Rezension Thomas Nehlert: Porsche Werkseinsatz Die großen 24-Stunden-Rennen – Nürburgring, Le Mans, Daytona Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017

Frank Kayser zählt zu den augenblicklich gefragtesten Fotografen der Autoindustrie. Schon vor einigen Jahren hatte er unter dem Titel „Kayser – Driving Crazy“ einen Bildband voller ungewöhnlicher Aufnahmen der Sportwagen unterschiedlicher Marken im Delius Klasing Verlag veröffentlicht. Einige seiner Fotos findet man zuweilen auch in der PorscheKundenzeitschrift "Christophorus". 

Das Buch "Werkseinsatz" widmet sich den offiziellen Einsätzen von Porsche bei den großen 24-Stunden-Langstreckenrennen der vergangenen vier Jahre. Der eindeutige Schwerpunkt liegt dabei auf der Erfolgsserie des Porsche 919 Hybrid in Le Mans, denn rund 85% der über 200 Fotografien sind bei diesem berühmtesten Autorennen der Welt in Frankreich entstanden. Jeweils 14 bis 18 Fotos zeigen die 24-Stunden-Klassiker am Nürburgring und in Daytona, wobei sich unter die Bilder der Rennen des 919 auch zumindest eine Aufnahme vom 6-Stunden-Rennen am Nürburgring "verirrt" hat. 

Die zum überwiegenden Teil im gewaltigen Format reproduzierten Bilder stehen für die Motorsport-Fotografie als hohe Kunstform. Kayser hat einen eigenen unverwechselbaren Stil entwickelt, in dem er nicht nur die Rennfahrzeuge zeigt, sondern – und das in erster Linie – auch die Menschen, die die Porsche-Renneinsätze umsetzen. Da blickt man in die Gesichter der Rennmechaniker, der Techniker, der Fahrer und kann aus den Gesichtern die Anspannung und die Dynamik, die dem Geschehen innewohnen, ablesen. Aufnahmen von den Boxenstopps vermitteln die Hektik des Vorgangs und die zielgerichtete Handlungsweise der Verantwortlichen in einem so bisher kaum gesehenen Maße. Auch werden Fahrer und Mechaniker in alltäglichen Situationen gezeigt, deren fotografische Darstellung umso ungewöhnlicher ist. Dazu kommen Ablichtungen der Zuschauer, und zwar nicht als anonyme Masse am Streckenrand, sondern als fotografisch raffiniert in den Vordergrund geschobene Individuen. 

Kayser spielt in seinen Fotografien mit der Wirkung des Lichts, und zwar auf sehr unterschiedliche Weise. Zum einen arbeitet er Hell-Dunkel-Kontraste besonders dadurch heraus, dass er in den Farbaufnahmen die von der Gestaltung des Porsche 919 vorgegebene Dominanz der Schwarz-Weiß-Töne betont und die anderen Farben mit Ausnahme von wenigen Rotakzenten zurückfährt, zum anderen taucht er zum Beispiel Bilder vom wolkenverhangenen Himmel am Nürburgring in eine fast schon düstere Stimmung, so dass die Wolken das Renngeschehen zu erdrücken scheinen. Ähnliche Effekte erzielt er mit den Aufnahmen vom Rennen in Daytona, das vom Wetter her nicht selten so gar nicht zum „Sunshine State“ passt. Die Mehrzahl der Aufnahmen ist von bestechender Schärfer und glasklarer Zeichnung der Konturen, einige aber sind auch von bewusster Unschärfe, so dass sowohl die Geschwindigkeit als auch bestimmte Stimmungsmomente, wiederum durch teilweise Herausnahme des Lichts, überzeugend zum Ausdruck gebracht werden. 

Der Band ist in zwölf Kapitel gegliedert. Die Texte stammen von Heike Hientzsch. Das sind nicht dokumentierende Rennberichte oder detaillierte Ergebnislisten. Vielmehr fängt die Autorin schwerpunktmäßig in knappen Worten das ein, was den Porsche-Motorsport ausmacht, welche Philosophie hinter dem Werksengagement steht, welche Strategie so erfolgreich war. Dabei lässt sie die Fahrer, zuvorderst Timo Bernhard, zu Wort kommen und auch die Strategen von Porsche wie Andreas Seidl. Einen eigenen Beitrag hat der Leiter des LMP1-Projekts, Fritz Enzinger, verfasst. Er beschreibt seinen Anfang bei Porsche und die hingebungsvolle Begeisterung, mit der bei Porsche der Wiedereinstieg in den „großen“ Motorsport vollzogen wurde. Und als ein „Making of . . .“ liest sich der zum Schluss des Buchs verfasste Text von Frank Kayser, der seine Einbindung in die Faszination des Porsche-Motorsports mit den Worten „Du bist infiziert“ zusammenfasst. 

Das ist ein herrliches Motorsport-Buch, das ist ein fotografisches Kunstwerk – und das ist eine großartige Hommage an vier Jahre Porsche 919 Hybrid, an eine Mannschaft, die drei Le-Mans-Siege und sechs Weltmeisterschaften errungen hat.

 Thomas Nehlert

Porsche Werkseinsatz Die großen 24-Stunden-Rennen: Nürburgring, Le Mans, Daytona 

Autoren: Frank Kayser (Fotos), Heike Hientzsch (Text) 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 30 x 30 cm, 272 Seiten, über 200 Abbildungen; 
Text: Deutsch Preis: € 49,90 ISBN: 978-3-667-11066-4 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert „Ford GT40 – The autobiography of 1075“ - Autor: Ray Hutton, Great Cars 11, Porter Press International, GB, 2017

Nachdem Ford 1966 und 1967 nach den Niederlagen in den Vorjahren Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans bezwungen hatte, trat der amerikanische Konzern nicht mehr mit Werkswagen bei den Langstreckenrennen der Internationalen Markenmeisterschaft an. Nicht weniger effektiv übernahm das John Wyer Gulf Team die Rolle eines FavoritenTeams bei den Sportwagenrennen. Dazu bediente es sich des klassischen Ford GT40 und des eigenständig fortentwickelten Ford Mirage. 

Ray Hutton zeichnet auf 320 Seiten die Rennhistorie eines besonders erfolgreichen Ford GT40 des Wyer-Teams nach, des Wagens mit der Chassis-Nummer 1075. In sechs Abschnitten und insgesamt 26 Kapiteln berichtet er zunächst von dem Titanen-Duell Ford gegen Ferrari der Jahre 1964 bis 1967, bevor er die Einsätze des GT40-1075 in den Jahren 1968 und 1969 bis ins Detail dokumentiert. Hervorzuheben sind dabei natürlich die beiden Siege in Le Mans 1968 mit den Fahrern Pedro Rodriguez/ Lucien Bianchi und 1969 mit Jacky Ickx/ Jackie Oliver. Die Schlussphase des Rennens 1969 mit dem hauchdünnen Sieg von Ickx vor dem Porsche 908 von Hans Herrmann bleibt unvergessen. 

Ein Track Test des GT40-1075 von Innes Ireland, ausführliche Fahrerporträts von Jacky Ickx, Brian Redman, Jackie Oliver, Pedro Rodriguez, Lucien Bianchi, Paul Hawkins, David Hobbs und Mike Hailwood sowie ein Bericht über das Team von John Wyer schließen sich an. Den Abschluss des Buchs bilden ein Artikel über die Jahre des GT40 als Klassiker im Historischen Motorsport und eine genaue technische Dokumentation des Fahrzeugs mit zahlreichen Detailaufnahmen. 

Das ist eine spannend geschriebene Rennhistorie von hoher Kompetenz. Mit über 390 Fotografien ist der hervorragend verarbeitete und in ansprechendem Layout gehaltene Band opulent illustriert. Die Aufnahmen zeigen herrliche Rennaction, viele technische Details und zahlreiche Rennfahrer und auch Teammanager in guten Porträtaufnahmen. 


Ford GT40 – The autobiography of 1075

Autor: Ray Hutton 
Verlag: Porter Press International, GB, 2017 
Format: Hardcover, 24 x 29 cm 
Umfang: 320 Seiten, über 390 Abbildungen 
Text: Englisch Preis: € 74,90 
Erhältlich: www.racingwebshop.de

Rezension Peter J. König: The Ferrari Book- Passion for Design-Michel Zumbrunn, Jürgen Lewandowski, Charles Blunier, Michael Köckritz, te Neues

Die Legende lebt. Begonnen hat sie einst mit seinem Visionär, seinem Begründer und seinem Mentor, Enzo Ferrari, der berühmte Erfinder des wohl weltweit am meisten geschätzten, italienischen Kult-Vehikels: Ferrari. Erneut hat der teNeues Verlag dieser Legende ein bibliophiles Denkmal gesetzt mit diesem wunderbaren Bildwerk: "The Ferrari Book – Passion for Design". Fachkundige Unterstützung hat teNeues dabei von den besten Spezialisten ihres Fachs erhalten, denn mit Michel Zumbrunn und Michael Köckritz waren mit die anerkanntesten Automobil-Fotografen am Werk. Den begleitenden, sehr erhellenden Text hat der Motor-Journalist Jürgen Lewandowski verfasst, ein Autor, der schon bei einer langen Reihe von großartigen Automobil-Büchern gezeigt hat, dass er sich fast wie kein Zweiter mit der Materie auskennt und dies besonders anschaulich in Worte fassen kann. Und schließlich war Charles Blunier für das gesamte Design dieses automobilen Bildbandes verantwortlich, um alles so zu gestalten, dass Bild und Text mehr als spektakulär den Betrachter animiert den Mythos von Ferrari in sich aufzusaugen. 

So ist inhaltlich etwas ganz Großes entstanden, was auch äußerlich dokumentiert wird. Beeindruckend sind Größe und Gewicht des Werkes, von einem Buch kann man wahrlich nicht mehr sprechen, dazu ist das Format einfach überdimensional. Der haptische Eindruck unterstreicht zudem die Bedeutung, zumal der samtähnliche Bezug des Bildbandes sehr hochwertig wahrgenommen wird. Auf dunkelblauem Untergrund fokussiert das Auge das originalrote Modell eines 375 MM, einem Ferrari, erbaut in den Jahren 1953 bis 1955. Dieses spezielle Ferrari-Rot ist das Erkennungszeichen der Marke, denn die überwiegende Zahl aller jemals gebauten Modelle hat das Licht der Welt mit dieser Lackierung erblickt.

Begonnen hat alles 1948 mit dem Modell Ferrari 166 Spyder Corsa, der als 166 MM im darauf folgenden Jahr 1949 das 24 Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps gewonnen hat, eine Demonstration der noch jungen Scuderia Ferrari, wie das Werksteam bezeichnet wurde. Dieses Team ist bis zum heutigen Tag dem Formel 1 Sport immer treu geblieben, auch wenn es nicht ausschließlich so erfolgreich war, wie zu Zeiten eines Michael Schuhmacher, der einige Weltmeistertitel für die Scuderia gewinnen konnte.

Der Prachtband, der hier vorgestellt wird, konzentriert sich jedoch ausschließlich auf die einzelnen Modelle, die, ob als Straßen- oder Rennversion vom Beginn an bis heute die Freunde dieser Kult-Pretiose fasziniert haben. Dazu hat auch das Design-Studio von Sergio Pininfarina einen beträchtlichen Anteil, denn er war es, der für viele Modelle den Karosserie-Entwurf entwickelt hat. Und wie gelungen und spektakulär diese Entwürfe auch noch heute sind, das zeigen die eindrucksvollen Aufnahmen der Fotografen Michel Zumbrunn und Michael Köckritz, die alle Automobile ins allerbeste Licht gerückt haben. Wunderbare, farblich brillante Fotos der unterschiedlichen Modelle, sei es als doppelseitige Großaufnahme des ganzen Wagens oder feine Detailstudien, alles zeigt dem entzückten Betrachter, um welche einzigartigen Automobile es sich handelt. Dabei wurden unterschiedliche farbliche Modelle als Fotoobjekte gewählt, damit Ferrari-Rot nicht ausschließlich dominiert und man sehen kann, dass die Legende in Schwarz, Gelb oder Woll-Weiß ebenso eine beeindruckende Wirkung hat. 

So ist es Charles Blunier bestens gelungen die Fotografien designmäßig ideal in den buchmäßigen Rahmen zu integrieren, dass jede Aufnahme ganz individuell und farblich herausragend von der gestalterischen Form des Werkes getragen wird. Dies ist mit Sicherheit eines der Geheimnisse dieses so überzeugenden Bildbandes, der mit seiner kunstvollen Ästhetik nur so strotzt. Hier alle Modelle aufzuzeigen, würde den Rahmen einer solchen Rezension sprengen, doch so viel darf verraten werden, sie alle haben ihren spektakulären Auftritt. Genannt sei beispielweise der Ferrari 860 Monza von 1956, der Ferrari 410 Super-America von 1955, der Ferrari 250 Testa Rossa Spyder von 1957, aber auch die Modelle Ferrari 250 GT California Spyder SWB von 1960, Ferrari 275 GTS von1964 und aus dem Jahr 1969 der Ferrari 246 GT, Dino genannt. 1984 kam der neue berühmte Ferrari Testarossa, ihm folgte 1987 der legendäre Ferrari F 40, 1996 der Ferrari F 50, 2002 der Ferrari Enzo Ferrari und schließlich 2013 der Ferrari LaFerrari und 2015 der Ferrari F 12 TDF. 

Dabei sollte auch der Automobil-Journalist Jürgen Lewandowski nicht vergessen werden, denn ihm ist zu verdanken, dass es nicht nur schöne Bilder zu sehen gibt, sondern dass man auch die Geschichte um diese Bilder herum und die technischen Details sehr aufschlussreich und informativ nahe gebracht bekommt. Berühmte Persönlichkeiten, ob als Käufer oder Verantwortliche bei Ferrari, bringen ihre Liebe zu ihrem Objekt der Begierde und Schönheit hier ebenso zum Ausdruck, wie die Millionen von Fans in der ganzen Welt. Ferrari ist eben ein Mythos, Kult und für den Italiener eine nicht endende Liebe.

Warum dies so ist, wird besonders in diesem Pracht-Bildband "The Ferrari Book – Passion for Design" deutlich. Dafür haben die Kreativen Michel Zumbrunn, Jürgen Lewandowski, Charles Blunier, Michael Köckritz und der teNeues Verlag eindrucksvoll gesorgt.

Maximal empfehlenswert

Peter J. König

Im Fachhandel erhältlich

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Rezension Thomas Nehlert: Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke Wolfram Pyta, Nils Havemann, Jutta Braun; Siedler Verlag München, 2017

Es gibt inzwischen weit über 1000 Bücher zum Thema „Porsche“, und auch die Lebensgeschichte des Firmengründers Ferdinand Porsche war schon Gegenstand mehrerer Biografien. Dieses Buch macht zwar die bisher erschienenen Beschreibungen zu Ferdinand Porsche nicht überflüssig, indes stellt es sie so ziemlich alle in den Schatten. 

Die Porsche-Literatur ist fast ausnahmslos von Autoren verfasst, die Automobil-Enthusiasten sind, die zumeist auch Porsche-Fans sind, die den 911 und auch den 356 als Ikonen der Automobilgeschichte bewundern. Dieser Ausgangspunkt zahlreicher Bücher über Ferdinand Porsche und sein Unternehmen geht in Ordnung, begründet aber die Gefahr, sich zuweilen den Blick für die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen technischer Entwicklungen zu verstellen. 

Es ist deshalb schon per se ein Gewinn, wenn sich ein namhafter Historiker des Lebenswerks Ferdinand Porsches annimmt. Wolfram Pyta ist an der Universität Stuttgart als Leiter der Abteilung für Neuere Geschichte tätig und leitet auch die Forschungsstelle Ludwigsburg zur NS-Verbrechensgeschichte. Seine Koautoren Nils Havemann und Jutta Braun arbeiten ebenfalls als promovierte Historiker. 

Das bisher eindrucksvollste Buch über Ferdinand Porsche ist der gewaltige Band „Genesis des Genies“ von Karl Ludvigsen, in deutscher Sprache bei Delius Klasing verlegt. Allerdings behandelt dieses Werk nur die frühe Zeit Porsches bis zur Gründung des eigenen Unternehmens zum Jahresende 1930. Das Buch von Wolfram Pyta setzt zu diesem Zeitpunkt ein. Es beschreibt die Geschichte Porsches von der Gründung der „Dr.Ing.h.c.F.Porsche GmbH“ bis zu Ferdinand Porsches Tod im Januar 1951. 

In den ersten beiden Jahren der GmbH Anfang der 1930er Jahre hatte Porsche erhebliche Schwierigkeiten, sein Unternehmen über Wasser zu halten. Die Wende trat mit dem Vertragsabschluss mit der Auto Union über den Bau eines Grand-Prix-Rennwagens ein. Die ersten drei der insgesamt 14 Kapitel des Buchs befassen sich mit diesem Zeitabschnitt. Es schließen sich die Darstellung der geschäftlichen Entwicklung von 1933 bis 1939 und der Zusammenarbeit mit Daimler-Benz an, bevor es um die Entstehung des Volkswagens als einem zentralen Thema des Buchs geht. Eine wesentliche Rolle spielen auch die Umformung der Gesellschaft in ein reines Familienunternehmen sowie die strategische Erweiterung dieses Unternehmens zu einem Entwicklungsbetrieb. Schließlich bleiben auch die Kreationen Porsches auf militärischem Gebiet und im Bereich der Landwirtschaft nicht unberücksichtigt, bevor Porsches Verhältnis zur Politik und die Entwicklungen nach 1945 ausführlich beleuchtet werden. Den Abschluss des Buchs bilden eine Beschreibung der von Ferry Porsche realisierten Entwicklung des Sportwagens, der als erstes Fahrzeug auch den Namen „Porsche“ trug, und ein Resümee und Ausblick. 

Dieser Band ist kein Auto-Buch im herkömmlichen Sinne; es ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung der wesentlichen Lebensepoche Ferdinand Porsches und zugleich eine hoch interessante Wiedergabe der Entwicklung der Automobilwirtschaft unter den Rahmenbedingungen des Dritten Reichs. Das Buch enthält außer je einem kleinen Schwarzweiß-Foto jeweils am Beginn jedes Kapitels keine Illustration. Umso mehr haben sich die Autoren in das Thema vertieft, und zwar in einer Weise, die mehrfachen Respekt verdient. Es wurden rund 500 Quellen ausgewertet, die schließlich auch in 1220 Fußnoten ihren Niederschlag finden. So ist jede in dem Buch gemachte Aussage belegt und wissenschaftlich untermauert. Hier ist sicher auch dem Historischen Archiv des PorscheWerks zu danken, dass es die Arbeit von Wolfram Pyta und seines Teams durch Offenlegung aller verfügbaren Quellen tatkräftig unterstützt hat. Die Autoren zeigen jedoch nicht nur auf der historisch-wissenschaftlichen Seite ihre berufsbedingt hohe Kompetenz, sondern auch dann, wenn es um die technischen Gesichtspunkte und die Fahrzeugentwicklung geht. Sie haben sich erkennbar tief in die technische Materie eingearbeitet und verstehen es, technische Zusammenhänge ebenso nachvollziehbar darzustellen wie zeitgeschichtliche Entwicklungen.

Natürlich ist die sich immer wieder stellende Frage nach Porsches Verhältnis zum Nationalsozialismus ein bedeutsames Thema des Buchs, insbesondere auch unter Berücksichtigung der staatlich geförderten Entwicklung des Volkswagens. Hier wird eine sehr sachliche, fundierte und differenzierte Darstellung des Geschehens gegeben, die durch unzählige Zitate und Fundstellen belegt wird. Die Genialität und der Erfindergeist Porsches erfahren große Anerkennung, sein Verhalten der Politik gegenüber wird realistisch und kritisch gewürdigt, ohne ihn zu diskreditieren. Sicherlich wird dem Leser ein Schreiben Porsches an die politische Führung aufstoßen, in dem er nachhaltig um die Förderung des Rennwagenprojekts der Auto Union ersucht. Opportunismus und taktisches Geschick waren Ferdinand Porsche bei der Umsetzung seiner Ideen nicht fremd; eine inhaltliche Übereinstimmung mit den Zielen nationalsozialistischer Politik hingegen lässt sich nach den dem Buch zugrunde liegenden Quellen nicht belegen. Im übrigen werden auch so heikle Themen wie die beim Aufbau der Produktionsstätten in Wolfsburg eingesetzten Zwangsarbeiter und die im Nachkriegsdeutschland für Porsche positiv verlaufene Entnazifizierung nicht ausgelassen. 

Nicht minder interessant ist die Darstellung des Taktierens Porsches und seiner Familienmitglieder im Bemühen, das Unternehmen trotz mehrfacher Anschubfinanzierung von außen zu einer reinen Familienangelegenheit zu machen. Das zuweilen notwendige aber nicht einfache Zusammenwirken der Zweige Piech und Porsche wird beeindruckend herausgearbeitet. Die bis heute andauernde Unterschiedlichkeit dieser beiden Familien war schon sehr früh erkennbar und findet auch in historischen Vorgängen nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus' ihren Niederschlag. Das liest sich sehr spannend und lässt die Leistungen eines Ferry Porsche, für den es bestimmt nicht leicht war, sich vom Einfluss des mitunter sehr bestimmenden Vaters zu lösen, in einem besonderen Licht erscheinen. In diesem Zusammenhang kann Ferrys Wirken während des Aufenthalts Ferdinand Porsches in französischer Gefangenschaft und bei der Entwicklung des 356 gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. 

Am Endes des Buchs fassen die Autoren ihre analytischen Feststellungen in einem Resümee zusammen. Die drei Schwerpunkte liegen dabei auf dem Zusammenwirken von Wirtschaft und Politik, auf dem Strukturwandel eines Familienunternehmens und auf der Bewertung der Porsche-Fahrzeuge als Edelprodukte, die beim Interessenten eine besondere Begehrlichkeit auslösen.

Das Buch liest sich aufgrund seines klaren und flüssigen Stils ausgezeichnet und macht es dem Leser leicht, die zuweilen komplexen Vorgänge nachzuvollziehen. Nach der Lektüre dieses zweifellos überaus gelungenen wissenschaftlichen Werks ist es sehr reizvoll, noch einmal in dem Buch „Die Porsche Saga“ von Stefan Aust und Thomas Amman zu schmökern, das die Geschichte der Familie Porsche bis in die Gegenwart mit den Auseinandersetzungen zwischen Wolfgang Porsche und Wendelin Wiedeking auf der einen und Ferdinand Piech auf der anderen Seite und der dann erfolgten Übernahme durch den VW-Konzern beschreibt. Wer sich für die Entwicklung des Unternehmens Porsche aus der „Innen-Wahrnehmung“ von Ferry Porsche interessiert, dem seien ergänzend dessen im Zusammenwirken mit John Bentley bzw. Günther Molter verfassten Autobiographien empfohlen. 


Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke

Autoren: Wolfram Pyta, Nils Havemann, Jutta Braun 
Verlag: Siedler Verlag München, 2017
Format und Umfang: Hardcover, 15,5 x 23 cm, 506 Seiten, 14 Schwarzweißfotos 
Text: Deutsch Preis: € 28,-- 
ISBN: 978-3-8275-0100-4 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: „Porsche 911 – Aircooled Years 1974-1989“ – Autoren: Andreas Gabriel, Manfred Hering, Tobias Kindermann, Verlag Berlin Motor Books 2017

Als Porsche zum Modelljahr 1974 die G-Serie des 911 mit den charakteristischen Stoßfängern mit Faltenbälgen einführte, ahnte noch niemand, dass diese Karosserieform die Sportwagen-Ikone für 16 Jahre in ihrem Erscheinungsbild prägen sollte. Obwohl die Entwicklungsstufen in der Nomenklatur des Werkes alljährlich einen anderen Buchstaben trugen, wurde der Elfer mit den kantigen Stoßstangen bis zum Modelljahr 1989 vereinfacht als sogenanntes „G-Modell“ bezeichnet – keine Bauform hat bis heute eine längere Lebensdauer in der Geschichte des Porsche 911 vorzuweisen als das „G-Modell“. 

Unter den klassischen Porsche 911 gibt es wohl auch keine Baureihe, die sich bis heute einer größeren Beliebtheit erfreut als das „GModell“. Andreas Gabriel - bekannt durch seine Standardwerke über den Speedster, die luftgekühlten Turbo-Modelle und den Cayenne - legt nun eine umfassende Historie des G-Modells über den gesamten Produktionszeitraum vom Modelljahr 1974 bis zum Modelljahr 1989 vor, die ihresgleichen sucht. In fünf umfangreichen Abschnitten, die in insgesamt 22 Kapitel unterteilt sind, werden neben einer detaillierten entwicklungsgeschichtlichen Darstellung aller Versionen vom 911 2.7 bis zum Turbo 3.3 auch die Merkmale jedes einzelnen Modelljahrgangs beschrieben. Hinzu kommt eine auf jede einzelne Variante bezogene Kaufberatung, die dieses Buch einzigartig macht. Es bleiben auch Sondermodelle wie zum Beispiel die Weissach-Edition des 911 SC, der Carrera zum 25jährigen Jubiläum des Elfers oder die Clubsport-Variante des Carrera 3.2 nicht unberücksichtigt. Im Abschnitt über den Turbo 3.3 werden auch die Modelle mit abgeflachter Frontpartie („Slantnose“) und diejenigen mit der Werksleistungssteigerung besprochen.

Zusätzliche Authentizität erhält das Buch durch ein Interview mit Friedrich Bezner und ein früheres Gespräch mit Helmuth Bott. Auch auf interne Abstimmungen und Auseinandersetzungen in der Führungsebene des Porsche-Werks im Zusammenhang mit der glücklicherweise nie aufgegebenen Fortentwicklung des Porsche 911 wird ausführlich eingegangen. Der Leser erfährt dabei einige Hintergründe, die so bisher noch nie ans Tageslicht gefördert wurden, vor allem zu der Frage, wem es auf Seiten der Ingenieure zu verdanken ist, dass die Entwicklung des 911 gegen die Tendenz des damaligen Vorstandsvorsitzenden weitergeführt wurde. In diesem Zusammenhang kommen auch frühere Redakteure der „auto motor und sport“ zu Wort, die aus ihrer Präferenz des 911 gegenüber den Transaxle-Modellen nie ein Hehl gemacht hatten. 

Die Texte sind in deutscher und englischer Sprache verfasst und verraten die hohe Kompetenz des Autors sowie auch seine Begeisterung für das Thema und seine langwierigen und tiefgehenden Recherchen. Denn es war in den 1970er und 1980er Jahren auch bei Porsche noch nicht üblich, alle Modellentwicklungen und alle Sondertypen bis ins Detail zu dokumentieren. Das großartige Werksarchiv ist erst in mühsamer Kleinarbeit während der letzten Jahrzehnte aufgebaut und schließlich auf den heutigen Stand gebracht worden. Aus diesem Grund war es insbesondere schwierig, Unterlagen über die Sondermodelle des 911 „G-Modells“ zusammenzutragen, die ja teilweise nur dem amerikanischen Markt vorbehalten waren. Andreas Gabriel ist dennoch eine sorgfältige Aufarbeitung auch der seltenen Versionen des Heckmotorsportwagens gelungen. 

Ein weiteres Problem war es, bei manchen Versionen an die genauen Produktionsstückzahlen zu kommen; es gibt bisher noch kein Porsche-Buch, in dem diese Erhebungen so detailliert vorgenommen wurden wie im hier vorliegenden Band. Gleiches gilt übrigens auch für die Wertermittlung der G-Modell-Varianten. In Verbindung mit dem Kapiteln zur Kaufberatung erfährt der Leser auch, welchen Betrag er für den Erwerb eines entsprechenden Fahrzeugs in den unterschiedlichen Zustandsgruppen bereithalten sollte. 

Der 425 Seiten umfangreiche, hervorragend verarbeitete und durch einen attraktiven Schuber geschützte Band ist reichhaltig und gut illustriert. Jede Modellvariante wird in zumeist mehreren Fotos, zum beachtlichen Teil auch großformatig, wiedergegeben. So erkennt man schnell die Unterschiede zwischen den frühen 2,7-Liter-G-Modellen und den deutlich breiteren Carrera 3.0, SC und Carrera 3.2. Auch die Entwicklung der Räder, insbesondere der unvergleichlichen Fuchs-Felgen, wird beschrieben und anhand von Fotos verdeutlicht. Auch Bilder von Erprobungsfahrten und vom Wirken Helmuth Botts sind zum Teil als echte Raritäten zu betrachten. Besonders zum Turbo und Turbo 3.3 wird hier vielleicht auch so mancher 911-Kenner noch für ihn Neues erfahren. Auch insoweit wird die sehr gründliche Durchforstung der Werksunterlagen von Porsche durch den Autor offenbar. Es muss aber trotz der sehr gelungenen Illustration in hoher Qualität darauf hingewiesen werden, dass es sich hier keinesfalls um einen Bildband handelt; das ist ein inhaltsschweres Sachbuch zum „G-Modell“, bei dem die zahlreichen Fotos den ausführlichen Text ergänzen.

Für die umfangreichen Tabellen mit den technischen Daten der vorgestellten PorscheTypen war Tobias Kindermann zuständig. Weitere Unterstützung bei der Erstellung des Buchs hat Andreas Gabriel durch Manfred Hering, den Inhaber des Wuppertaler Unternehmens „Early 911S“, erfahren. 

Ein solches Buch über das „G-Modell“ des Porsche 911 hat es bisher noch nicht gegeben; wer sich für Elfer von 1974 bis 1989 interessiert, muss es haben! Und wenn ich persönlich mir heute unabhängig vom jeweils aktuellen Modell einen Porsche meiner Träume aussuchen dürfte, dann wäre das ein Porsche 911 Carrera 3.2 Coupé des Modelljahres 1989 – das letzte „G-Modell“. 


Porsche 911 – Aircooled Years 1974-1989 

Autoren : Andreas Gabriel, Manfred Hering, Tobias Kindermann 
Verlag: Berlin Motor Books, 2017 
Format und Umfang: Hardcover mit Schuber, 26,5 x 31,5 cm, 426 Seiten, 160 Fotos 
Text: Deutsch/ Englisch Preis: € 99,80 

ISBN: 978-3-9814592-3-4 Erhältlich über: http://berlinmotorbooks.de

Rezension Thomas Nehlert: DTM 2017 – Das offizielle Jahrbuch-Gruppe C Motorsport Verlag, Duisburg, 2017

Das DTM-Jahrbuch erscheint mittlerweile zum dritten Mal im Gruppe C Motorsport Verlag. Und seitdem die ITR diesen Verlag mit der Erstellung des Jahrbuchs betraut hat, hat es Jahr für Jahr qualitativ zugelegt. Der Qualität des Buchs jedenfalls hat es auch keinen Abbruch getan, dass 2017 nur noch jeweils 18 statt wie zuvor 24 Teilnehmer am Start waren. Auf 232 Seiten kann man noch einmal in aller Ruhe die DTM-Saison Revue passieren lassen. Zunächst einmal beeindruckt schon das gewaltige Format dieses Jahrbuchs, das die Reproduktion der durchweg ausgezeichneten Fotos im wirklich großen Stil erlaubt. Packende Zweikämpfe, enges Gerangel in den Kurven, eindrucksvolle Porträtbilder - all das findet man hier im Überfluss. Die Texte sind in jeweils fünf bis sieben schwerpunktbezogenen Blöcken verfasst und sachlich pointiert. 

Das Buch beginnt mit kurzen Schilderungen der Rahmenserien wie Formel-3- Europameisterschaft, Porsche Carrera Cup und Audi Sport TT Cup. Es folgen Vorstellungen der Einsatzteams der drei vertretenen Marken mit allen Fahrern. Die eigentlichen Rennberichte bestechen durch ihre großflächige Illustration in bester Qualität. Die Berichte werden durch teilweise ausführliche Bildunterschriften ergänzt. Umfangreiches statistisches Material zu allen 18 Rennen und zur Geschichte der DTM runden den Inhalt dieses mit rund 400 Aufnahmen hervorragend illustrierten Buchs ab. Den Abschluss bilden Fotos aller Meisterschaftsgewinner seit 1984. Der Band ist bestens verarbeitet und angesichts des Gebotenen jeden Cent seines Preises wert.

Thomas Nehlert

24 Stunden Nürburgring 2017 
Herausgeber: ITR, Tim Upietz 
Autor: Lorenz Liechti, Stefan Kleefisch, Patrik Koziolek, Thorsten Schlottmann 
Verlag: Gruppe C Motorsport 
Verlag, Duisburg, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 24 x 33 cm, 232 Seiten, rund 400 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 35,- 
ISBN: 978-3-928540-94-0
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche - Milestoneste Neues Verlag, Kempen, 2017

2018 wird die Firma Porsche als Automobilhersteller 70 Jahre alt, und es steht zu erwarten, dass aus diesem Anlass wieder zahlreiche neue Bücher zu diesem Thema erscheinen werden. Mit dem Band "Porsche Milestones" setzt der teNeues Verlag hier schon mal ein deutliches Ausrufezeichen.

Auf 224 Seiten werden in 152 Fotografien insgesamt 55 Modelle der Porsche-Palette von 1948 bis 2017 gezeigt. Die Fotos stammen aus dem Archiv des Edelmagazins "ramp" und aus dem Werksarchiv von Porsche. Zu jedem der präsentierten Fahrzeuge gibt es jeweils eine besonders große, doppelseitige Abbildung. Alle Aufnahmen sind hervorragend reproduziert und verdeutlichen den großen Abwechslungsreichtum der Fahrzeuge aus Zuffenhausen und Leipzig. Natürlich finden wir zahlreiche 911-Varianten, aber Porsche ist eben doch so viel mehr als nur 911! Aus der frühen Epoche des Unternehmens ist selbstverständlich der Ur-Porsche 356 allein mit sechs Modellen vertreten, die Transaxle-Modelle mit Vier- und Achtzylinder-Triebwerken haben ebenso ihren Platz gefunden wie Boxster und Cayman sowie Cayenne, Macan und Panamera oder die Super-Sportwagen 959, Carrera GT und 918 Spyder. 

Besonders breiten Raum nehmen die vielen Rennwagen von Porsche ein: vom 550 Spyder und 718 RS Spyder über den Formel 1 804 und die Baureihe 904-906-908-909 Bergspyder bis zu mehreren 917 sind die älteren Wettbewerbsfahrzeuge mehr als angemessen gewürdigt. Aber genauso haben auch 935, 936 Spyder, 956, 962, der TAG-Turbo Formel 1, das Indycar, der 911 GT1 und vor allem auch der jüngst so erfolgreiche 919 Hybrid ihren Platz gefunden. 

Die Mischung der Abbildungen aus zeitgenössischen Aufnahmen besonders von den Renneinsätzen, frühen Fotos aus dem Werksarchiv und modern in Szene gesetzten Ablichtungen auch historischer Modelle ist in gleichem Maße gelungen wie die Auswahl der porträtierten Modelle. Die großen Bilder von der Targa Florio, den 24 Stunden von Le Mans, vom Nürburgring oder eines Richard von Frankenberg in einem 550 Spyder in der Auffahrt zur Avus vor der Kulisse des Berliner Funkturms – das sind einfach motorsportliche Erinnerungen, die das Herz höher schlagen lassen.

Der Autor Wilfried Müller ist bereits durch mehrere Bücher der Edition des Porsche-Museums als Kenner der Materie ausgewiesen. Seine dreisprachigen kompakten Texte zu allen gezeigten Fahrzeugen verraten seine hohe Fachkompetenz, sind überaus informativ und berücksichtigen sowohl die Porsche-Historie als auch die technischen Merkmale der vorgestellten Typen. 

Das in Druck, Layout und Verarbeitung überzeugende Buch kann sowohl dem Porsche-Kenner empfohlen werden als auch dem Interessenten, der sich erstmals mit dem Thema Porsche befasst.


Porsche - Milestones 
Autor: Wilfried Müller 
Verlag: teNeues Verlag, Kempen, 2017
Format und Umfang: Hardcover, 25 x 32 cm, 224 Seiten, 152 Fotos
Text: Englisch/ Deutsch/ Französisch 
Preis: € 49,90
ISBN: 978-3-96171-021-8
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Auto Katalog Modelljahr 2018 Motor Presse Stuttgart

Der "Auto Katalog" der Motor Presse Stuttgart erscheint in der 60. Ausgabe. 1957 ins Leben gerufen, kam er regelmäßig im September des Jahres heraus. Für das Modelljahr 2015 hatte die Motor Presse die Einstellung dieses Kompendiums verkündet, um ein Jahr später auf vielfachen Kundenwunsch hin wieder am Markt zu sein. Seither ist der Erstverkaufstag auf Ende November verlegt worden, weil so noch die alljährlichen Herbstneuheiten der Autobranche berücksichtigt werden können. 

Das Problem bei der Konzipierung eines solchen Katalogs ist offenkundig: Waren es vor 20 Jahren noch 1800 Modelle und Modellvarianten, die zu präsentieren waren, so beläuft sich diese Zahl nun auf 4600. Eine derartige Flut von Fahrzeugen anschaulich und geordnet darzustellen, ohne dass der Katalog zu einem kaum noch handzuhabenden Konvolut ausartet, ist eine gigantische Aufgabe. Man muss dem Redaktionsteam des "Auto Katalogs" ein großes Kompliment machen: es ist gelungen, ein kompaktes und doch weitgehend vollständiges Katalog-Werk zu erstellen! Die Autos der Weltproduktion werden alphabetisch nach Marken geordnet beschrieben, wobei die auf dem deutschen Markt erhältlichen Produkte im Vordergrund stehen. Dennoch beschränken sich die Autoren nicht auf den heimischen Markt, sondern gehen auch auf die Angebotspalette in den USA, China und Japan ein. Dies ist insbesondere bei den Fabrikaten interessant, die länderspezifisch unterschiedliche Modelle anbieten, wie z.B. Toyota, Ford, Hyundai oder VW. Zudem werden die hier zumeist noch weniger bekannten Automobile aus China, Indien und zum Teil auch Russland gezeigt. Diese für den deutschen Markt weniger bedeutenden Beschreibungen sind in grau hinterlegtem Text verfasst und mit etwas kleineren Abbildungen versehen. 

An der Aktualität des Katalogs ist nichts auszusetzen, so sind z.B. Porsche Cayenne 3, Mercedes CLS, BMW X2, M5 und 6er sowie Seat Arona bereits berücksichtigt. Natürlich kann ein solcher Band nur sehr kurzzeitig aktuell sein, weil die Industrie am laufenden Band neue Modelle vorstellt. 

Am Anfang des Katalogs wird auf zehn Seiten knapp auf "Exoten und Supercars" eingegangen. Der illustrierte Katalog ist insgesamt 160 Seiten dick. Die neueren Modelle werden in größeren Fotos gezeigt. Insgesamt ist das Standardwerk mit 1111 Abbildungen großartig illustriert. Ein gigantisches Tabellenwerk gibt auf 72 Seiten alle wesentlichen technischen Daten und die Preise der rund 4600 Modellvarianten wieder. Die umfangreichsten Daten findet man den jeweiligen Modellprogrammen entsprechend für Mercedes, VW, BMW und Audi – z.B. für Mercedes allein rund 320 Datenzeilen. Mit dieser modernen inhaltlichen Gestaltung in einem frischen Layout liegt der "Auto Katalog" weit vor der fünfmal so teuren, nun alljährlich im Mai erscheinenden Katalognummer der Schweizer "Automobil Revue". 


Auto Katalog Modelljahr 2018 
Herausgeber: auto motor und sport 
Autoren: Thomas Fischer, Edwin Meister 
Verlag: Motor Presse Stuttgart, 2017
Format und Umfang: Softcover, 21,5 x 28 cm, 256 Seiten, über 1100 Abbildungen 
Text: Deutsch Preis: € 10,- 
Überall im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Deutsche Autos – Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR Michael Dünnebier/ Eberhard Kittler, Motorbuch Verlag Stuttgart

Der 1997 verstorbene Motorjournalist und Automobilhistoriker Werner Oswald hatte im Motorbuch Verlag schon zu Zeiten der DDR neben mehreren katalogartigen AutobuchReihen ein Standardwerk über die Kraftfahrzeuge in Ostdeutschland verfasst. Eberhard Kittler, namhafter Autojournalist und Leiter des Bereichs Volkswagen Classic und der Siftung Auto Museum Volkswagen sowie Dr. Michael Dünnebier haben dieses Buch fortgeführt, zunächst mit mehreren Auflagen im von den letzten Oswald-Bänden bekannten kompakten Format. 

Nun liegt eine neue Fassung dieses Grundlagenbuchs vor. Es ist viel mehr als eine nur überarbeitete Auflage, hier wurde ein komplett neues Buch geschaffen. Die Texte sind ausführlicher, die Illustration ist deutlich reichhaltiger und zum Großteil farbig, und das Format ist auch größer geworden. 

Der auf hochwertigem Mattglanzpapier gedruckte Band gliedert sich nach einer etwa 20seitigen Betrachtung über die Automobilindustrie und den automobilen Alltag in der DDR in zwei große fast gleichlange Abschnitte, nämlich in die Beschreibungen der Personenkraftwagen und der Nutzfahrzeuge.Diese beiden Teile unterscheiden jeweils noch zwischen den in der DDR hergestellten und den aus dem Ostblock importierten Modellen. 

Natürlich nehmen die diversen Trabant- und Wartburg-Fahrzeuge großen Raum ein, aber nicht minder interessant ist die Geschichte der EMW/BMW-Modelle, der Autos von IFA und der Sportwagen von Heinz Melkus. Die Importfahrzeuge stammten von Skoda, Tatra, Polski-Fiat, Dacia, Zastava und mehreren sowjetischen Werken. Große Bedeutung hatte auch der Verkehr von Lastkraft- und Lieferwagen sowie Omnibussen. Dementsprechend sind es rund 130 Seiten, die sich diesem Bereich der Ostblockautomobile widmen. Horch, Sachsenring, IFA, Robur, Framo und Barkas rufen nicht nur den Menschen in den „neuen Ländern“ sondern auch den ehemaligen "Transitreisenden" viele Erinnerungen wach.

Die Texte geben einen Überblick über die Modellentwicklung und streifen – wenn auch sehr knapp – technische Details. Die technischen Daten finden sich allerdings reichlich in den katalogartigen Tabellen wieder. Eine Bibliografie rundet den Band inhaltlich ab. Die Illustration überzeugt mit rund 560 Abbildungen, zum weit überwiegenden Teil farbig. Insbesondere unter Berücksichtigung, dass es sich dabei häufig um altes Bildmaterial handelt, erscheint die Qualität der Reproduktion bemerkenswert. Gerade diese zeitgenössischen Aufnahmen versprühen besonderen Reiz, so zum Beispiel die Abbildung eines Ikarus-Busses oberhalb der Donau vor der Kulisse Budapests. 

Es gibt inzwischen eine ganze Menge Literatur über die Automobile und den Straßenverkehr in der DDR, dieses schöne Buch ragt heraus.


Deutsche Autos – Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR 

Autoren: Michael Dünnebier/ Eberhard Kittler 
Verlag: Motorbuch Verlag Stuttgart, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 23,5 x 27 cm, 302 Seiten, über 560 Abbildungen 
Text: Deutsch Preis: € 39,90 ISBN: 978-3-613-04000-7 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: The Ferrari Book – Passion for Design teNeues Verlag, Kempen, 2017

Das ist ein Ferrari-Buch im XXL-Format – ein "Coffee Table Book" im besten Sinne. Auf 416 Seiten werden 34 Modelle des italienischen Sportwagenherstellers im gigantischen Format gezeigt. 

Der bekannte Autofotograf Michel Zumbrunn hat die Sport- und Rennsportwagen in seinem Studio beeindruckend ins Bild gesetzt. Die Reproduktion der insgesamt 183 Fotos auf bestem Papier ist hervorragend. Durch die unterkühlte Art der Darstellung vor gleichbleibendem schwarzen Hintergrund werden die spezifischen Karosserieformen in den Vordergrund gerückt, und es wird dem Betrachter auf diese Weise leicht gemacht, sich – dem Untertitel des Buchs „Passion for Design“ entsprechend – gerade auf dieses Design zu konzentrieren. Berücksichtigung haben die schönsten Straßensportwagen und auch mehrere Wettbewerbsfahrzeuge wie zum Beispiel 250 GTO, 250 LM und 330 P4 gefunden. Das Typenspektrum reicht vom 166 Spyder Corsa des Jahres 1948 bis zum F12 TdF von 2015. Ein Großteil der Fotos war bereits einmal Gegenstand eines früheren Buchs, jedoch werden die automobilen Pretiosen aus Maranello hier erstmals in dieser beachtlichen Größe gezeigt.

Die Texte, die sogar so aktuelle Modelle wie den 812 Superfast und den Portofino berücksichtigen, stammen von Jürgen Lewandowski, einem der namhaftesten Automobilhistoriker Deutschlands. Alle ins Bild gesetzten Modellreihen werden knapp und auf das Wesentliche beschränkt dargestellt. Hier setzt die viersprachige Ausgabe der Ausführlichkeit natürlicherweise räumliche Grenzen. Der Leser erfährt die grundlegenden technischen Daten, aber auch Anekdoten zu prominenten Ferrari-Kunden und zur Geschichte der Traditionsmarke. Vier Persönlichkeiten, die mit dem Styling der FerrariSportwagen auf besondere Weise verbunden sind, werden eingehend porträtiert: Sergio Pininfarina, Sergio Scaglietti, Leonardo Fioravanti und Flavio Manzoni. 

Auf zwei Fehler sei noch hingewiesen: Zu dem kompetenten Text über den Ferrari 412 P des Jahres 1967 finden sich Fotos des Ferrari 312 P in der Berlinetta-Variante, wie sie von Ferrari in zwei Exemplaren bei den 24 Stunden von Le Mans 1969 eingesetzt worden war. Und unter der Überschrift 328 GTB/ GTS werden Bilder des Vorgängermodells 308 GTS gezeigt, wobei Jürgen Lewandowski zutreffend auf beide Entwicklungsstufen des Achtzylinder-Modells eingeht.

Das über 4 kg schwere Buch ist luxuriös gestaltet: hervorragende Verarbeitung, schweres hochwertiges Papier und ein in edlem alcantaraartigen Material gehaltener Einband, der sowohl optisch als auch haptisch überzeugt. Das ist ein wirklich repräsentatives und überaus attraktives Weihnachtsgeschenk für jeden Ferrari-Fan. 


The Ferrari Book – Passion for Design 
Autor: Jürgen Lewandowski 
Fotos: Michel Zumbrunn 
Verlag: teNeues Verlag, Kempen, 2017
Format und Umfang: Hardcover, 30 x 37,5 cm, 416 Seiten, 183 Fotos 
Text: Deutsch/ Englisch/ Französisch/ Italienisch 
Preis: € 128,- 
ISBN: 978-3-96171-020-1 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche 911 ST 2.5 Kamerawagen – Le Mans-Sieger – Porsche-Legende Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017

Obwohl die gewaltigen 5-Liter-12-Zylinder-Sportwagen vom Schlage eines Porsche 917 oder eines Ferrari 512S im Jahre 1972 den 3-Liter-Prototypen das Feld bei den großen Sportwagenrennen überlassen mussten, war die Internationale Markenmeisterschaft in diesem Jahr dennoch ein großer Erfolg. Die Ferrari 312 PB dominierten die Saison mit zehn Siegen bei zehn Starts; nur die 24 Stunden von Le Mans 1972, bei denen Ferrari nicht antrat, gingen an Matra-Simca. Riesige Starterfelder begeisterten die Zuschauer. Bei sechs Rennen der Meisterschaft fuhr in der GT-Klasse ein außergewöhnlicher Porsche 911 S mit, nämlich der 2,5 Liter des Tod-Hall-Teams von Michael Keyser. Keyser ist ein amerikanischer Motorsport-Journalist und Buch-Autor, der sich in den 1970er Jahren auch als Rennfahrer und Rennstallbesitzer betätigte. Er fuhr den 911 ST 2.5 - eines von insgesamt nur 24 Exemplaren dieses Typs - mehrfach zusammen mit Jürgen Barth und konnte im Jahr 1972 durchaus beachtliche Erfolge vorweisen: Bei der Targa Florio platzierte er sich zusammen mit Barth auf dem zehnten Gesamtrang, bei dem 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring belegte diese Mannschaft ebenso wie in Le Mans den 13. Rang und gewann in Le Mans sogar die GT-Wertung, und in Watkins Glen gelang es Keyser zusammen mit Bob Beasley, auf Rang sieben zu fahren. Im Folgejahr belegte dieser 911 in Daytona den achten Platz und wurde - wie auch bereits 1972 - dann noch in den USA in der IMSA Series eingesetzt. Der 911 ST 2.5 war die letzte Leistungsstufe des sogenannten "Ur-Elfers", bevor die mächtigen Carrera RS und RSR zum Einsatz kamen. 

Allein dies wäre noch nicht Anlass genug, diesem Porsche ein ganzes Buch zu widmen. Doch Keyser nutzte seinen Elfer nicht nur als Rennwagen, sondern auch als Kamerafahrzeug für seinen wundervollen Dokumentarfilm "The Speed Merchants", der 1973 auf den Markt kam. Dieses 90minütige Meisterwerk gilt unter den Motorsportfans als Benchmark, wenn es um die filmische Darstellung der Sportwagenrennen der 1970er Jahre in Form einer realistischen Dokumentation geht. Es ist deshalb ein Glücksfall, dass der Delius Klasing Verlag dem Buch über den Porsche 911 ST 2.5 eine DVD mit diesem Film beigefügt hat. Der Betrachter wird nicht nur in das Renngeschehen 1972 von Daytona bis Watkins Glen versetzt, ihm werden durch die von Mario Andretti und Vic Elford gesprochenen Kommentare höchst authentische Eindrücke vom damaligen Rennsport vermittelt. Man bekommt unmittelbare Einblicke in die Rennabteilungen von Ferrari, Alfa Romeo und Matra und darf sogar am familiären Umfeld von Derek Bell, Jacky Ickx und Vic Elford teilhaben.Nicht umsonst zählt der Film "The Speed Merchants" für sich allein schon zu den gesuchtesten Motorsport-Dokumentationen, hier bekommt man ihn einfach als sehr willkommene Zugabe. Bemerkenswert in dem Film ist auch, dass der gelbe 911 ST 2.5 als Kamerafahrzeug nur einmal ganz kurz beim Start des 1000-km-Rennens auf dem Nürburgring mit Jürgen Barth am Steuer zu sehen ist. Übrigens hat Michael Keyser auch ein Buch mit dem Titel "The Speed Merchants" über die Sportwagenrennen jener Zeit herausgebracht und einen großartigen Band "A French Kiss with Death" über den legendären Spielfilm "Le Mans" mit Steve McQueen verfasst. 

Thomas Imhof, namhafter Motorjournalist und früher Redakteur bei der unvergessenen "rallye racing" und der „Auto Zeitung“, hat hier in mühevoller Kleinarbeit und mit tiefgehender Recherche die Historie des Porsche 911 mit der Chassisnummer 911 230 0538 nachgezeichnet. In acht Kapiteln bleibt kein dieses Fahrzeug berührender Aspekt unberücksichtigt. Nach der Darstellung der motorsportlichen Entwicklung vom Porsche 911 S 2.0 bis zum 911 ST 2.5 wird die Rennausführung des 2,5-Liter-Porsche beschrieben, bevor die motorsportliche Historie des 911 230 0538 bis ins Detail gewürdigt wird. Dabei beschreibt Imhof nicht nur die Rennen der Saison 1972 ausführlich, sondern befasst sich auch mit dem Film "The Speed Merchants" und porträtiert Michael Keyser und Jürgen Barth, die im übrigen auch an diesem Buch mitgewirkt haben und dem Autor regelmäßig für Auskünfte zur Verfügung standen. Von Jürgen Barth stammt auch das Vorwort. 

Nach der Saison 1972 bestritt der 911 ST 2.5 - wie bereits ausgeführt - weitere Rennen in der amerikanischen IMSA Series, bevor er für mehrere Jahrzehnte in der Versenkung verschwand. 2013 tauchte er - wie durch ein Wunder - in der Nähe von San Francisco wieder auf, allerdings in einem ziemlich schrottreifen Zustand. Mit dem Rücktransport nach Zuffenhausen und dem einfach atemberaubenden Wiederaufbau dieses klassischen Porsche 911 befassen sich die letzten drei Kapitel des Buchs. Diese Restaurierung wird in Text und Bild dokumentiert, und auch der Leiter der Werksrestaurierung Porsche Classic, Uwe Makrutzki, kommt zu Wort. Eine dreiseitige Rennstatistik des legendären gelben 911 ST 2.5 beschließt das Buch.

Der Text ist mit hervorragender Kompetenz und erkennbarer Begeisterung verfasst, insbesondere die Geschichte der Wiederentdeckung und des Wiederaufbaus von 911 230 0538 liest sich unglaublich spannend. Die Illustration ist mit rund 200 Fotografien reichhaltig und sowohl in der Motivauswahl als auch in der Qualität der Wiedergabe ausgezeichnet. Einen zusätzlichen Reiz bezieht die Illustration durch die Reproduktion zahlreicher Originaldokumente. 

Dieses Buch zusammen mit der DVD "The Speed Merchants" stellt in der wahrhaft reichhaltigen Porsche-Literatur ein echtes Highlight dar.


Porsche 911 ST 2.5 Kamerawagen – Le Mans-Sieger – Porsche-Legende 

Autor: Thomas Imhof, Michael Keyser, Jürgen Barth 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017
Format und Umfang: Hardcover, 24 x 27 cm, 304 Seiten, über 200 Abbildungen; eine DVD mit dem Film „Speed Merchants“ 
Text: Deutsch 
Preis: € 49,90 ISBN: 978-3-667-11062-6 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: 911 Love RS Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017

Bereits im Herbst 2013 hatte der Delius Klasing Verlag ein im Format und der Gestaltung vergleichbaren Band aus Anlass des 50jährigen Porsche 911-Jubiläums mit dem Titel "911 Love" herausgebracht, der auf uneingeschränkte Begeisterung stieß. Nun wird noch einmal nachgelegt. Nicht weniger faszinierend widmet sich das neue Buch einem ganz besonders reizvollen Thema, nämlich den RS-Varianten des Porsche 911.

Jürgen Lewandowski und Bart Lenaerts dokumentieren diese Fahrzeuge, die für die wahren Sportwagenfahrer regelmäßig die Höhepunkte der jeweiligen Baureihe darstellten. Dabei wird der Ausgangspunkt dieser zumeist auch wettbewerbstauglichen Porsche nicht erst im legendären 2.7 RS von 1973 gesehen, sondern bereits schon im 911 R von 1967. Aus diesem Grunde kann das voluminöse und gewichtige Buch im Jahr 2017 auch als Jubiläumsband für diese speziellen Porsche 911 angesehen werden, was auch durch eine herrlich beschriebene und illustrierte Ausfahrt mit den beiden 911 R-Modellen von 1967 und 2017 als am Endes des Bandes präsentierter Höhepunkt unterstrichen wird. 

Natürlich nimmt die Darstellung des 911 Carrera RS von 1973 angemessenen Raum ein. Auch auf eine Sonderanfertigung für Ferry Porsche, einen 911 Carrera RS in seiner Urform jedoch mit einem 2,8-Liter-Triebwerk, wird eingegangen. Die Autoren blicken auf zahlreiche RS-, RSR-, GT3- und GT3 RS-Modelle der verschiedenen Baureihen zurück und spannen so einen lückenlosen Bogen über 50 Jahre der reizvollsten Porsche 911. Es ist wirklich erstaunlich, dass auch der gerade erst präsentierte 911 GT2 RS der Baureihe 991 mit 700 PS – wenn auch recht knapp – Eingang in diesen Band gefunden hat. Selbstverständlich wird auch die Technik der betreffenden 911-Varianten dokumentiert – durch Entwurfszeichnungen, technische Daten und Detailfotografien. Das Vorwort stammt von Wolfgang Porsche. 

Die Autoren lassen sowohl Zeitzeugen des Unternehmens als auch beglückte Kunden und Porsche-Fahrer ausführlich zu Wort kommen. Gerade daraus bezieht das Buch eine außergewöhnliche Lebendigkeit. Es sind Geschichten, die von Begeisterung für das Produkt und Empathie für die Marke zeugen, die in der Darstellung sehr persönlicher Erfahrungen geradezu berührend wirken. Der frühere Rennfahrer John Watson zeigt und beschreibt voller Stolz seinen 911 2.7 RS Touring, Porsches Chefdesigner Michael Mauer schwärmt vom 991 GT3 4.0 RS, Stefan Bogner – bekannt durch seine "Curves"- Fotobuchreihe – präsentiert seinen 964 3.6 RS, der Werbefilmproduzent und Autor von Porsche-Büchern Jeff Zwart zeigt seinen roten 997 GT2 RS. Der Leser erfährt zudem etwas über den ganz speziellen 911 Turbo von Herbert von Karajan und kann noch einmal die Rekordfahrten des 911 R in Monza 1967 nacherleben. 

Mit über 220 Abbildungen steht die fotografische Ausstattung des edel gestalteten Bandes dem Text qualitativ in keiner Weise nach. Großformatige Aufnahmen, liebevoll und künstlerisch präsentiert, verdeutlichen die sich wie ein roter Faden durch das opulente Buch ziehende Begeisterung für den Porsche 911 in seinen faszinierendsten Ausführungen – die richtige Literatur für "911-LoveRS"!

Thomas Nehlert

911 Love RS 

Autor: Jürgen Lewandowski, Bart Lenaerts 

Verlag: Delius Klasing Verlag Bielefeld, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 30 x 30 cm, 264 Seiten, über 220 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 98,- 
ISBN: 978-3-667-11058-9 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: 24 Stunden Nürburgring 2017 Gruppe C Motorsport Verlag, Duisburg, 2017

Ende 1989 rief Ulrich Upietz in Duisburg den "Gruppe C Motorsport Verlag" ins Leben. Der erste Band war das Jahrbuch "World Sportscar Racing 89", der über die bedeutenden Sportwagenrennen rund um den Erdball berichtete. Inzwischen ist der Verlag längst in die Hände seines Sohnes Tim übergegangen, der "Gruppe C" zu einem anerkannten Dienstleistungsunternehmen im Bereich Fotografie und Promotion ausgebaut hat. Allerdings wird dabei die verlegerische Tätigkeit nicht vernachlässigt, regelmäßig erscheinen bis zu fünf Jahrbücher, deren Schwerpunkt der Porsche-Motorsport ist, die aber inzwischen auch andere Themen wie zum Beispiel die DTM zum Gegenstand haben.

Seit 2001 gibt es das Jahrbuch über Deutschlands größte Motorsport-Veranstaltung, das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Dabei berichten die Autoren nicht nur über das Rennen selbst, sondern genauso über das Qualifying und alle Events im Umfeld des Hauptrennens wie den Adenauer Racing Day, die 24 Stunden Classic, die beiden Läufe zur Tourenwagen-Weltmeisterschaft, die Rundstrecken-Challenge und den Audi Sport TT Cup. Besonderes Augenmerk wird auf die 21 verschiedenen Klassen gelegt, deren Fahrzeuge beim 24-Stunden-Rennen angetreten sind. Allein knapp 80 Seiten entfallen auf eine eingehende Würdigung dieser Wertungsgruppen, so dass eben nicht nur über die gewaltigen GT3-Rennwagen berichtet wird, sondern auch über die reinen Privateinsätze der Renault Clio, VW Golf GTI, Toyota Corolla, Ford Focus und Opel Astra, die einen Großteil der insgesamt 157 am Start befindlichen Autos ausmachten. Der chronologische Rennbericht selbst ist fast 100 Seiten lang und liest sich abwechslungsreich und spannend. Geradezu dramatisch ist die Schilderung der Schlussphase des Rennens 2017. Nachdem der Lauf – für den Nürburgring ungewöhnlich – bei besten Wetterverhältnissen über die Bühne gegangen war, "spielte Petrus zum Rennende doch noch einmal verrückt" und schien das zunächst sicher geglaubte Klassement durcheinander zu bringen. 

Die Texte berücksichtigen alle wesentlichen Aspekte des Rennens und werden durch 14 rot unterlegte Sonderthemen aufgelockert. Kurze Zusammenfassungen in englischer Sprache erleichtern zweifellos die internationale Vermarktung des Buchs. 

Dennoch liegt der Schwerpunkt dieses Annuals wie schon immer auf der schlicht atemberaubenden Illustration. Das sind tatsächlich deutlich über 1000 Fotos, zum großen Teil in beachtlichem Format, allein 16 Bilder doppelseitig. Erfrischende Renn-Action wechselt sich mit stimmungsvollen Aufnahmen aus der Nacht ab; der in die Abendsonne fahrende Opel Manta begeistert genauso wie die miteinander kämpfenden Boliden vom Schlage eines Audi R8 LMS , Mercedes-AMG GT3, BMW M6 GT3, Porsche 911 GT3 oder Ferrari 488 GT3. Ein besondere Stärke des Buchs liegt alljährlich darin, dass es nicht nur das Renngeschehen auf der Piste beleuchtet, sondern ebenfalls die Menschen rundherum – natürlich die Fahrer, Mechaniker, Teamchefs, aber genauso die Zuschauer, die Fans, die Gridgirls und so manch exotische Erscheinung. Auf diese Weise ist das alles viel mehr als ein nüchterner Rennbericht, dieses Buch vermittelt die einzigartige Stimmung, das herrliche Ambiente eines Motorsport-Events der Extraklasse. 

Man muss sich wirklich fragen, wie es möglich ist, ein großformatiges Werk mit 272 Seiten und einer solchen Illustration zu einem Preis von nur 40,-€ auf den Markt zu bringen. Denn unter diesem Aspekt sind die rund 20 Seiten geschickt verteilter Werbung auch für den Käufer und Leser ein Gewinn. 


24 Stunden Nürburgring 2017 

Herausgeber: Tim Upietz 
Autor: Jörg-Richard Ufer/ René de Boer 
Verlag: Gruppe C Motorsport Verlag, Duisburg, 2017 
Format und Umfang: Hardcover, 24 x 31 cm, 272 Seiten, über 1000 Abbildungen 
Text: Deutsch/ Englisch 
Preis: € 40,- 
ISBN: 978-3-928540-90-2 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: "M1 procar", View-GmbH, Bonn, 2017

Jeder kennt heute die inzwischen legendären M-Modelle von BMW, allen voran M3 und M5 als auch M2 und M4. "M" steht dabei an sich für "Motorsport", denn die M-GmbH ging 1978 aus der 1972 gegründeten Motorsport-GmbH von BMW hervor. Die M-GmbH startete unter der Leitung von Jochen Neerpasch mit einem sensationellen Fahrzeug, das für die Nutzung sowohl auf öffentlichen Straßen als auch auf den Rennstrecken konzipiert worden war, dem BMW M1. 

Das von Michael Thiers View-Verlag herausgegebene Buch "M1 Procar" dokumentiert die Entstehung, die technische Entwicklung und vor allem die Renneinsätze dieser Wettbewerbsversion des M1 bis ins letzte Detail. Autor des Buchs ist Jochen von Osterroth, Motorsportfans bekannt durch zahlreiche Fachbücher und als langjähriger Redakteur der unvergessenen Zeitschrift "rallye racing", die von August 1966 bis Ende 2001 ein unverzichtbares Printmedium im Bereich Automobilsport war. Als rallye-racingMann verfolgte von Osterroth, der übrigens im Ehrenamt auch Vorsitzender des MittelalterVereins Oberwesel ist, nicht nur die Geschichte des M1, sondern auch sämtliche Rennen der Procar Series in den Jahren 1979 und 1980. Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrungen war er wie kaum ein anderer dazu berufen, dieses gigantische Buch über den BMW M1 Procar zu verfassen. 

Das 276 Seiten umfangreiche Buch gliedert sich in elf Kapitel. Nach Vorworten von Jochen Neerpasch und Max Mosley werden im ersten Abschnitt die Entstehung der M-GmbH und die Entwicklung des M1 von den ersten Ideen bis zur Umsetzung dieses für damalige Zeiten einzigartigen Projekts dargestellt. Dank der hervorragenden Kontakte des Autors kommen in diesem Zusammenhang auch zahlreiche Protagonisten zu Wort, die unmittelbar mit dem M1 Procar zu tun hatten. Beispielhaft seien Jochen Neerpasch, der leider vor nicht allzu langer Zeit verstorbene Paul Rosche, Martin Braungart und Rainer Bratenstein erwähnt. Nicht zuletzt wird auch der Einsatz von Max Mosley und Bernie Ecclestone gewürdigt, ohne die eine Installation der Procar Series im Vorprogramm der Formel 1 und bei einigen weiteren ausgesuchten Rennen nicht denkbar gewesen wäre. Und schließlich muss auch Uwe Mahla erwähnt werden, bekannt durch unzählige Veröffentlichungen und durch seine mehrjährige Tätigkeit als Pressesprecher des BMWMotorsports. Mahla hat von Osterroth bei der Erstellung des Buchs maßgeblich unterstützt. Gleiches gilt für Günter Nötzold, der sein ganzes Wissen und auch Teile seines Bildmaterial eingebracht hat. 

Den größten Raum des Buchs nimmt die Dokumentation der beiden Jahre der Procar Series 1979 und 1980 ein. Sämtliche Startaufstellungen der insgesamt 18 Läufe, ausführliche Rennberichte und Porträts der beiden Titelträger Niki Lauda und Nelson Piquet lassen keine Frage offen. Dabei wird auch deutlich, dass diese Serie nicht mit einem Markenpokal im heutigen Sinne zu vergleichen ist, sondern ein beinhartes und hoch dotiertes Championat war, in dem in der Regel die fünf Trainingsschnellsten der Formel 1 auf renommierte Tourenwagen- und Sportwagen-Piloten trafen.

Weitere Kapitel über die M1-Einsätze in der amerikanischen IMSA-Serie, bei den 24 Stunden von Le Mans, in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft und in vereinzelten Rallyes schließen sich an. Eine interessante Würdigung erfahren die künstlerisch gestalteten Exemplare des Procars, sei es das von Andy Warhol bemalte Art-Car 1979, der Nürburgring-M1 oder der als Werbeträger verwendete Wirtshaus-M1. Ausführliche Rennergebnisse der Procar-Rennen 1979/80 und eine dreiseitige Auflistung aller M1 Procar-Fahrgestelle schließen das Buch ab. 

Die Texte des Autors und die zum Teil selbst verfassten Beiträge der am Procar-Projekt Beteiligten verraten nicht nur eine auch heute noch sehr hohe Begeisterung für das Thema, sondern eine aus der Nähe zum damaligen Geschehen stammende überragende Kompetenz.So hatte Jochen von Osterroth nicht nur, wie bereits ausgeführt, sämtliche Rennen der Procar Series jeweils vor Ort verfolgt, sondern auch schon seinerzeit journalistisch begleitet. 

Die Illustration ist mit 221 Fotografien nicht nur sehr reichhaltig, sondern auch in Auswahl und Reproduktion der Abbildungen auf hochwertigem Mattglanzpapier hervorragend. Die Bilder stammen aus zahlreichen namhaften Archiven, darunter auch aus der Sammlung von BMW Classic. Mehrere Aufnahmen erscheinen im gewaltigen Doppelseitenformat, also in den Maßen 48x32 cm; eine bestechende Luftaufnahme dieser Größe zeigt beispielsweise das M1 Procar-Feld in der Grundigkehre des Nürnberger Norisrings. 

Ein paar Worte müssen auch zu der Ausführung dieses imponierenden Buchs verloren werden, weil diese wirklich außergewöhnlich ist und neben dem in jeder Beziehung überzeugenden Inhalt den zweifellos stattlichen Preis erklärt und rechtfertigt. Der Einband besteht aus einem Buchrücken mit Silberprägung und einem Cover in Halb-LeinenAusführung in silberner Farbe, die Buchdeckel sind aus einem Spezialpapier in besonderer Glattleder-Haptik gefertigt, ein geprägter M1 procar-Schriftzug auf dem vorderen Einband ziert das Buch genauso wie ein Web-Etikett und ein Lesebändchen in den BMW-M-Farben. Bei dieser Liebe zum Detail versteht es sich schon von selbst, dass Verarbeitung und Bindung auch höchsten Ansprüchen genügen. Dem Schutz des Buchs dient ein stabiler silberfarbener Schuber. 

Dieses Werk ist eine Zierde jeder Sammlung von Motorsport-Literatur, für wahre BMWFans ein Highlight und für die Eigentümer der noch vorhandenen raren BMW M1 unverzichtbar. Angesichts der limitierten Auflage von 500 Exemplaren dürfte es sich schnell zu einem echten Sammlerstück entwickeln.

Thomas Nehlert. 

M1 procar

Autor: Jochen von Osterroth 
Verlag: View GmbH Bonn, 2017 
Format und Umfang: Hardcover im Schuber, 29,5 x 32 cm, 276 Seiten, 221 Fotos 
Text: Deutsch Preis: € 220,-, 
Limitierung auf 500 Exemplare 
ISBN: 978-3-945397-08-4

Rezension Thomas Nehlert: „Alan Mann Racing – F3L/P68“ und „Ford Escort RS1600-Safari 1972“ McKlein Publishing, Köln, 2017

Wenn wir uns mit im Automobilsport erfolgreichen Werken befassen, denken wir zunächst immer nur an Ferrari und Porsche, Mercedes und BMW und vielleicht noch an Bugatti und Alfa Romeo. Dabei gibt es einen Konzern, dessen Tradition und Erfolge im Motorsport zumindest so bemerkenswert sind wie die Siege der geläufigen "Edel-Fabrikate". Es gibt praktisch kein motorsportliches Betätigungsfeld, in dem Ford nicht schon einmal aktiv war.

McKlein Publishing in Köln und der Autor Ed Heuvink haben im Laufe der vergangenen drei Jahre drei besonders außergewöhnliche Rennfahrzeuge von Ford mit drei sehr edel gestalteten und großformatigen Büchern dokumentiert. Der erste Band dieser Trilogie beschrieb 2015 das Urmodell des Ford GT mit der Chassisnummer 101. Jetzt wird diese Reihe mit den Büchern über den Ford P68 und den Escort RS1600, der im internationalen Rallyesport eingesetzt worden war, abgeschlossen.

Als die FIA für das Jahr 1968 die großvolumigen Rennsportwagen vom Kaliber des Ford GT aus der Prototypen-Klasse ausschloss, entwickelte Len Bailey für das Team von Alan Mann in England einen neuen 3-Liter-Prototypen, der von Anfang an durch sein begeisterndes Design bestach. In der rennsportlichen Realität indes erwies sich dieser Ford P68 mit dem der Formel 1 entliehenen Cosworth-V8-Motor als reiner Fehlschlag. In den Jahren 1968 und 1969 trat dieser Rennwagen in sieben Rennen an, fiel aber regelmäßig mit Defekten der unterschiedlichsten Art aus. Neben seinem Aussehen vermochte allein sein imposantes Motorengeräusch zu überzeugen.

Ein in der Schweiz lebender Sammler verfügt – neben dem britischen Rennfahrer David Piper - noch über eines der wenigen Exemplare des Ford P68. Er gab den Anstoß zu diesem Buch, das sich nicht nur mit diesem Prototypen befasst, sondern zunächst auch mit der Ford-Motorsportgeschichte und der Entwicklung des legendären 3-Liter-V8-Cosworth-Motors, dem in der Formel 1 erfolgreichsten Triebwerk aller Zeiten. Darüber hinaus bekommt der Leser auch einen ausgezeichneten Einblick in die Geschichte und die Struktur des Alan-Mann-Rennteams. Nach einer eingehenden Dokumentation der Rennhistorie des P68 geht der Autor auch auf die Einsätze des porträtierten Fahrzeugs im aktuellen historischen Motorsport ein. Das Vorwort zu dem in neun Kapitel gegliederten Band stammt von Richard Attwood, einem britischen Rennfahrer, der über eigene Erfahrungen mit dem P68 verfügt, und zwar sowohl aus der Zeit der eigentlichen Renneinsätze als auch aus den Fahrten bei Oldtimer-Veranstaltungen. Nicht minder bemerkenswert erscheint das Geleitwort von Henry Mann, dem Sohn des früheren Teamchefs Alan Mann.

Gerade angesichts der kaum noch überschaubaren Anzahl von Büchern über die weitaus bekannteren und erfolgreichen Prototypen und Sportwagen von Porsche und Ferrari und auch über den Ford GT40 ist dieser Band über ein zuweilen in Vergessenheit geratenes Projekt ein echter Leckerbissen. Ed Heuvink hat genau recherchiert und zahlreiche bisher nicht bekannte Fakten zusammengetragen, um dieses attraktiv gestaltete und bestens illustrierte Buch zu erstellen. Die zum großen Teil im ganzseitigen Format gehaltenen Fotos stammen aus zahlreichen namhaften Archiven wie z.B. LAT, McKlein, Ford und Bernard Cahier. 

Im Gegensatz zum glücklosen Ford P68 war der Ford Escort RS 1600 ein sehr erfolgreiches Wettbewerbsfahrzeug im internationalen Motorsport, insbesondere bei den Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft. Einer der herausragenden Siege war der bei der East African Safari Rallye 1972; ein Ford-Sieg an sich wäre ja nichts so Besonderes gewesen, aber 1972 konnte mit Hannu Mikkola und Gunnar Palm erstmals ein nicht aus Ostafrika stammendes Fahrerteam diese unglaublich harte Rallye für sich entscheiden. Deshalb ist jenes Siegerfahrzeug – nun ebenfalls in der Schweiz beheimatet – auch ein Unikat von eminenter Bedeutung. Ed Heuvink und der frühere Rallyefahrer John Davenport dokumentieren hier die Historie des Siegerfahrzeugs, wobei sie den Aufbau derSportabteilung und die Planung und den Ablauf der Einsätze von Ford im Rallyesport voranstellen. Für den technisch interessierten Leser dürfte auch die Darstellung der Entwicklung der Rallye-Fahrzeuge von Ford von den Anfängen mit dem Ford V8 und dem Zephyr über den Lotus Cortina bis zum Escort RS 1600 ein Highlight sein, und man erfährtu.a. auch eine Menge über das beachtliche Feld der Konkurrenten von Ford bei den großen Rallyes. Natürlich liegt der Schwerpunkt des im gleichen Format wie das P68-Buchgehaltenen Bandes auf der Vorbereitung und dem Verlauf der East African Safari 1972. 

Deshalb ist es nur konsequent, dass die Vorworte zu diesem ebenfalls auf 999 Exemplare limitierten, großartig illustrierten Buch von den Safari-Siegern Hannu Mikkola und Gunnar Palm stammen, die noch heute ihre berechtigte Freude über den historischen Erfolg von 1972 wiedergeben. Umfangreiches statistisches Material und eine beeindruckende Fotostrecke zum Escort RWC 455K runden das Buch inhaltlich ab. 


Alan Mann Racing F3L/P68 

Autor: Ed Heuvink
Verlag: McKlein Publishing, Köln, 2017
Format und Umfang: Hardcover im Schuber, 29 x 29 cm, 158 Seiten, über 210 Fotos
Text: Englisch Preis: € 79,90, Limitierung auf 999 Exemplare 
Vertrieb: RacingWebShop.com
ISBN: 978-3-9274-5897-0

Ford Escort RS 1600 - Safari 1972

Autoren : Ed Heuvink, John Davenport
Verlag: McKlein Publishing, Köln, 2017
Format und Umfang: Hardcover im Schuber, 29 x 29 cm, 158 Seiten, 190 Fotos
Text: Englisch Preis: € 79,90, Limitierung auf 999 Exemplare 
Vertrieb: RacingWebShop.com
ISBN: 978-3-9274-5898-7

Rezension Thomas Nehlert „Porsche Klassik – Special Edition 911“ Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017

Wenn die Produktion eines gewöhnlich als "Sportwagen-Ikone" bezeichneten Fahrzeugs die Stückzahl von einer Million erreicht, ist das etwas sehr Besonderes. Der 1963 in seiner Urform als 901 vorgestellte Porsche 911 hat dieses Ziel am 11. Mai 2017 erreicht. Das ist Anlass genug, dieses für einen Hochleistungswagen einmalige Jubiläum mit einer edel und attraktiv gestalteten Sonderausgabe des Magazins "Porsche Klassik" zu würdigen.

Auf 148 Seiten präsentiert der Delius Klasing Verlag 15 Geschichten und Berichte über den Sportwagen-Klassiker aus Zuffenhausen. Der Automobil-Historiker und durch zahlreiche Bücher bekannte Autor Jürgen Lewandowski zeichnet die Entstehung des Porsche 901 nach und widmet einen Artikel dem Schöpfer der 911-Form, Ferdinand Alexander Porsche. Außerdem beschreibt er den Andial 964 Carrera 4, der mit 680 PS als stärkster Straßen-Porsche erst jetzt durch den neuen GT2 RS abgelöst wird. Bastian Fuhrmann stellt die in Kalifornien beheimatete R-Gruppe und deren Gründer Ray Crawford mit seinem 911 S vor, vermittelt dem Leser einen Eindruck von der Sloan Sammlung in New York und berichtet über außergewöhnliche Porsche-Kunden und ihre Porsche 911. Außerdem steuert er einen ausführlichen Fahrbericht vom in klassischem Grün gehaltenen Jubiläumsexemplar des 911 durch Schottland bei. Weitere Texte befassen sich unter anderem mit dem Porsche-Club Westfalen, einem ungewöhnlichen Rennfahrzeug mit der Bezeichnung "912 RSR Lightweight", einem 911 Carrera RSR 2.8 sowie einer gigantischen Sammlung von Porsche-Modellautos. 

Die Special Edition 911 ist reichhaltig und hochwertig illustriert, liest sich interessant und abwechslungsreich und macht die immense Vielfalt des Themas "Porsche 911" deutlich. Trefflich passt auch der Preis zum Thema des Hefts: 9,11 €. 


Porsche Klassik Sonderausgabe "Special Edition 911" 

Verlag: Delius Klasing Verlag Bielefeld, 2017 
Format und Umfang: Kartoniert, 23 x 28 cm, 146 Seiten 
Text: Deutsch Preis: € 9,11 

Überall im Zeitschriftenhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert „The Next 100 – Ideen, Visionen, Meinungen zur Welt von morgen“, BMW Group München, Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg, 2016

BMW hat 2016 den 100. Geburtstag gefeiert. Dem Selbstverständnis des Unternehmens entsprechend wurde relativ knapp Rückschau auf die Geschichte gehalten. Der Schwerpunkt der Feierlichkeiten lag in der Entwicklung von realitätsbezogenen Zukunftsvisionen. So verhält es sich auch mit diesem Buch, einem beachtlichen Wälzer von fast 600 Seiten Umfang. Das ist kein Autobuch im engeren Sinne. Das ist ein Band, der die Möglichkeiten und die Notwendigkeit aufzeigt, wie sich ein Unternehmen der Autoindustrie positionieren muss, um zu überleben.

Dabei wird jedoch davon ausgegangen, dass es auch in Zukunft den Wunsch geben wird, individuelle Fahrzeuge zu besitzen. Dokumentiert wird das schon in den Kapiteln über vier Zukunftsstudien der Fahrzeugentwicklung: Motorrad Vision Next 100, Mini Vision Next 100, Rolls-Royce Vision Next 100 und BMW Vision Next 100. Das Konzept der Mobile wird ausführlich dargelegt und in ausgezeichneten Abbildungen faszinierend vorgestellt. 

Allein der Fahrzeugbau wird aber schon mittelfristig ein Autounternehmen kaum tragen. Hoch interessant deshalb das Kapitel "Was wird aus der BMW Group?". Der Chefredakteur dieses Buchs, Adriano Sack, hat mit zahlreichen Mitarbeitern und Führungskräften bei BMW gesprochen und deren Vorstellungen wiedergegeben. Das reicht vom Fahrzeugbau über die unterschiedlichsten Mobilitätsprojekte wie autonomes Fahren, CarSharing, Pay-per-Use-Modellen, perfekt individualisierten Modellen bis zum Datensammeln und Datenschutz, „veganen“ Automobilen und teilweise schon errichteten Erlebniswelten. Es wird deutlich, dass sich sowohl die Geschäftsfelder als auch die Arbeitsplätze vollkommen ändern werden - sei es in der Produktion, sei es im Verkauf oder der Kundenbetreuung. 

In sieben "Gesprächen über das Morgen" treffen jeweils eine ranghohe BMWPersönlichkeit und ein im Bereich der Zukunftsforschung aktiver Wissenschaftler oder Künstler aufeinander. Dem vorangestellt sind mit Daten unterlegte Prognosen zur biologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung auf diesem Planeten. In die gleiche Richtung gehen zehn sehr unterschiedliche Essays unter dem Titel "Weltuntergang war gestern". 

Zum Glück bleibt aber die BMW-Historie nicht vollkommen außen vor. Das erste der insgesamt elf Kapitel schaut unter der Überschrift "Zurück in die Zukunft" auf über 60 Seiten auf bedeutsame Motorräder, Fahrzeuge und Konzepte von BMW zurück und spart in diesem Zusammenhang auch den Motorsport nicht aus. Und im zehnten Kapitel werden auf rund 50 Seiten überraschende Kreationen präsentiert, die man in den Archiven von BMW gefunden hat. 

Ein echter Leckerbissen ist das Kapitel "Fast and Curious", in dem Visionen zur Mobilität aus der bis zu tausenden von Jahren zurückliegenden Geschichte in teilweise prachtvollen Zeichnungen mit einprägsamen und ausführlichen Bildunterschriften gezeigt werden 

Die Texte stammen von Michael Seitz und Dr. Petra Thorbrietz. Das liest sich sehr spannend und verdeutlicht den immensen Wandel, der die Autoindustrie schon jetzt mit voller Härte getroffen hat. Viele der aufgezeigten Entwicklungen und Prognosen sind unausweichlich, in einigen Feldern ist vielleicht das letzte Wort noch nicht gesprochen, so dass beim Leser - durchaus gewollt - so manche offenen Fragen und Zweifel bleiben. 

Die Illustration ist mit rund 420 Fotos und zahlreichen Grafiken und Ablaufdiagrammen sehr reichhaltig. Die Abbildungen aus der BMW-Geschichte und zu den vier Fahrzeugen Vision Next 100 sind besonders reizvoll. Das Buch ist hervorragend verarbeitet und auf hochwertigem matten Papier überaus attraktiv gestaltet. Natürlich ist es als ein von BMW herausgegebenes Werk unvermeidlich auch ein Promotion-Book; das tut aber dem gelungenen Inhalt keinen Abbruch.

Thomas Nehlert

The Next 100 – Ideen, Visionen, Meinungen zur Welt von morgen 

Autor: Michael Seitz und Petra Thorbrietz, Redaktion: Adriano Sack 
Verlag: Hoffmann & Campe Verlag Hamburg, 2016 
Format und Umfang: Hardcover, 23 x 30 cm, 592 Seiten, rund 420 Abbildungen 
Text: Deutsch Preis: € 98,00 
ISBN: 978-3-445-50421-7 
Überall im Buchhandel erhältlich