dieses mit rund 400 Aufnahmen hervorragend illustrierten Buchs ab. Den Abschluss bilden Fotos aller Meisterschaftsgewinner seit 1984. Der Band ist bestens verarbeitet und angesichts des Gebotenen jeden Cent seines Preises wert.

Thomas Nehlert

24 Stunden Nürburgring 2017 
Herausgeber: ITR, Tim Upietz 
Autor: Lorenz Liechti, Stefan Kleefisch, Patrik Koziolek, Thorsten Schlottmann 
Verlag: Gruppe C Motorsport 
Verlag, Duisburg, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 24 x 33 cm, 232 Seiten, rund 400 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 35,- 
ISBN: 978-3-928540-94-0
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche - Milestoneste Neues Verlag, Kempen, 2017

2018 wird die Firma Porsche als Automobilhersteller 70 Jahre alt, und es steht zu erwarten, dass aus diesem Anlass wieder zahlreiche neue Bücher zu diesem Thema erscheinen werden. Mit dem Band "Porsche Milestones" setzt der teNeues Verlag hier schon mal ein deutliches Ausrufezeichen.

Auf 224 Seiten werden in 152 Fotografien insgesamt 55 Modelle der Porsche-Palette von 1948 bis 2017 gezeigt. Die Fotos stammen aus dem Archiv des Edelmagazins "ramp" und aus dem Werksarchiv von Porsche. Zu jedem der präsentierten Fahrzeuge gibt es jeweils eine besonders große, doppelseitige Abbildung. Alle Aufnahmen sind hervorragend reproduziert und verdeutlichen den großen Abwechslungsreichtum der Fahrzeuge aus Zuffenhausen und Leipzig. Natürlich finden wir zahlreiche 911-Varianten, aber Porsche ist eben doch so viel mehr als nur 911! Aus der frühen Epoche des Unternehmens ist selbstverständlich der Ur-Porsche 356 allein mit sechs Modellen vertreten, die Transaxle-Modelle mit Vier- und Achtzylinder-Triebwerken haben ebenso ihren Platz gefunden wie Boxster und Cayman sowie Cayenne, Macan und Panamera oder die Super-Sportwagen 959, Carrera GT und 918 Spyder. 

Besonders breiten Raum nehmen die vielen Rennwagen von Porsche ein: vom 550 Spyder und 718 RS Spyder über den Formel 1 804 und die Baureihe 904-906-908-909 Bergspyder bis zu mehreren 917 sind die älteren Wettbewerbsfahrzeuge mehr als angemessen gewürdigt. Aber genauso haben auch 935, 936 Spyder, 956, 962, der TAG-Turbo Formel 1, das Indycar, der 911 GT1 und vor allem auch der jüngst so erfolgreiche 919 Hybrid ihren Platz gefunden. 

Die Mischung der Abbildungen aus zeitgenössischen Aufnahmen besonders von den Renneinsätzen, frühen Fotos aus dem Werksarchiv und modern in Szene gesetzten Ablichtungen auch historischer Modelle ist in gleichem Maße gelungen wie die Auswahl der porträtierten Modelle. Die großen Bilder von der Targa Florio, den 24 Stunden von Le Mans, vom Nürburgring oder eines Richard von Frankenberg in einem 550 Spyder in der Auffahrt zur Avus vor der Kulisse des Berliner Funkturms – das sind einfach motorsportliche Erinnerungen, die das Herz höher schlagen lassen.

Der Autor Wilfried Müller ist bereits durch mehrere Bücher der Edition des Porsche-Museums als Kenner der Materie ausgewiesen. Seine dreisprachigen kompakten Texte zu allen gezeigten Fahrzeugen verraten seine hohe Fachkompetenz, sind überaus informativ und berücksichtigen sowohl die Porsche-Historie als auch die technischen Merkmale der vorgestellten Typen. 

Das in Druck, Layout und Verarbeitung überzeugende Buch kann sowohl dem Porsche-Kenner empfohlen werden als auch dem Interessenten, der sich erstmals mit dem Thema Porsche befasst.


Porsche - Milestones 
Autor: Wilfried Müller 
Verlag: teNeues Verlag, Kempen, 2017
Format und Umfang: Hardcover, 25 x 32 cm, 224 Seiten, 152 Fotos
Text: Englisch/ Deutsch/ Französisch 
Preis: € 49,90
ISBN: 978-3-96171-021-8
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Auto Katalog Modelljahr 2018 Motor Presse Stuttgart

Der "Auto Katalog" der Motor Presse Stuttgart erscheint in der 60. Ausgabe. 1957 ins Leben gerufen, kam er regelmäßig im September des Jahres heraus. Für das Modelljahr 2015 hatte die Motor Presse die Einstellung dieses Kompendiums verkündet, um ein Jahr später auf vielfachen Kundenwunsch hin wieder am Markt zu sein. Seither ist der Erstverkaufstag auf Ende November verlegt worden, weil so noch die alljährlichen Herbstneuheiten der Autobranche berücksichtigt werden können. 

Das Problem bei der Konzipierung eines solchen Katalogs ist offenkundig: Waren es vor 20 Jahren noch 1800 Modelle und Modellvarianten, die zu präsentieren waren, so beläuft sich diese Zahl nun auf 4600. Eine derartige Flut von Fahrzeugen anschaulich und geordnet darzustellen, ohne dass der Katalog zu einem kaum noch handzuhabenden Konvolut ausartet, ist eine gigantische Aufgabe. Man muss dem Redaktionsteam des "Auto Katalogs" ein großes Kompliment machen: es ist gelungen, ein kompaktes und doch weitgehend vollständiges Katalog-Werk zu erstellen! Die Autos der Weltproduktion werden alphabetisch nach Marken geordnet beschrieben, wobei die auf dem deutschen Markt erhältlichen Produkte im Vordergrund stehen. Dennoch beschränken sich die Autoren nicht auf den heimischen Markt, sondern gehen auch auf die Angebotspalette in den USA, China und Japan ein. Dies ist insbesondere bei den Fabrikaten interessant, die länderspezifisch unterschiedliche Modelle anbieten, wie z.B. Toyota, Ford, Hyundai oder VW. Zudem werden die hier zumeist noch weniger bekannten Automobile aus China, Indien und zum Teil auch Russland gezeigt. Diese für den deutschen Markt weniger bedeutenden Beschreibungen sind in grau hinterlegtem Text verfasst und mit etwas kleineren Abbildungen versehen. 

An der Aktualität des Katalogs ist nichts auszusetzen, so sind z.B. Porsche Cayenne 3, Mercedes CLS, BMW X2, M5 und 6er sowie Seat Arona bereits berücksichtigt. Natürlich kann ein solcher Band nur sehr kurzzeitig aktuell sein, weil die Industrie am laufenden Band neue Modelle vorstellt. 

Am Anfang des Katalogs wird auf zehn Seiten knapp auf "Exoten und Supercars" eingegangen. Der illustrierte Katalog ist insgesamt 160 Seiten dick. Die neueren Modelle werden in größeren Fotos gezeigt. Insgesamt ist das Standardwerk mit 1111 Abbildungen großartig illustriert. Ein gigantisches Tabellenwerk gibt auf 72 Seiten alle wesentlichen technischen Daten und die Preise der rund 4600 Modellvarianten wieder. Die umfangreichsten Daten findet man den jeweiligen Modellprogrammen entsprechend für Mercedes, VW, BMW und Audi – z.B. für Mercedes allein rund 320 Datenzeilen. Mit dieser modernen inhaltlichen Gestaltung in einem frischen Layout liegt der "Auto Katalog" weit vor der fünfmal so teuren, nun alljährlich im Mai erscheinenden Katalognummer der Schweizer "Automobil Revue". 


Auto Katalog Modelljahr 2018 
Herausgeber: auto motor und sport 
Autoren: Thomas Fischer, Edwin Meister 
Verlag: Motor Presse Stuttgart, 2017
Format und Umfang: Softcover, 21,5 x 28 cm, 256 Seiten, über 1100 Abbildungen 
Text: Deutsch Preis: € 10,- 
Überall im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Deutsche Autos – Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR Michael Dünnebier/ Eberhard Kittler, Motorbuch Verlag Stuttgart

Der 1997 verstorbene Motorjournalist und Automobilhistoriker Werner Oswald hatte im Motorbuch Verlag schon zu Zeiten der DDR neben mehreren katalogartigen AutobuchReihen ein Standardwerk über die Kraftfahrzeuge in Ostdeutschland verfasst. Eberhard Kittler, namhafter Autojournalist und Leiter des Bereichs Volkswagen Classic und der Siftung Auto Museum Volkswagen sowie Dr. Michael Dünnebier haben dieses Buch fortgeführt, zunächst mit mehreren Auflagen im von den letzten Oswald-Bänden bekannten kompakten Format. 

Nun liegt eine neue Fassung dieses Grundlagenbuchs vor. Es ist viel mehr als eine nur überarbeitete Auflage, hier wurde ein komplett neues Buch geschaffen. Die Texte sind ausführlicher, die Illustration ist deutlich reichhaltiger und zum Großteil farbig, und das Format ist auch größer geworden. 

Der auf hochwertigem Mattglanzpapier gedruckte Band gliedert sich nach einer etwa 20seitigen Betrachtung über die Automobilindustrie und den automobilen Alltag in der DDR in zwei große fast gleichlange Abschnitte, nämlich in die Beschreibungen der Personenkraftwagen und der Nutzfahrzeuge.Diese beiden Teile unterscheiden jeweils noch zwischen den in der DDR hergestellten und den aus dem Ostblock importierten Modellen. 

Natürlich nehmen die diversen Trabant- und Wartburg-Fahrzeuge großen Raum ein, aber nicht minder interessant ist die Geschichte der EMW/BMW-Modelle, der Autos von IFA und der Sportwagen von Heinz Melkus. Die Importfahrzeuge stammten von Skoda, Tatra, Polski-Fiat, Dacia, Zastava und mehreren sowjetischen Werken. Große Bedeutung hatte auch der Verkehr von Lastkraft- und Lieferwagen sowie Omnibussen. Dementsprechend sind es rund 130 Seiten, die sich diesem Bereich der Ostblockautomobile widmen. Horch, Sachsenring, IFA, Robur, Framo und Barkas rufen nicht nur den Menschen in den „neuen Ländern“ sondern auch den ehemaligen "Transitreisenden" viele Erinnerungen wach.

Die Texte geben einen Überblick über die Modellentwicklung und streifen – wenn auch sehr knapp – technische Details. Die technischen Daten finden sich allerdings reichlich in den katalogartigen Tabellen wieder. Eine Bibliografie rundet den Band inhaltlich ab. Die Illustration überzeugt mit rund 560 Abbildungen, zum weit überwiegenden Teil farbig. Insbesondere unter Berücksichtigung, dass es sich dabei häufig um altes Bildmaterial handelt, erscheint die Qualität der Reproduktion bemerkenswert. Gerade diese zeitgenössischen Aufnahmen versprühen besonderen Reiz, so zum Beispiel die Abbildung eines Ikarus-Busses oberhalb der Donau vor der Kulisse Budapests. 

Es gibt inzwischen eine ganze Menge Literatur über die Automobile und den Straßenverkehr in der DDR, dieses schöne Buch ragt heraus.


Deutsche Autos – Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR 

Autoren: Michael Dünnebier/ Eberhard Kittler 
Verlag: Motorbuch Verlag Stuttgart, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 23,5 x 27 cm, 302 Seiten, über 560 Abbildungen 
Text: Deutsch Preis: € 39,90 ISBN: 978-3-613-04000-7 
Überall im Buchhandel erhältlich