Rezension Peter J. König : 90 Jahre Nürburgring - Die Geschichte der Nordschleife- Hartmut Lehbrink- Delius Klasing

Der Formel 1 Journalist und begeisterte Renn-Jünger Hartmut Lehbrink hat in diesem wunderbaren Bildband gemeinsam mit dem Delius Klasing Verlag eine Hommage an die wohl berühmteste Rennstrecke der Welt auf den Weg gebracht. Und wer hat nicht schon von ihr gehört, der Nordschleife des Nürburgrings, die immer noch den Beinamen " Die grünen Hölle der Eifel" trägt, einem Pseudonym, das bei jedem Rennfahrer zugleich Freude und Spannung erzeugt, gleichzeitig aber auch einen gewissen Schauder über den Rücken laufen lässt. 

Bevor am 12. Mai 1984 die neue Grand Prix Strecke rund um Start und Ziel eröffnet wurde, sind alle Rennen, ob mit Automobilen, Motoräder oder sogar bei Fahrradrennen auf der legendären Nordschleife durchgeführt worden. Feierlich eröffnet am 18. und 19. Juni 1927 haben sich danach über Jahrzehnte, exakt 9o Jahre auf dieser Rennstrecke spektakuläre Siege, Dramen und Tragödien abgespielt, denn die Nordschleife wird auch heute noch zu größten Rennereignissen eingesetzt, etwa dem 24 Stunden Rennen, das neben dem gleichnamigen Ereignis in Le Mans mit zu den weltbekanntesten Motorsport-Ereignissen überhaupt zählt. 

Diese 28,265km lange Rennstrecke ist einzigartig auf der Welt, es gab und gibt nichts Vergleichbares. Die Folge von An- und Abstiegen der Streckenführung, die Kurvenkombinationen, eng, langgezogen, dabei bergauf und bergab, gefolgt von Steilkurven und ewig langen Graden, die weit über 300 km/h zulassen, sind eine absolute Herausforderung an Mensch und Maschine, an Psyche und körperliche Überforderung. Hinzu kommen die Wetterkapriolen, die in der Eifel immer möglich sind. Scheint im ersten Teil der Strecke noch die Sonne, so kann es im weiteren Verlauf "Schütten wie Sau" und Schnee im Juni ist auch nichts Ungewöhnliches. Und eins ist sowieso klar, die Gefahr auf der Strecke zu verunglücken,  ist immer gegeben. Dies haben sehr viele Rennfahrer persönlich erlebt, der eine oder andere sogar mit seinem Leben bezahlt. 

Großzügige Auslaufzonen, wie etwa auf dem Grand-Prix Kurs am Ring gibt es auf der Nordschleife ganz selten, Leitplanken sollen noch heute den Abflug in die "Prärie" verhindern. Neben den offiziellen Ereignissen sind es die privaten Rennen von selbst ernannten "Racer", die zeigen welche Anziehungskraft die Nordschleife bis heute hat. Die unzähligen Einschläge in den Planken zeigen aber auch, wie tückisch die Strecke zumal für Nichtprofis ist. 

Der Schreiber dieser Zeilen hat dies selbst erleben dürfen, speziell nach einem 24 Stunden Rennen, wenn über dem Asphalt eine Gummischicht zurückgeblieben ist, die mehr nach Schmierseife anmutet, als nach einem griffigen Asphalt. Der hier vorgestellte Bildband "90 Jahre Nürburgring, die Geschichte der Nordschleife" zeigt in beeindruckender Weise alle Stationen, die die Krönung aller Rennstecken durchlaufen hat. Natürlich ist es die ausgesuchte Vielzahl der Bildfolge, die sehr anschaulich dokumentiert, was alles an der Nordschleife und um sie herum in den letzten 90 Jahren passiert ist. 

Um schon Lust auf mehr zu machen, sollen hier zunächst die Kapitel zeigen, wie das Werk aufgebaut ist: Unter der Überschrift "Stationen" werden zu allererst die Hauptdaten genannt, damit der Leser ein Bild davon bekommt, wie die Nordschleife und ihre herausragenden Ereignisse eingeordnet werden können. Danach folgt unter der Rubrik "Gelenkstellen" eine Dokumentation, die aufklärt, warum es überhaupt zum Bau der neuen Grand Prix Stecke gekommen ist. 

Das weitere Kapitel "Poesie der Bewegung" zeigt Gemälde aus dem Rennverlauf von Michel Turners, die ähnlich wie Fotografien sehr eindrucksvoll die Dramatik in den unterschiedlichen Rennsituationen mit künstlerischen Mitteln darstellt. Und dann kommen sie, all die Helden und Bezwinger der Nordschleife, die sich in die Ruhmeslisten am Nürburgring für alle Zeiten verewigen konnten. Entsprechend ist dieses sehr ausführliche Kapitel mit "Meister des Rings" bezeichnet und mit großartigen Aufnahmen voll gespickt. 

Den Hauptteil des Bildbandes macht das folgende Kapitel "Erinnerungen" aus. Hier erzählen die Großen, die all mit ihren Erfolgen auf der Nordschleife geglänzt haben von ihren ganz persönlichen Eindrücken, auch ein Rudi Altig, der mit seiner Muskelkraft zum Helden dort wurde. Abschließend noch die Danksagung und der Bildnachweis in "Spätlese", wo der Autor Hartmut Lehbrink noch einmal den ganz besonderen Zauber "Der Grünen Hölle der Eifel" durch Panorama-Aufnahmen aufleben lässt. 

Wie gewohnt hat der Delius Klasing Verlag gemeinsam mit Hartmut Lehbrink einen außergewöhnlichen, sehr informativen Bildband in Szene gesetzt. Dabei sind es natürlich die spektakulären Aufnahmen, die das Renngeschehen, aber noch mehr die Heroen des Motorsports hervorheben. Sie alle haben bis heute größten Respekt vor der Nordschleife, und ohne die Schleife am Ring wären die Mythen des Rennsports um ein vielfaches ärmer. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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