Rezension Thomas Nehlert: „Porsche Speedster - Legends live Forever 1989 – 2011“ – Autoren: Andreas Gabriel, Tobias Kindermann, Verlag Berlin Motor Books 2016

Nachdem der Verlag "Berlin Motor Books" von Andreas Gabriel bereits vor mehr als fünf Jahren ein Buch über die Speedster-Modelle von Porsche veröffentlicht hatte, legt er nun ein neues Werk in deutscher und englischer Sprache zu diesem interessanten Thema vor – im Umfang mit 396 Seiten mehr als verdoppelt, in deutlich größerem Format und überaus reichhaltig illustriert, zudem in einem stabilen und attraktiven Schuber geschützt.

Die offenen Speedster-Modelle in limitierter, zumeist recht geringer, Stückzahl nahmen stets eine Ausnahmeposition im Porsche-Programm ein. Mit ihrer flachen Frontscheibe, dem anfangs gepflegten Leichtbau und ihrer attraktiven Form sprachen sie die Porsche-Kunden an, die ein besonders unmittelbares, sportliches Fahrerlebnis wünschten und so auch ihrer Begeisterung einen individuellen Ausdruck verleihen wollten.

Nach einer knappen Darstellung der Entwicklung des Porsche 356 Speedster konzentriert sich das Buch auf die 911 Speedster der verschiedenen Baureihen in chronologischer Reihenfolge. Das beginnt mit den Versionen auf der Grundlage des Porsche 911 Carrera 3.2. Ausführlich beschreibt Andreas Gabriel sowohl die in nur kleiner Stückzahl gebaute schmale Version als auch die schließlich in den Verkauf gekommene Speedster-Variante in der breiten Turbolook-Ausführung. Es werden die Überlegungen innerhalb der Entscheidungsgremien von Porsche dargestellt, die schließlich dazu führten, dass der breiten Variante der Vorzug gegeben wurde. Besondere Authentizität gewinnen diese Ausführungen durch sehr eingehende Interviews mit Herbert Linge, der von 1943 bis 1993 bei Porsche tätig war, und Friedrich Bezner, dem Projektleiter für den 911 Speedster. Der Leser erfährt auch alle Details zu den Prototypen, wie dem Bott-Speedster (benannt nach dem Technik-Vorstand Helmuth Bott), dem Schutz-Speedster (benannt nach dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Peter W. Schutz) und der Design-Studie zur IAA 1987. Auch der Entwicklungsleiter beim Speedster von 1989, Bernd Kahnau, kommt ausführlich zu Wort.

Als das sogenannte G-Modell des 911 bei Porsche von der Typreihe 964 abgelöst wurde, bot das Zuffenhausener Werks alsbald wieder einen Speedster an; in den Verkauf gelangte ausschließlich eine schmale Variante auf der Basis des Carrera Cabrios. Auch dieses Modell wird detailreich dokumentiert, einschließlich der wenigen Prototypen im breiten Turbolook. Andreas Gabriel hat auch mit mehreren Eigentümern des 964 Speedster gesprochen und diese Gespräche mit den hautnahen Erfahrungen der stolzen Besitzer im Wortlaut einfließen lassen.

Vom letzten luftgekühlten Porsche-Modell, dem Typ 993, gab es keine serienmäßige Speedster-Version, weil man mit der Produktion der übrigen 993-Varianten ausgelastet war und bereits am Nachfolger 996 arbeitete. Allerdings gab es dennoch drei Speedster-Prototypen, darunter einen vom Werk für Ferdinand Alexander Porsche zum 60. Geburtstag gebauten sowie zwei in Kundenhand in Auftrag gegebene Einzelanfertigungen. Alle drei Fahrzeuge werden ebenfalls beschrieben und in großartigen Fotos dokumentiert. Wiederum kommt auch der Besitzer eines dieser raren Modelle zu Wort. Nachdem die überaus erfolgreiche aber vom Design nicht unumstrittene Baureihe 996 ohne ein Speedster-Modell auskommen musste, spendierte Porsche dem Nachfolgemodell 1997 wieder einen Speedster auf der Grundlage des 911 Carrera GTS, mit 408 PS der bis heute stärkste Speedster. Ein Vergleich des "Urspeedster“"vom Typ 356 A mit einem modernen 997 Speedster rundet das Buch inhaltlich ab.

Alle Baureihen werden mit ihren unterschiedlichen Bauformen sowie Motor-, Fahrwerks- und Karosserieentwicklungen vorgestellt, alle technischen Daten findet man in übersichtlichen Tabellen wieder. Es ist schon sehr beeindruckend, mit welcher Mühe und Genauigkeit außerdem nicht nur alle Ausstattungsdetails bis hin zu den unterschiedlichen Lackfarben zusammengetragen, sondern sogar auch alle Länderausstattungen und Fahrgestellnummern erfasst wurden. Für diesen Teil des Buches zeichnet der Porsche-Experte Tobias Kindermann verantwortlich.

Damit ist das Buch auch mehr als eine reine Speedster-Dokumentation; denn es führt zudem auch durch die Historie des Porsche 911 in seinen Entwicklungsstufen vom G-Modell bis zum 997. Neben dem von Kompetenz und Begeisterung getragenen Text fasziniert auch die Illustration. Auf 260 großartigen Fotos, teilweise im gewaltigen Doppelseitenformat, findet der Betrachter wirklich alle Speedster-Versionen aus den unterschiedlichsten Perspektiven in voller Schönheit wieder. Dabei sind auch die Bildhintergründe sehr abwechslungsreich. Aufnahmen aus der Produktion dieses ganz besonderen Porsche ergänzen den optischen Eindruck. Die Fotos stammen sowohl aus dem Historischen Archiv von Porsche als auch aus mehreren Privatsammlungen, unter anderem auch aus der des Autors Andreas Gabriel, der selbst Porsche Speedster fährt. Hinzu kommt die Reproduktion von Originaldokumenten des Werks wie einer Bedienungsanleitung, einer Presse-Information und eines Prospekts. 

Der Band ist hervorragend verarbeitet, edel gestaltet, die Wiedergabe von Text und Fotografien auf hochwertigem Mattglanzpapier ist erstklassig. Sicherlich ist dieses Buch nicht billig, aber als erstes umfassendes Standardwerk über den Porsche Speedster seinen Preis wirklich wert.


Überall im Buchhandel erhältlich

Porsche Speedster - Legends live Forever 1989 – 2011
Autoren: Andreas Gabriel, Tobias Kindermann
Verlag: Berlin Motor Books, 2016

Format und Umfang: Hardcover mit Schuber, 26,5 x 31,5 cm, 396 Seiten, 260 Fotos
Text: Deutsch/ Englisch-
Preis: € 119,80
ISBN: 978-3-9814592-2-7



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