Rezension Thomas Nehlert: „Alan Mann Racing – F3L/P68“ und „Ford Escort RS1600-Safari 1972“ McKlein Publishing, Köln, 2017

Wenn wir uns mit im Automobilsport erfolgreichen Werken befassen, denken wir zunächst immer nur an Ferrari und Porsche, Mercedes und BMW und vielleicht noch an Bugatti und Alfa Romeo. Dabei gibt es einen Konzern, dessen Tradition und Erfolge im Motorsport zumindest so bemerkenswert sind wie die Siege der geläufigen "Edel-Fabrikate". Es gibt praktisch kein motorsportliches Betätigungsfeld, in dem Ford nicht schon einmal aktiv war.

McKlein Publishing in Köln und der Autor Ed Heuvink haben im Laufe der vergangenen drei Jahre drei besonders außergewöhnliche Rennfahrzeuge von Ford mit drei sehr edel gestalteten und großformatigen Büchern dokumentiert. Der erste Band dieser Trilogie beschrieb 2015 das Urmodell des Ford GT mit der Chassisnummer 101. Jetzt wird diese Reihe mit den Büchern über den Ford P68 und den Escort RS1600, der im internationalen Rallyesport eingesetzt worden war, abgeschlossen.

Als die FIA für das Jahr 1968 die großvolumigen Rennsportwagen vom Kaliber des Ford GT aus der Prototypen-Klasse ausschloss, entwickelte Len Bailey für das Team von Alan Mann in England einen neuen 3-Liter-Prototypen, der von Anfang an durch sein begeisterndes Design bestach. In der rennsportlichen Realität indes erwies sich dieser Ford P68 mit dem der Formel 1 entliehenen Cosworth-V8-Motor als reiner Fehlschlag. In den Jahren 1968 und 1969 trat dieser Rennwagen in sieben Rennen an, fiel aber regelmäßig mit Defekten der unterschiedlichsten Art aus. Neben seinem Aussehen vermochte allein sein imposantes Motorengeräusch zu überzeugen.

Ein in der Schweiz lebender Sammler verfügt – neben dem britischen Rennfahrer David Piper - noch über eines der wenigen Exemplare des Ford P68. Er gab den Anstoß zu diesem Buch, das sich nicht nur mit diesem Prototypen befasst, sondern zunächst auch mit der Ford-Motorsportgeschichte und der Entwicklung des legendären 3-Liter-V8-Cosworth-Motors, dem in der Formel 1 erfolgreichsten Triebwerk aller Zeiten. Darüber hinaus bekommt der Leser auch einen ausgezeichneten Einblick in die Geschichte und die Struktur des Alan-Mann-Rennteams. Nach einer eingehenden Dokumentation der Rennhistorie des P68 geht der Autor auch auf die Einsätze des porträtierten Fahrzeugs im aktuellen historischen Motorsport ein. Das Vorwort zu dem in neun Kapitel gegliederten Band stammt von Richard Attwood, einem britischen Rennfahrer, der über eigene Erfahrungen mit dem P68 verfügt, und zwar sowohl aus der Zeit der eigentlichen Renneinsätze als auch aus den Fahrten bei Oldtimer-Veranstaltungen. Nicht minder bemerkenswert erscheint das Geleitwort von Henry Mann, dem Sohn des früheren Teamchefs Alan Mann.

Gerade angesichts der kaum noch überschaubaren Anzahl von Büchern über die weitaus bekannteren und erfolgreichen Prototypen und Sportwagen von Porsche und Ferrari und auch über den Ford GT40 ist dieser Band über ein zuweilen in Vergessenheit geratenes Projekt ein echter Leckerbissen. Ed Heuvink hat genau recherchiert und zahlreiche bisher nicht bekannte Fakten zusammengetragen, um dieses attraktiv gestaltete und bestens illustrierte Buch zu erstellen. Die zum großen Teil im ganzseitigen Format gehaltenen Fotos stammen aus zahlreichen namhaften Archiven wie z.B. LAT, McKlein, Ford und Bernard Cahier. 

Im Gegensatz zum glücklosen Ford P68 war der Ford Escort RS 1600 ein sehr erfolgreiches Wettbewerbsfahrzeug im internationalen Motorsport, insbesondere bei den Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft. Einer der herausragenden Siege war der bei der East African Safari Rallye 1972; ein Ford-Sieg an sich wäre ja nichts so Besonderes gewesen, aber 1972 konnte mit Hannu Mikkola und Gunnar Palm erstmals ein nicht aus Ostafrika stammendes Fahrerteam diese unglaublich harte Rallye für sich entscheiden. Deshalb ist jenes Siegerfahrzeug – nun ebenfalls in der Schweiz beheimatet – auch ein Unikat von eminenter Bedeutung. Ed Heuvink und der frühere Rallyefahrer John Davenport dokumentieren hier die Historie des Siegerfahrzeugs, wobei sie den Aufbau derSportabteilung und die Planung und den Ablauf der Einsätze von Ford im Rallyesport voranstellen. Für den technisch interessierten Leser dürfte auch die Darstellung der Entwicklung der Rallye-Fahrzeuge von Ford von den Anfängen mit dem Ford V8 und dem Zephyr über den Lotus Cortina bis zum Escort RS 1600 ein Highlight sein, und man erfährtu.a. auch eine Menge über das beachtliche Feld der Konkurrenten von Ford bei den großen Rallyes. Natürlich liegt der Schwerpunkt des im gleichen Format wie das P68-Buchgehaltenen Bandes auf der Vorbereitung und dem Verlauf der East African Safari 1972. 

Deshalb ist es nur konsequent, dass die Vorworte zu diesem ebenfalls auf 999 Exemplare limitierten, großartig illustrierten Buch von den Safari-Siegern Hannu Mikkola und Gunnar Palm stammen, die noch heute ihre berechtigte Freude über den historischen Erfolg von 1972 wiedergeben. Umfangreiches statistisches Material und eine beeindruckende Fotostrecke zum Escort RWC 455K runden das Buch inhaltlich ab. 


Alan Mann Racing F3L/P68 

Autor: Ed Heuvink
Verlag: McKlein Publishing, Köln, 2017
Format und Umfang: Hardcover im Schuber, 29 x 29 cm, 158 Seiten, über 210 Fotos
Text: Englisch Preis: € 79,90, Limitierung auf 999 Exemplare 
Vertrieb: RacingWebShop.com
ISBN: 978-3-9274-5897-0

Ford Escort RS 1600 - Safari 1972

Autoren : Ed Heuvink, John Davenport
Verlag: McKlein Publishing, Köln, 2017
Format und Umfang: Hardcover im Schuber, 29 x 29 cm, 158 Seiten, 190 Fotos
Text: Englisch Preis: € 79,90, Limitierung auf 999 Exemplare 
Vertrieb: RacingWebShop.com
ISBN: 978-3-9274-5898-7

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